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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft

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Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Deutsch-Ostafrika'

kanischen Gesellschaft die Verwaltung der Kolonie. Am 14. Febr. wurde der bisherige Gouverneur von Kamerun, Freiherr von Soden, zum Gouverneur des deutsch-ostafrik. Schutzgebietes ernannt und bald darauf ihm Wißmann, Dr. Peters und Emin Pascha als Reichskommissare beigegeben. Durch kaiserl. Verordnung vom 9. April 1891 wurde die bisherige «Wißmanntruppe» in eine kaiserl. Schutztruppe umgewandelt und neu organisiert. Die Zollverwaltung ging 1. Juli 1891 in die Hände der Kolonialregierung über. – Inzwischen war man mit der Occupation des Binnenlandes in entscheidender Weise vorgegangen. Emin Pascha, der 25. April mit einer Expedition von Bagamojo abmarschiert war, gründete im August in Tabora und im November in Bukoba, am Westufer des Victoria-Njansa, Stationen; von letzterer wurde im Frühjahr 1891 eine dritte Niederlassung in Muansa am Südende des Sees errichtet. Eine empfindliche Niederlage erlitt die deutsche Schutztruppe unter Führung des Lieutenants von Zelewski 17. Aug. 1891 in Uhehe südlich vom Ruahaflusse durch die Wahehe. Bei einem Einfall desselben Stammes in Usagara fiel Lieutenant Brüning 6. Okt. 1892 bei Kilosa. Der widerspenstige Häuptling Meli im Dschaggaland schlug zwar 10. Juni 1892 den Angriff der Schutztruppe zurück, wobei die Lieutenants von Bülow und Wolfrum getötet wurden, erlag aber dem siegreichen Vordringen des Oberstlieutenants von Schele 12. Aug. 1893. Lieutenant Prince eroberte 12. Jan. 1893 das Kwikuru des Häuptlings Sike bei Tabora und 10. März die Tembe Mtwanas in Mdaburu (Ugogo). Major von Wißmann, der im Aug. 1892 den Transport des Dampfers «H. von Wißmann» von der Mündung des Sambesi nach dem Njassa begonnen, wo das Schiff 12. Aug. 1893 die erste Probefahrt glücklich bestand, und der am Nordende des Sees die Station Langenburg im März 1893 gegründet hatte, unterwarf (zwischen Njassa und Tanganika) 10. Juni 1893 Sunda, den Häuptling der Wanika, und schlug im Juli 1893 die Wavemba. Im Frühjahr 1894 unternahm von Schele einen erfolgreichen Zug ins Gebiet der räuberischen Mafiti, deren Macht vollständig gebrochen wurde. Ein während von Scheles Abwesenheit unternommener Versuch Bana Heris, an der Küste einen Aufstand zu erregen, wurde rasch unterdrückt.

Litteratur. Krapf, Reisen in Ostafrika (Kornthal 1858); Burton, The lake regions of Central Africa (2 Bde., Lond. 1860); Speke, Entdeckung der Nilquellen (aus dem Englischen, Lpz. 1864); von der Deckens Reisen in Ostafrika (Bd. 1 und 2: erzählender Teil, ebd. 1869; Bd. 3 u. 4: wissenschaftliche Ergebnisse, ebd. 1869–79); Burton, Zanzibar (2 Bde., Lond. 1872); Stanley, Wie ich Livingstone fand (2 Bde., Lpz. 1879: 3. Aufl. in 1 Bande 1891); Cameron, Quer durch Afrika (ebd. 1877); Stanley, Durch den dunklen Weltteil (2 Bde., ebd. 1878; 3. Aufl. 1891); ders., Im dunkelsten Afrika (2 Bde., 5. Aufl., ebd. 1891): J. Thomson, Expedition nach den Seen von Centralafrika (Jena 1882): Johnston, Der Kilima-Ndjaro (Lpz. 1886): Bohm, Von Sansibar zum Tanganjika (ebd. 1888); K. Peters, Die deutsch-ostafrik. Kolonie in ihrer Entstehungsgeschichte und wirtschaftlichen Eigenart (Berl. 1889); O. Baumann, In D. (Wien 1890); ders., Usambara (Berl. 1891): Förster, Deutsch-Ostafrika (mit Karte, Lpz. 1890); Schynse, Mit Stanley und Emin Pascha ↔ durch D. (Köln 1890); Hans Meyer, Ostafrik. Gletscherfahrten (Lpz. 1890); von Behr, Kriegsbilder aus dem Araberaufstand in D. (ebd. 1891); P. Reichard, Deutsch-Ostafrika (ebd. 1892); F. Kallenberg, Auf dem Kriegspfade gegen die Massai (Münch. 1892); R. Schmidt, Geschichte des Araberaufstandes in Ostafrika (Frankf. a.O. 1892); Stuhlmann, Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika (Berl. 1894).

Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, aus der Gesellschaft für deutsche Kolonisation hervorgegangene Kolonialgesellschaft. Jene war im März 1884 durch Graf Behr-Bandelin und Dr. Karl Peters in Berlin mit dem Zweck gegründet worden, möglichst schnell eine praktische Kolonisation in Angriff zu nehmen. Im Herbst 1884 sandte sie eine aus Dr. Peters, Graf Pfeil, Referendar Jühlke und Kaufmann Otto bestehende Expedition nach dem der Insel Sansibar gegenüber liegenden Teile des äquatorialen Ostafrikas zur Erwerbung von Kolonialbesitz ab. In kurzer Zeit gelang es derselben, 12 Verträge mit unabhängigen Häuptlingen abzuschließen und dadurch, wenigstens formell, die Länder Usegua, Nguru, Usagara und Ukami zu erwerben. Für diese Erwerbungen erhielt die genannte Gesellschaft 27. Febr. 1885 den Schutzbrief des Deutschen Kaisers. Zur Verwaltung und Ausbreitung dieser Besitzungen bildete sich aus der Gesellschaft ein neuer Verein, die Kommanditgesellschaft D. G. Dr. Peters, der nach Berlin zurückgekehrt war, wurde nebst drei andern Mitgliedern der Gesellschaft für deutsche Kolonisation als die persönlich haftenden Mitglieder dieser Kommanditgesellschaft in das Handelsregister eingetragen.

Zur finanziellen Begründung des Unternehmens beschloß 7. Sept. 1885 das Direktorium, statt der bisherigen Gesellschaftsform eine korporative Form zu wählen, in der die Gesamtgesellschaft Trägerin der Gesellschaftsrechte wurde. Die geplante Umformung bezweckte, die Kommanditgesellschaft «Karl Peters und Genossen» durch eine mit dem Rechte der jurist. Person ausgestattete Korporation unter dem Namen D. G. zu ersetzen. Die Organe der neuen Korporation sind: Generalversammlung, Direktionsrat, Direktion, Revisoren. Der aus 21–27 Mitgliedern bestehende Direktionsrat hat die gesamte Geschäftsführung zu überwachen. Die Direktion besteht aus einem von der Generalversammlung aus 5 Jahre gewählten Präsidenten und zwei ihm beigegebenen Direktoren; ersterer ernennt und entläßt die Beamten der Gesellschaft und übt über sie die Aufsichtsbefugnis aus. Die Aufsicht über die Gesellschaft wurde nach dem genannten Statut dem Reichskanzler übertragen. Nachdem Anfang 1887 das zur Schaffung dieser Korporation notwendige Kapital im Betrage von mehr als 3½ Mill. M. aufgebracht war, erfolgte die Konstituierung der neuen Gesellschaft; Karl Peters wurde zum Präsidenten ernannt.

Ihre Thätigkeit erstreckte sich in Afrika nicht nur auf Erweiterung des Kolonialbesitzes, Anlegung von Stationen und Plantagen und Belebung des Handelsverkehrs, sondern namentlich auch auf den Erwerb der Hafenplätze, in denen der Sultan von Sansibar Gebieter war. Als sie letzteres durch Abschluß von Verträgen endlich erreichte und in den Küstenorten die deutsche Flagge heißte, brach ein Aufstand der Araber aus (15. Aug. 1888), den sie nicht zu bewältigen vermochte. (S. Deutsch-Ostafrika, S. 222 b.) Das Reich, zu Hilfe gerufen, übernahm

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 224.