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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Diana; Diandrae; Diandrus; Dianenamsel; Dianenbaum; Dianenorden; Dianöa; Dĭanthus

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Diana - Dianthus.

Diana (span., von dia, "Tag"), in der Seemannssprache auf italienischen, französischen und spanischen Kriegsschiffen die Tagewache von 4 bis 8 Uhr morgens; D. schlagen, s. v. w. Reveille schlagen.

Diana, 1) D. von Poitiers, die Geliebte König Heinrichs II. von Frankreich, geb. 3. Sept. 1499, die älteste Tochter von Jean de Poitiers, Herrn von Saint-Vallier, vermählte sich, 13 Jahre alt, mit Ludwig von Brézé, Großseneschall der Normandie, ward 1531 Witwe und benutzte nun ihre Reize, um den weit jüngern Dauphin Heinrich an sich zu fesseln. Schon unter Franz I. übte sie neben dessen Mätresse, der Herzogin von Etampes, bedeutenden Einfluß aus. Nach Heinrichs II. Thronbesteigung (1547) ließ sie die Etampes sofort verbannen und herrschte nun allein. Sie brachte die Geschäfte in die Hände des Connetable Montmorency, des Marschalls Saint-André und des Kardinals Karl v. Guise, mit dessen Bruder, dem Herzog Claude von Aumale, sie ihre zweite Tochter vermählte. Sie selbst ward 1548 zur Herzogin von Valentinois erhoben. Als die gestürzte Partei Unruhen wider den Steuerdruck und für die Kirchenverbesserung veranlaßte, nahm D. persönlich an der Ketzerverfolgung teil und legte dabei einen wilden Fanatismus an den Tag. Nach dem Tode des Königs (1559) mußte sie den Hof verlassen und lebte fortan auf ihrem prächtigen, von Philibert Delorme erbauten Schloß Anet. Sie starb 22. April 1566. G. Guiffrey veröffentlichte "Lettres inédites de Diane de Poitiers" (Par. 1865). Vgl. Capefigue, Diane de Poitiers (Par. 1860).

2) D. von Frankreich, Herzogin von Angoulême, geb. 1538, natürliche Tochter Heinrichs II. und der Piemontesin Philippine Duc (nach andern der Diana von Poitiers), vermählte sich, nach einer sehr sorgfältigen Erziehung legitimiert, mit Orazio Farnese, Herzog von Castro, dem zweiten Sohn Ludwigs, Herzogs von Parma und Piacenza, später mit Franz v. Montmorency, dem ältesten Sohn des Connetables. Während der bürgerlichen Kriege bewies sie ebensoviel Klugheit wie Festigkeit. Ihren Gatten wußte sie von den Greueln der Bartholomäusnacht, zu deren Opfer ihn die ränkesüchtige Katharina erkoren, fern zu halten und zwischen ihrem Bruder Heinrich III. und dem König von Navarra (1588) eine Aussöhnung zu bewirken. Bei diesem hatte sie, nachdem er als Heinrich IV. den Thron bestiegen, großen Einfluß. Nachdem D. noch die Erziehung des nachmaligen Königs Ludwig XIII. geleitet, zog sie sich vom Hof zurück und starb ohne Nachkommenschaft 1619.

Diandrae, Ordnung des natürlichen Pflanzensystems unter den Gamopetalen, charakterisiert durch zwei- oder viergliederige Blütenblattkreise, insbesondere durch zwei Staubgefäße, welche rechts und links stehen, und durch einen zweifächerigen Fruchtknoten, welcher aus zwei nach vorn und hinten fallenden Karpellen besteht. Die Ordnung enthält die beiden Familien der Oleaceen und Jasmineen.

Diandrus (griech.), zweimännig, Blüten mit zwei freien Staubgefäßen, davon Diandria, die zweite Klasse des Linnéschen Systems, Pflanzen mit zweimännigen Blüten umfassend, und in mehreren Klassen, z. B. in der Monoecia, Dioecia, Bezeichnung der Ordnung.

Dianenamsel, s. Drossel.

Dianenbaum, s. Silber.

Dianenorden, ein im Mittelalter für ausgezeichnete Leistungen bei Hirschjagden und Reiherbeizen verliehene Dekoration von Gold oder Silber in Form unsrer Medaillen mit der Figur der Diana auf der einen und einem Hirsch auf der andern Seite. Es war das Ordenszeichen für die Mitglieder des Dianabundes, der, von der Ritterschaft in Westfalen gegründet, mit dem Verfall des Ritterwesens zu Grunde ging. Dianenpriester (Verbrüderungen eheloser Jäger) gab es zuerst in der Normandie, im 18. Jahrh. auch in Schwaben und Neapel. Die letzten Nachklänge finden sich in dem in Österreich und Neapel bis Murat bestehenden Orden, dessen Abzeichen ein kleines goldenes Jagdhorn war.

Dianöa (griech.), Denkkraft, Verstand; Dianöologie, Denklehre (bei Schopenhauer).

Dĭanthus L. (Nelke), Gattung aus der Familie der Karyophyllaceen, meist ausdauernde, oft halbstrauchige Kräuter mit gewöhnlich grasartig schmalen Blättern, schönen, häufig wohlriechenden Blüten und walzenförmigen, einfächerigen, vielsamigen Kapseln. Etwa 200 Arten, meist im Mittelmeergebiet und im gemäßigten Asien. D. caryophyllus L. (Gartennelke, Grasblume), im südlichen Europa auf Felsen und altem Gemäuer, im mittlern Europa hier und da verwildert, hat einzeln stehende, sehr angenehm und gewürzhaft riechende Blüten und treibt zahlreiche niederliegende, sehr ästige, verlängerte Stämmchen. Die zahlreichen Varietäten gehören zu den beliebtesten Florblumen. Man unterscheidet: einfarbige, in allen Hauptfarben; Salamander, bei denen die Zeichnungsfarbe über das ganze Blatt punktiert erscheint; Feuerfaxen, mit zwei ineinander vertuschten Zeichnungsfarben; Flameusen, mit nur einer Zeichnungsfarbe; Pikotten, auf weißem oder gelbem Grund gestrichelt; Bandblumen, wo die Zeichnung durch das ganze Blatt läuft und breite Bandstreifen bildet (Dubletten, mit einer Zeichnungsfarbe, und Bizarden, mit mehreren Zeichnungsfarben); Konkordien, mit farbigem Grund und derselben, nur dunklern oder hellern Zeichnungsfarbe. Am beliebtesten sind die Remontantnelken, welche während des Sommers mehrmals blühen; auch hat man Sorten, die in Gewächshäusern und Zimmern auch im Winter blühen. Man kultiviert die Nelken sowohl in Töpfen als im Garten und hat sie hier nur bei strengem, schneelosem Frost leicht zu bedecken. Vgl. "System der Gartennelke, gestützt auf das Weißmantelsche Nelkensystem" (Berl. 1827). Die Bartnelke (Büschelnelke, D. barbatus L.), in Deutschland und Südfrankreich, eine sehr schöne Zierpflanze mit 30-40 cm hohem Stengel, lanzettförmigen Blättern und zahlreichen Blumen in dichten Endbüscheln, wird gleichfalls in vielen Varietäten kultiviert. D. chinensis L. (Chinesernelke), ein Sommergewächs oder zweijährig, in China, hat einen 30 cm hohen, aufrechten, mit mehreren einzelnen, sehr schönen Blumen gekrönten Stengel und linien-lanzettförmige Blätter. Die prachtvollen, mit allen Nüancen von Rot, Purpur, Schwarz und Weiß außerordentlich zierlich gezeichneten, sowohl einfachen als gefüllten, bis 8 cm im Durchmesser haltenden Blumen machen sie zu einer sehr geschätzten Zierpflanze. D. plumarius L. (Feder- oder Pinksnelke), ausdauernd, in Südeuropa auf beschatteten Triften, hat aufwärts gebogene oder aufrechte, bis 30 cm hohe, knotige, wenigblumige Stengel, schmale, linienförmige, scharfrandige, grau bereifte Blätter und sehr wohlriechende, ursprünglich weiße oder blaßrote Blüten, in gefüllten, farbigen Spielarten wechselnd, wird häufig zum Einfassen der Beete benutzt. Unter den bei uns wild wachsenden Arten sind besonders erwähnenswert: D. deltoides L. (deltafleckige oder Heidenelke), mit einzelnen rosen- oder