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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Diaz de la Peña - Dicey.

Diaz de la Peña (spr. pénja), Narcisso Virgilio, franz. Maler spanischer Herkunft, geb. 20. Aug. 1807 zu Bordeaux, wurde in Bellevue bei Paris von einem protestantischen Geistlichen erzogen, verlor als Knabe infolge eines Schlangenbisses ein Bein und bildete sich auf eigne Hand zum Maler aus, mußte zuerst aber als Porzellanmaler sein Brot erwerben. Unter der Einwirkung von Delacroix schloß er sich der romantischen Bewegung an und studierte daneben besonders Correggio. Er stellte zuerst im Salon von 1831 landschaftliche Studien nach Motiven aus der Umgebung von Paris und dem Wald von Fontainebleau aus und legte auch später das Hauptgewicht auf eine anmutige, romantisch beleuchtete Landschaft, die er mit Nymphen, Amoretten, Zigeunern u. dgl. staffierte. Obwohl diese Figuren immer schlecht gezeichnet waren, übten sie doch im Verein mit der poetischen Färbung und Beleuchtung und dem innigen Naturgefühl einen sinnlichen Reiz, aus welchem sich zum Teil der große materielle Erfolg erklärt, den sie fanden. D. starb 18. Nov. 1876 in Mentone.

Diazokörper, s. Azofarbstoffe.

Diazoma, im altgriech. Theater Name der Rundgänge, welche die amphitheatralisch geordneten Sitzreihen in 2-3 Stockwerke gliederten. Dem D. im griechischen entsprachen die Praecinctiones im römischen Theater.

Dibbelmaschine, s. Säemaschine.

Dibbeln, s. Drillen.

Dibdin, 1) Charles, engl. Dichter, Komponist und Schauspieler, geb. 1745 zu Southampton, errichtete noch jung ein kleines Theater, auf dem er zugleich der einzige Dichter, Tonsetzer und Schauspieler war, bis ihm später durch einen Aktienverein das Zirkustheater in London erbaut wurde, wo er ebenfalls nur selbstgedichtete und selbstkomponierte kleine Szenen zur Aufführung brachte. Während des Kriegs mit Frankreich verfaßte er patriotische Lieder, die ihm einen Jahrgehalt von 200 Pfd. Sterl. eintrugen. Er starb 25. Juli 1814. D. schrieb an 50 dramatische Stücke (darunter als bekanntestes die Operette "The quaker", 1777), viele Lieder, unter denen die "Sea songs" (neueste Ausg. 1877) am populärsten, mehrere Romane und eine "History of the English stage" (1793, 5 Bde.) von geringem Wert, endlich eine Autobiographie: "Professional life" (1802, 2 Bde.). - Auch sein Sohn Thomas D., geb. 1771, gest. 16. Sept. 1841, war Schauspieler und Verfasser zahlreicher Dramen und Gesänge. Er schrieb ferner: "The metrical history of England" (1813, 2 Bde.) und "Reminiscences" (1828, 2 Bde.).

2) Thomas Frognall, namhafter engl. Bibliograph, Neffe des vorigen, geb. 1775 zu Kalkutta, besuchte erst die Schule zu Eton, widmete sich dann in Cambridge der Theologie und Bibliographie, ward, bereits als Geistlicher ordiniert, von dem Grafen Spencer als Bibliothekar nach Althorp berufen und starb 18. Nov. 1847 als königlicher Kaplan in Kensington. Seine geschätztesten Werke sind die "Introduction to the Greek and Latin classics" (Gloucester 1803; 4. Aufl., Lond. 1827, 2 Bde.), die über 112 alte Schriftsteller bibliographische Angaben enthält, und "The bibliomania" (das. 1809, 4. Aufl. 1875), ein äußerst ergötzliches und belehrendes Buch. Gleichzeitig gab er Robinsons englische Übersetzung von Thom. Morus' satirisch-didaktischer Schrift "Utopia" (Lond. 1809, 3 Bde.) mit Anmerkungen und Holzschnitten heraus. Aufsehen erregten seine reich ausgestatteten "Typographical antiquities of Great Britain" (Lond. 1810-19, 4 Bde.) sowie seine mit Holzschnitten und Faksimiles gezierte "Bibliotheca Spenceriana" (das. 1814-15, 4 Bde.), die durch die "Aedes Althorpianae" (das. 1822, 2 Bde.), ein Verzeichnis der im Schloß Althorp befindlichen Kunstschätze, ergänzt wurde. Auch sein "Bibliographical Decameron" (Lond. 1817, 3 Bde.), ein Meisterwerk der Buchdruckerkunst, ist reich an interessanten bibliographischen Anekdoten, wenn auch nicht stichhaltig vor der strengern Kritik. Weiter veröffentlichte er: "Bibliographical, antiquarian and picturesque tour in France and Germany" (Lond. 1821, 3 Bde.; 3. Aufl. 1838), das Ergebnis neun Monate langer Untersuchungen auf den Bibliotheken des Kontinents, und "Bibliographical etc. tour in the northern counties of England and Scotland" (das. 1838, 2 Bde.), beides typographische Prachtwerke, das letztere jedoch an Gehalt und Interesse dem erstern weit nachstehend. Noch vorher waren sein amüsantes Werk "Bibliophobia, remarks on the present languid and depressed state of literature and the book-trade, by Mercurius Rusticus" (Lond. 1832) und seine "Reminiscences of a literary life" (1836, 2 Bde.) erschienen.

Dibio (Diviodunum), Stadt, s. Dijon.

Dibotryen (griech.), s. v. w. Doppeltrauben oder zusammengesetzte Trauben (s. Blütenstand).

Dibrăchys (auch Pyrrhichius, griech.), ein aus zwei kurzen Silben bestehender Versfuß (⏑⏑).

Dic cur hic (lat.), "Sage, weshalb du hier bist", sprichwörtlicher Ausdruck für: Denke an den Zweck deines Hierseins.

Dicentarius (mittellat.), Schwätzer; Dicentien, unnütze Worte, Geschwätz.

Dĭcentra Borkh. (Dielytra Borkh., Diclytra, hängendes Herz, Jungfernherz), aus der Familie der Fumariaceen, perennierende Kräuter mit handförmig geteilten und geschlitzten Blättern und hängenden, herzförmigen Blüten in Trauben. D. spectabilis Dec., aus Nordchina und Sibirien, 50-60 cm hoch, mit blaugrünen Blättern und prachtvollen rosenroten Blüten, hält bei uns im Freien aus und läßt sich auch treiben. Auch die dunkel rosarote D. eximia Dec. und D. formosa Dec., beide aus Nordamerika, halten im Freien aus, während die gelbe D. chrysantha Stook, aus Kalifornien, frostfrei überwintert werden muß.

Dicerātenkalke, s. Juraformation.

Dicerobatis, s. Rochen.

Dicey (spr. díssí), Edward, engl. Journalist und Essayist, geboren im Mai 1832 zu Claybrook Hall in Leicestershire, erhielt seine Bildung am Trinity College zu Cambridge und wurde daselbst 1854 Bakkalaureus. Er schrieb Beiträge für die "Fortnightly Review", für St. Pauls und Macmillans "Magazine" sowie für andre Journale und Zeitungen, besonders auch für den "Daily Telegraph", dessen Spezialkorrespondent er in verschiedenen Teilen des Kontinents gewesen. Während er noch auf einer Orientreise abwesend war, übertrug man ihm die Redaktion der "Daily News", die er auch 1870 übernahm, aber schon nach etwa drei Monaten wieder aufgab. Gleich darauf übernahm er die Redaktion des "Observer", die er noch gegenwärtig innehat. D. ist Verfasser von "Cavour, a memoir" (1861); "Rome in 1860" (1861); "Six months in the Federal States" (1863, 2 Bde.); "The Schleswig-Holstein war" (1864, 2 Bde.); "The battle-fields of 1866" (1866); "A month in Russia during the marriage of the Czarewitch" (1867); "The Morning Land, travels in Turkey, the Holy Land and Egypt" (1870, 2 Bde.) und "England and Egypt" (1881).