Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

27

Deutsche Litteraturzeitung - Deutsche Mundarten

nistischen Handbibliothek», begründet von Zacher (8 Bde., Halle 1869‒91), der «Altdeutschen Textbibliothek», hg. von Paul (10 Bde., ebd. 1882 fg.) u. a. «Elsäss. Litteraturdenkmäler» gaben E. Martin und E. Schmidt heraus (5 Bde., Straßb. 1878 fg.), eine «Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz» Bächtold und Vetter (6 Bde. und Ergänzungsband, Frauenf. 1877‒92); von den «Älteren tirolischen Dichtern» (Innsbr. 1874 fg.) sind 3, von den «Niederdeutschen Denkmälern», hg. vom Verein für niederdeutsche Sprachforschung, sind 5 (Brem. 1876 fg.), von den «Drucken des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung» 3 Bde. (Norden 1886 fg.) erschienen. «Deutsche Dichter des 16. Jahrh.» (18 Bde., Lpz. 1868‒85) und «Deutsche Dichter des 17. Jahrh.» (15 Bde., ebd. 1869‒85) gaben Goedeke und Tittmann heraus. Die «Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrh.», hg. von Braune (Halle 1876 fg.), haben bis 1894 124, die «Deutschen Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrh.», begründet von Seuffert, jetzt hg. von Sauer (Heilbr. 1881 fg., dann Stuttg. 1890 fg.), bis 1894 48 Nummern erreicht; die «Berliner Neudrucke», hg. von Geiger und Ellinger (Berl. 1888 fg.), sind 1894 bei der 3. Serie, die «Wiener Neudrucke» (Wien 1883 fg.) beim 11. Hefte angelangt. Zu diesen wissenschaftlichen Sammlungen treten zahlreiche Klassiker- und Volksbibliotheken, die die Werke unserer Litteratur billig verbreiten; die größte Sammlung dieser Art ist die Reclamsche Universalbibllothek (bis 1894 über 3200 Nummern).

Deutsche Litteraturzeitung, 1880 von Max Roediger in Berlin gegründete Wochenschrift, die in kritischen Besprechungen hervorragender Gelehrter eine Überschau über neue Erscheinungen auf allen Gebieten der Wissenschaft giebt. Verleger: H. Walther in Berlin; Herausgeber: P. Hinneberg.

Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft, 1881 gegründete Aktiengesellschaft für Bau und Betrieb von Lokal- und Straßenbahnen (s. d.), mit dem Sitz in Berlin, früher in Dortmund, führt seit 1890 die Firma: «Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft». Außer den Pferdebahnlinien in M.-Gladbach-Rheydt (6,26 km) und Duisburg-Ruhrort (5,01 km), beide 1881 eröffnet, gehören der Gesellschaft folgende Bahnen an: Dortmunder Straßenbahnen (11,47 km), 1881 eröffnet, seit 1894 mit elektrischer Zug- neben der seitherigen Dampfkraft; Chemnitzer Straßenbahnen (11,51 km), 1880 eröffnet, seit 1893 mit elektrischer Zugkraft; Duisburg-Broicher Dampfbahn (7,6 km), 1882 eröffnet; Drachenfelsbahn (s. d.). Die Gesellschaft wurde 1881 mit einem Aktienkapital von 5 Mill. M. gegründet. 1885 fand eine Kapitalreduktion auf 2½ Mill., 1892 eine Erhöhung auf 3 Mill. neben einer Obligationenaufnahme von 3 Mill. M. statt. Bestand 1. Jan. 1894: 16 Lokomotiven, 184 Pferde, 102 Personenwagen, 37 elektrische Motorwagen, 20 Bahnmeister- und Straßenlastwagen, 9 Salzwagen. Dividende 1886‒93: 5, 4¾, 4¾, 5, 5, 5, 5¼, 5½ Proz.

Deutsche Marine, Kriegsflotte, s. Deutsches Heerwesen Ⅱ; Handelsflotte, s. Deutschland und Deutsches Reich (Verkehrswesen), dazu ebenda die Abbildungen der Flaggen auf Tafel: Flaggen des Deutschen Reichs.

Deutsche Morgenländische Gesellschaft, s. Asiatische Gesellschaften.

Deutsche Mundarten, die eigenartigen, verschiedenen Sprechweisen innerhalb des deutschen Sprachgebietes. Im weitern Sinne gehören hierher die sprachlichen Eigenheiten der verschiedenen Stände, wie sie überall, mehr oder minder ausgeprägt, zu Tage liegen (z. B. Studentensprache, Offiziersjargon, Juristendeutsch, Schiffersprache, Judendeutsch u. s. w.). Im besondern aber begreift man unter den D. M. die landschaftlich verschiedenen Sprechweisen im Gegensatze zur deutschen Gemeinsprache. Dieser Gegensatz besteht erst seit der Zeit, in der diese Gemeinsprache entstanden ist. (S. Deutsche Sprache.) Vordem waren alle D. M. einander gleichberechtigt, galt jede Mundart als vollberechtigtes gutes Deutsch. Seitdem unsere Gemeinsprache sich in immer weitern Kreisen Geltung verschafft, nehmen in der allgemeinen Wertschätzung die Mundarten einen niedern Rang ein, wie sie auch vorzugsweise im Munde des sog. kleinen Mannes fortleben. Das gilt besonders von Norddeutschland. In Süddeutschland ist die ursprüngliche Kraft der Mundart weit weniger gebrochen, und auch die Gebildeten bedienen sich ihrer noch mit Vorliebe. In Norddeutschland schämt man sich vielfach seiner als ungebildet angesehenen Mundart; in Süddeutschland schämt man sich eher, ein sog. gutes Deutsch zu sprechen, das man als etwas Unnatürliches, Geziertes empfindet. Man vergegenwärtige sich, daß unsere oft sehr verkannten Mundarten das ehrwürdige Ergebnis einer vielhundertjährigen Entwicklung unserer deutschen Muttersprache darstellen, keineswegs, wie man so gern behauptet, nur ein verdorbenes, im Munde der gemeinen Leute entwürdigtes Schriftdeutsch. Das Schriftdeutsch unserer Tage ist seinerseits ein künstliches Kulturerzeugnis, zu dem die verschiedenartigsten Mundarten beigesteuert haben und noch immer beisteuern. Das sog. Schriftdeutsch wird nirgends, selbst auf der Bühne kaum, völlig rein gesprochen, hat überhaupt nur eine ideelle Existenz. Besonders die Aussprache beruht überall auf der Mundart. Auch einem gebildeten Mecklenburger, ebenso einem Berliner, Sachsen, Schwaben oder Österreicher, wenn er auch ein noch so gutes Deutsch sich zu sprechen bemüht, hört man es an, wo seine Wiege gestanden hat.

Die D. M. beruhen auf einer Differenzierung, wie sie im Laufe der Zeit innerhalb jeder größern sprachlichen Gemeinschaft mit Naturnotwendigkeit eintreten muß, und die parallel geht mit den andern, überall verschiedenen Gewohnheiten und Äußerungen des menschlichen Geistes. Wie die Sitte, der Geschmack, das Temperament, der Volkscharakter u. s. w. im Norden anders ist als im Süden, im Osten anders als im Westen, so auch die Sprache. Alle diese Unterschiede gehen in sehr alte Zeit zurück, in eine Zeit, in welcher es noch keine deutsche Nation gab, sondern in welcher der Schwabe sich nur als Schwabe, der Thüringer sich nur als Thüringer fühlte, keiner aber als Deutscher. Die ältesten und zugleich auch die wesentlichsten Besonderheiten der D. M. beruhen auf der einstmals abgeschlossenen Stellung der deutschen Stämme. Man hat früher geglaubt, die mundartlichen Eigenheiten seien auf die Natur, Klima und Boden zurückzuführen: der Schweizer habe sein rauhes, kratzendes ch von der rauhen Gebirgsluft. Derartige Einflüsse sind nicht nachzuweisen. Auch der Holländer an der See spricht so ein rauhes ch. Vielmehr liegt die Sache so: kein Mensch spricht von Hause aus genau so wie der andere. Überall da, wo sich eine Gruppe von Menschen zu einer engern Verkehrseinheit zu- ^[folgende Seite]