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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dietrichs Drachenkämpfe - Dietrichson.

ward 1855 Konzertdirigent in Bonn und 1861 Hofkapellmeister in Oldenburg. Er schrieb Lieder, Balladen, Streichquartette, Trios, Klaviersonaten, eine Symphonie, ein Violinkonzert etc., welche sich alle große Achtung in der Künstlerwelt errangen. Seine letzte größere Arbeit ist die Oper "Robin Hood", welche zuerst in Dessau, dann auch anderwärts mit Beifall zur Aufführung kam.

7) Anton, Maler, geb. 1833 zu Meißen, kam 1847 auf die Kunstakademie nach Dresden und trat hierauf in das Atelier Schnorrs v. Carolsfeld. Unter dessen Leitung verfertigte er den Karton: Rudolf von Habsburg an der Leiche Ottokars von Böhmen, welcher ihm das große akademische Reisestipendium eintrug. Letzteres ermöglichte dem Künstler 1859 einen Studienaufenthalt in Düsseldorf, wo er ein größeres Bild: Faust bei Gretchen im Kerker, ausführte. 1861 bereiste er Italien. Nach Dresden zurückgekehrt, zeichnete er einen Cyklus von Darstellungen aus dem Leben Ottos d. Gr., welche durch die Photographie Vervielfältigung fanden. Bald darauf erhielt er den Auftrag, die Aula der Kreuzschule zu Dresden mit historischen Fresken zu schmücken, welche er 1868-1872 ausführte. Es folgte ein großes Freskogemälde im Johanneum zu Zittau: Paulus predigt auf dem Areopag in Athen.

Dietrichs Drachenkämpfe, Gedicht, s. Dietrich und seine Gesellen.

Dietrichs Flucht (auch Dietrichs Ahnen und Flucht genannt), von Heinrich dem Vogler, einem Fahrenden aus Österreich, um 1290 verfaßtes Gedicht der deutschen Heldensage, dem ostgotischen Sagenkreis angehörend, dessen Inhalt folgender ist. König Ermrich, der seines Bruders Diether Söhne getötet hat, sucht auch seines Bruders Dietmar Sohn Dietrich (s. Dietrich von Bern) zu fangen, der ihn jedoch besiegt. Später werden Dietrichs Leute von Ermrich gefangen; nur Dietleib von Steier entkommt und bringt Kunde an Dietrich, der, um die Gefangenen zu lösen, Land und Gut hingibt und nach Hunnenland zieht. Mit einem Heer zurückkehrend, schlägt er dann den Oheim Ermrich vor Mailand und vertreibt ihn, worauf er heimzieht und Herrat, die Schwester von Etzels Frau (Helche), freit. Da Raben (Ravenna) durch Wittichs Verrat wieder verloren geht und Ermrich grausam haust, zieht Dietrich von neuem gegen ihn aus und schlägt ihn bei Raben (s. Rabenschlacht), worauf er als Sieger in Mailand einzieht. Das Gedicht (hrsg. in Hagens und Primissers "Heldenbuch", Bd. 2, und von Martin in "Deutsches Heldenbuch", Bd. 2, Berl. 1866) ist in Reimpaaren abgefaßt und enthält besonders lebendige Schlachtenschilderungen.

Dietrich und seine Gesellen (auch Dietrichs Drachenkämpfe, Dietrichs erste Ausfahrt oder Virginal betitelt), eine Dichtung der deutschen Heldensage, welche die ersten Abenteuer des jugendlichen Dietrich besingt. Mit Hildebrand ausziehend, befreit er die Königin Virginal von Tirol, welche von dem Heiden Orkise bedrängt wird, und kämpft dann siegreich gegen die Riesen und Drachen im Gebirge. Das Ganze schließt mit Turnieren und Festen. Das weitschichtig angelegte Gedicht, das nur stellenweise einiges Leben entwickelt, wurde herausgegeben durch v. d. Hagen ("Heldenbuch", Bd. 2), Stark (Stuttg. 1860) und Zupitza ("Deutsches Heldenbuch", Bd. 5, Berl. 1870).

Dietrich von Bern, einer der Haupthelden der deutschen Heldensage, stammte aus dem Geschlecht der Amelungen und bildet den Mittelpunkt des ostgotischen Sagenkreises. Er ist von einem Geist gezeugt; daher schießt Feuer aus seinem Mund, sobald er zornig wird. Schon als Jüngling kämpfte er mit dem Riesen Sigenot und mit dem Recken Ecke, später im Rosengarten bei Worms auch mit Siegfried. Vor Ermrich, dem Bruder seines Vaters, mußte er aus seinem Reich in Italien nach Ungarn fliehen, wo er samt seinen Mannen (darunter der alte Hildebrand) von Etzel, dem König der Hunnen, gastlich aufgenommen wurde. Ein Kriegszug gegen Ermrich, zu dem ihm Etzel ein stattliches Heer mitgegeben, mißglückt, und er muß wieder zu den Hunnen zurückkehren. Später rückt er mit einem neuen Heer nach Italien, erobert nach einer gewaltigen Schlacht die Stadt Raben (Ravenna), vertreibt Ermrich und nimmt sein Reich wieder in Besitz. Die Niederlage der Burgunden durch die Hunnen hatte zur Folge, daß D. in die burgundische und fränkische Siegfriedsage verflochten wurde, und so begegnet uns seine gewaltige und doch bescheidene Gestalt, mit sichtlicher Vorliebe gezeichnet, im zweiten Teil des Nibelungenliedes an König Etzels Hof. Überhaupt sammelte sich um D. im Lauf der Zeit ein großer Sagenkreis, dem die deutschen Dichter des Mittelalters mit Vorliebe ihre Stoffe entlehnten, und selbst die Bauern singen und sagen noch spät von dem treuen, echt volkstümlichen Helden. Offenbar liegen der Gestalt Dietrichs alte mythologische Vorstellungen zu Grunde: D. mag als Vermenschlichung des Donnergottes Thor anzusehen sein, der noch am glühenden Atem erkenntlich ist. Später übertrug sich die Sage von dem Gott auf die historische Person Theoderichs d. Gr., der seinen Sitz in Verona hatte, das im Mittelalter Bern hieß. Demgemäß ist auch in einigen der auf D. bezüglichen Gedichte ("König Laurin", "Ecken Ausfahrt", "Sigenot", "Alpharts Tod", "Dietrichs Flucht", "Rabenschlacht" etc.) das historische Element vorwiegend, während in andern, nämlich in denen, in welchen D. in mannigfache Verbindung mit Sagen von Zwergen, Riesen und Drachen gebracht wird (z. B. "Dietrich und seine Gesellen"), das mythologische überwiegt. Vgl. Uhland, D. (in Pfeiffers "Germania", I, S. 304); Raßmann, Die deutsche Heldensage (Hannov. 1857-59); K. Meyer, Die Dietrichssage in ihrer geschichtlichen Entwickelung (Basel 1868).

Dietrich von Eilenburg oder Landsberg, zweiter Sohn Markgraf Konrads von Meißen, Stifter des Klosters Dobrilugk, ein heftiger Gegner Heinrichs des Löwen, geboren vor 1130, starb 9. Febr. 1185. Da sein Sohn Konrad vor ihm den Tod im Turnier gesunden hatte, fiel Dietrichs Erbe und Lehen an seinen Bruder Dedo von Rochlitz.

Dietrich von Niem, s. Niem.

Dietrichson, Lorents Henrik Segelcke, norweg. Kunst- und Litterarhistoriker und Dichter, geb. 1. Jan. 1834 zu Bergen, studierte in Christiania und machte sich schon damals durch witzige Studentenlieder, die 1859 unter dem Titel: "Samfundsviser og Sange af Jörgen Latiner" gesammelt erschienen, einen Namen. Nachdem er einige Zeit auf den Bibliotheken Schwedens gearbeitet u. die litterarhistorische Schrift "Om Läredigtet i Nordens poetiske Litteratur" (1860) veröffentlicht hatte, erhielt er 1861 eine Anstellung als Dozent an der Universität Upsala, wurde 1866 zum Amanuensis beim Nationalmuseum, 1868 zum Professor an der Akademie der Künste zu Stockholm ernannt und wirkte später auch einige Jahre (1870-73) an der Gewerbeschule daselbst. Seit 1875 bekleidet er die außerordentliche Professur der Kunstgeschichte an der Universität zu Christiania, wo er zugleich erster Direktor der Nationalgalerie, der Kupfer-^[folgende Seite]