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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Denominativum - Denunziation.

einer Person oder Sache (Art Metonymie), wenn dieselbe, statt mit ihrem eignen Namen, nach einem andern Gegenstand, welcher mit ihr in Beziehung steht, benannt wird, z. B. "Bacchus" statt Wein, der "Corse" statt Napoleon etc.

Denominativum (lat.), ein von einem Namen abgeleitetes Wort (vgl. Derivatum).

Denominātor (lat.), der Nenner eines Bruches, im Gegensatz zum Numerator, dem Zähler.

Denominieren (lat.), ernennen.

Denon (spr. dönóng), Dominique Vivant, franz. Maler und Kunstgelehrter, geb. 4. Jan. 1747 zu Givry bei Châlon sur Saône, sollte die Rechte studieren, bildete sich aber zum gewandten Weltmann aus und war in kurzer Zeit der Liebling der vornehmen Gesellschaft in Paris. Dies bahnte ihm den Weg zu Ludwig XV., der ihm die Aufsicht über eine Sammlung antiker Steine übergab. Die Gunst des Königs nutzte er aus, um als Gesandtschaftskavalier nach Petersburg zu gehen. Nach Ludwigs Tod wurde er Gesandter bei der schweizerischen Eidgenossenschaft und benutzte seine Muße zu häufigen Besuchen in Ferney; aus dieser Zeit stammen mehrere von ihm gemalte Bildnisse Voltaires sowie das Bild: le déjeûner de Ferney. Dann begleitete er den Grafen von Clermont d'Amboise, französischen Gesandten, nach Neapel, wo er sieben Jahre blieb und zuletzt die Funktionen eines Geschäftsträgers besorgte. Hier beschloß er, sich dem Studium der Kunst zu widmen. Sein Lieblingsfach wurde die Kupferstecherei. Damals entstand des Abbé Saint-Non "Voyage pittoresque de Naples et de Sicile", zu welcher D. den Text lieferte. Bis zur französischen Revolution hielt er sich meist in Italien, zuletzt in der Schweiz auf. Als er hier erfuhr, daß sein Name auf der Emigrantenliste stehe, eilte er nach Paris, wo der Maler David sich seiner annahm. Durch Robespierre, der dem gewandten Mann seine Gunst schenkte, erhielt D. seine Güter wieder und ward von der Emigrantenliste gestrichen. Während der Revolution widmete er sich ausschließlich künstlerischer Thätigkeit, bis er sich mit Genehmigung Bonapartes der ägyptischen Expedition anschließen durfte. Er war in Ägypten beschäftigt, die Gegenden, Baudenkmäler, Kriegsszenen und Schlachtenpläne zu zeichnen und so das Andenken jenes Zugs zu erhalten. Nach Frankreich zurückgekehrt, schrieb er die "Voyage dans la Basse et la Haute Egypte" (Par. 1802, 2 Bde. mit Atlas). Später ernannte ihn Napoleon I. zum Generaldirektor der Museen. Als solcher hatte D. alle Kunstunternehmungen zu leiten, durch welche Napoleons Wirken verherrlicht werden sollte; namentlich wurde unter ihm die Vendômesäule errichtet. Als Direktor des Medaillenkabinetts ließ er viele Medaillen schlagen; in der ebenfalls unter ihm stehenden Porzellanfabrik zu Sèvres entstand das sogen. olympische Tafelgerät, welches Napoleon dem Kaiser Alexander I. zum Geschenk machte. Noch wichtiger war der Anteil, den D. an Napoleons Kunsträubereien in Europa hatte. D. besorgte in den okkupierten Sammlungen die Auswahl dessen, was nach Paris wandern sollte, um im Musée Napoléon seinen Platz zu erhalten. Daher ward er nach dem Einzug der Verbündeten in Paris einige Zeit in Haft gehalten. Die Bourbonen ließen ihn anfangs in seinen Ämtern, entsetzten ihn aber nach den Hundert Tagen, weil er dem zurückkehrenden Kaiser zugeeilt war. Nach wie vor Mitglied des Instituts, zog er sich vom öffentlichen Leben zurück und starb 27. April 1825 in Paris. Die von ihm vorbereitete Herausgabe einer Beschreibung seiner reichen Kunstsammlung ward von seinem Neffen Amaury Duval besorgt unter dem Titel: "Monuments des arts du dessin chez les peuples, tant anciens que modernes, recueillis par etc., pour servir à l'histoire des arts" (Par. 1829, 4 Bde.). Vgl. La Fizelière, L'œuvre originale de Vivant D. (Par. 1872-73, 317 Blätter).

Denouement (franz., spr. -numāng), Entwickelung, Lösung eines Knotens, namentlich im Drama.

De novo (lat.), von neuem.

Dens (lat.), der Zahn, in der Anatomie auch zahnartiger Fortsatz an Knochen.

Densimēter (lat.), s. Aräometer.

Densität (lat.), Dichtigkeit.

Dent (franz., spr. dāng, "Zahn"), in der Erdbeschreibung Bezeichnung für die schroffen, zackenförmigen Gipfel der Gebirge, welche sich namentlich bei steil aufgerichteten Schichten bilden, und zwar geschieht dies vorzugsweise bei größern Erhebungen, in welchen bei den geschichteten Gebirgsarten die Schichten seltener horizontal liegen und auch der zerstörende Einfluß der Atmosphäre größer ist. Synonym mit D. sind die Bezeichnungen Pik, Aiguille, Horn, Kogel u. a. Ausgezeichnete Beispiele sind die 4364 m hohe D. Blanche und die 3425 m hohen Dents de Veisivi im schweizerischen Kanton Wallis, D. du Midi (3185 m, s. Midi) und D. de Morcles (2972 m) in den Berner Alpen, D. de Brenlaire (2356 m) und D. de Dy (1826 m) in den Freiburger Alpen und D. du Nivolet oder Mont Margeriaz (1866 m) in den Savoyer Alpen.

Dentale (lat.), Zahnlaute, s. Lautlehre.

Dentātus, s. Curius Dentatus.

Dente, Marco, da Ravenna, ital. Kupferstecher, geboren um 1490, war ein Schüler oder Nachahmer von Marc Anton Raimondi und stach nach diesem, nach Giulio Romano u. a. etwa 70 Blätter, welche durch eine sorgfältige Technik hervorragend sind, aber in der Reinheit der Zeichnung hinter seinem Vorbild zurückbleiben. Gleichwohl wurden seine Stiche oft für solche von Marcanton gehalten. Er soll 1527 bei der Einnahme Roms ums Leben gekommen sein.

Dentelierte Arbeit (Dentelure, franz.), ausgezackte Arbeit, Spitzen, Kanten etc.

Dentelles (franz., spr. dangtähl, "Zähnchen"), franz. Bezeichnung für geklöppelte Spitzen.

Dentes (lat.), die Zähne.

Dentirostres, s. v. w. Zahnschnäbler.

Dentist (lat.), Zahnarzt, s. Zahnarzneikunde.

Dentition (lat.), Zahndurchbruch, das Zahnen der Kinder. Vgl. Zähne und Zahnen der Kinder.

Denton (spr. dennt'n), Fabrikstadt in Lancashire (England), 7 km nordöstlich von Stockport, mit (1881) 7660 Einw.

D'Entrecasteauxinseln (spr. dangtr'kastoh-), Gruppe an der Südostspitze von Neuguinea, bestehend aus den Inseln Goodenough, Fergusson, Welle und Normanby', zusammen 3140 qkm (57 QM.). Sie wurden 1874 von Moresby aufgefunden und untersucht.

Denture (franz., spr. dangtühr), Zahnwerk, Gebiß.

Denudieren (lat.), entblößen; Denudation, Entblößung.

Denunziation (Denunciatio), im allgemeinen Meldung, Angabe, Anzeige jeder Art; im Strafprozeß die freiwillige, ohne vorherige Aufforderung erfolgte Benachrichtigung der Behörde von dem Vorhaben oder von der Verübung eines Verbrechens. Der Anzeigende ist der Denunziant, der durch die Anzeige Betroffene der Denunziat. Die D. ist ihrer Form nach entweder eine schriftliche oder eine mündliche, eine öffentliche oder eine private, je nach-^[folgende Seite]