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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Delikāt; Delikt; Delīla; Delille; Delimitieren; Delinëieren; Delinquént; Deliquĭum; Delirieren; Delirium

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Delikat - Delirium.

ral. 1859 erhielt er als Divisionsgeneral den Oberbefehl über die Division von Oran und unterdrückte mehrere Aufstände der Araber. Von Oran ward er 1869 abberufen, um das Lager von Châlons zu befestigen, und stand 1870 im deutsch-französischen Krieg an der Spitze einer Division der Rheinarmee, mit welcher er in den Schlachten vor Metz kämpfte und Ende Oktober nach der Kapitulation von Metz in deutsche Gefangenschaft geriet. Er wurde in Münster interniert und schrieb hier die Broschüre "1870. Armée de Metz" (Par. u. Brüss. 1870-71), in welcher er als einer der ersten Bazaine die Schuld an dem Unglück der Rheinarmee beimaß. 1873-79 führte er den Oberbefehl über das 4. Armeekorps in Le Mans. Er ward darauf zum Generalinspekteur der Armee ernannt, aber 1880 zur Disposition gestellt.

Delikāt (franz.), lecker, wohlschmeckend; fein, sinnreich; zartfühlend, empfindlich, heikel. Delikatesse, Feinheit, Zartsinnigkeit, Zartgefühl; Leckerbissen.

Delikt (lat.), s. Verbrechen.

Delīla (die "Schmachtende"), philistäische Geliebte Simsons, im Thal Sorek, verriet denselben an ihre Landsleute, nachdem sie von ihm das Geheimnis seiner Stärke erforscht hatte (Richt. 16, 4 ff.).

Delille (spr. dölihl), Jacques, franz. Dichter, geb. 22. Juni 1738 zu Aigue-Perse in der Auvergne als der natürliche Sohn des Advokaten Montanier, erhielt im Collège Lisieux zu Paris eine vorzügliche Schulbildung und wurde Lehrer an den Gymnasien von Beauvais und Amiens, dann in Paris. Schon früh bewies er ein großes poetisches Talent, berühmt aber wurde er erst 1769 durch seine Übersetzung von Vergils "Georgica". Die ganze litterarische Welt, besonders Voltaire, verherrlichte den Dichter. 1772 wurde er in die Akademie gewählt, seine Aufnahme verzögerte sich aber wegen seiner Jugend bis 1774. Nachdem er seine Lehrthätigkeit mit einer Professur der lateinischen Poesie am Collège de France vertauscht hatte, erschien 1782 sein erstes größeres Originalwerk, das Lehrgedicht "Les jardins, ou l'art d'embellir les paysages", mit welchem er einen großen Erfolg errang, besonders da er zugleich ein vorzüglicher Vorleser war. Nach seiner Rückkehr von einer Reise nach Konstantinopel, wohin er den französischen Gesandten Grafen von Choiseul-Gouffier begleitete, fand er seine Lage durch die Revolution vollständig verändert; er behielt zwar seine Freiheit, verlor aber seine Einkünfte von 30,000 Frank aus der Abtei von St.-Séverin, die ihm der Graf von Artois verliehen hatte. Unter dem Direktorium machte er eine Reise durch Deutschland und England, kehrte 1802 nach Frankreich zurück und übernahm wieder seine Professur sowie seine einflußreiche Stellung in der Gesellschaft. Er starb 1. Mai 1813, nachdem er in den letzten Jahren vollständig erblindet war. Sein bestes Werk ist die Übertragung der "Georgica"; hier treten seine Vorzüge, Korrektheit der Sprache und des Rhythmus, Eleganz und Leichtigkeit des Versbaues, Feinheit des Geschmacks und Reichtum der Phantasie, aufs glänzendste hervor; aber oft ist das Original vergewaltigt, und sein gezierter Stil und seine gesuchten Bilder lassen erkennen, daß er zu sehr auf den Geschmack seiner Zeit Rücksicht nimmt. Viel geringer sind seine eignen Leistungen: meist lose aneinander gereihte Bilder ohne Plan, ohne Einheit, ohne Zusammenhang; selbst Stil und Versbau sind zuweilen schwach. Am tiefsten stehen seine spätern Übersetzungen; es sind meist Nachahmungen ohne Saft und Kraft. Seine Werke (gesammelt von Michaud, 1824, 16 Bde.; Didot, 1847) erschienen in folgender Ordnung: "Les Géorgiques de Virgile" (Par. 1769, 1782 u. öfter); "Les Jardins" (1782); "L'homme des champs, ou les Géorgiques françaises" (1800); "Poésies fugitives" (1802); "Dithyrambe sur l'Être suprême et l'immortalité de l'âme" (1802); "Le malheur et la pitié" (1803); "L'Éneïde de Virgile" (1804); "Le paradis perdu" (1805); "L'imagination, poème en huit chants" (1806); "Les trois règnes de la nature" (1809); "La Conversation" (1812). Eine Übersetzung des "Essay on man" von Pope erschien acht Jahre nach seinem Tod.

Delimitieren (lat.), abgrenzen; Delimitation, Grenzberichtigung.

Delinëieren (lat.), zeichnen, entwerfen; Delineation, Zeichnung, Entwurf, Grund-, Abriß; delineavit, s. Del.

Delinquént (lat.), Verbrecher.

Deliquĭum (lat.), das Zerfließen von Körpern, namentlich von Salzen, wenn sie so viel Wasser aus der Atmosphäre anziehen, daß sich zuletzt eine konzentrierte Lösung bildet; auch das Schmelzen durch Wärme. Daher deliqueszieren, zerfließen; deliqueszent, zerfließend, zerschmelzend.

Delirieren (lat.), irre reden, s. Delirium.

Delirium (lat.), Irresein, Phantasieren, Irrereden, eine Erscheinung, welche bei krankhaften Zuständen sehr verschiedener Art vorkommt und darin besteht, daß die Kranken infolge einer Gehirnstörung zu Reden oder Handlungen veranlaßt werden, welche mit den äußern Verhältnissen nicht im Einklang stehen. Das Irrereden im weitern Sinn kommt bei Geistesstörungen sehr häufig vor. Gewöhnlich aber gebraucht man den Ausdruck D. oder Delirieren nur im engern Sinn für das Irresein bei Krankheiten, mit Ausschluß der Geisteskrankheiten. Am häufigsten wird das D. beobachtet bei schweren fieberhaften Krankheiten, namentlich den sogen. Infektionskrankheiten (z. B. bei Typhus, Blattern, Scharlach, Masern), aber auch bei den sogen. entzündlichen Fiebern, z. B. bei Hirnhautentzündung, Lungenentzündung. Nach heftigen Verwundungen, wenn sich Wundfieber einstellt, kommt das Wundfieberdelirium (D. traumaticum) vor. Irrereden ist ferner eine häufige Erscheinung bei akuten Vergiftungen mit narkotischen Giften und anästhetischen Mitteln (Morphium, Belladonna, Chloroform), auch bei den eigentlichen Dyskrasien oder den Blutentmischungskrankheiten (Zurückhaltung der Harn- und Gallenbestandteile im Blut). Seltener wird Irrereden bei fieberlosen Krankheiten, wie bei Hysterie und Epilepsie, und nach großen Blutverlusten und dadurch bedingter Gehirnanämie beobachtet. Das D. ist immer ein Beweis dafür, daß das Gehirn in seinen Verrichtungen gestört ist, und die Ursache dieser Störung liegt teils in einem übermäßigen oder abnorm geringen Zufluß von Blut zum Gehirn, teils darin, daß das im Gehirn zirkulierende Blut durch fremdartige, giftähnlich wirkende Stoffe verunreinigt ist. In Beziehung auf die Heftigkeit und die Art der Äußerung ist das D. sehr verschieden. Zuweilen ist es mehr ein stilles, sanftes Irrereden, die Kranken murmeln nur so vor sich hin, zupfen an der Bettdecke (D. blandum, tranquillum, mussitans, mite), wie dies vorzüglich in den höhern Stadien der nervösen Fieber, wenn bereits eine größere Schwäche eingetreten ist, vorkommt; in andern Fällen herrschen wilde Delirien (D. furibundum, furiosum) vor, wobei die Kranken heftig reden, schreien, fort wollen, aus dem Bett springen oder wenigstens große Unruhe zeigen, fortwährend mit den Armen gestikulieren etc. Können die Kranken aus dem Irresein durch eine bestimmte An-^[folgende Seite]