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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dill; Dill.; Dillenburg; Dillenia; Dilleniaceen; Dillenius

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Dill - Dillenius.

Vereinigten Staaten, traf im August 1866 zu St.-Louis mit Hepworth Dixon zusammen, in dessen Begleitung er die Rocky Mountains und den Mormonendistrikt besuchte, und setzte dann seine Reise allein über Nevada und Kalifornien nach Panama, von da weiter nach Neuseeland, Tasmania und Australien fort, überall sich gründlich über die gegenwärtige Lage und die kommerziellen Aussichten der englischen Kolonien zu unterrichten bemüht. Über Ceylon kam er nach Madras und Kalkutta, Oberindien und Lahor und kehrte dann über den Indus, Bombay und Ägypten nach England zurück. Als wissenschaftliches Resultat dieser Reise veröffentlichte er: "Greater Britain; a record of travel in English-speaking countries during 1866-67" (1868, 2 Bde.), ein vorzügliches Werk, das besonders den Einfluß der Rassen auf das Gouvernement und den der klimatischen Bedingungen auf die Rassen selbst in scharfsinniger Weise untersucht und nicht nur während des ersten Jahrs vier Auflagen in England selbst erlebte, sondern auch gleichzeitig in Amerika zweimal nachgedruckt wurde. Diesem großen litterarischen Erfolg verdankte es D., daß er 1868 von Chelsea zum Parlamentsmitglied gewählt wurde, der jüngste Repräsentant einer Stadt, der jemals im englischen Unterhaus gesessen. Im Parlament schloß er sich den fortgeschrittensten Radikalen an und stand nicht an, sich offen zu republikanischen Grundsätzen zu bekennen. Trotzdem wurde er 1880, als Gladstone nach dem liberalen Wahlsieg ein neues Ministerium bildete, zum Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt ernannt und verteidigte die auswärtige Politik der Regierung, die er im Unterhaus zu vertreten hatte, während der Sessionen 1880 und 1881 geschickt und glücklich. Ende 1882 trat er als Präsident des Lokalverwaltungsamts in das liberale Kabinett selbst ein, mit welchem er im Juni 1885 seine Entlassung nahm. Einer ehrenrührigen Anklage wegen Ehebruchs gegenüber, die gleichzeitig gegen ihn erhoben wurde, behauptete er in einem offenen Brief an seine Wähler seine volle Unschuld. 1874 veröffentlichte er anonym seine politische Satire "The fall of Prince Florestan of Monaco", welche drei Auflagen erlebte und ins Französische übersetzt wurde. Außer dem "Athenaeum", dessen Eigentum er von seinem Vater erbte, ist er auch Besitzer der wertvollen wissenschaftlichen Zeitschrift "Notes and Queries". Aus den Schriften seines Großvaters (D. 1) gab er heraus: "The papers of a critic" (1875, 2 Bde., mit Biographie des Genannten).

Dill, Pflanze, s. Anethum.

Dill, Nebenfluß der Lahn, entspringt auf dem Westerwald, durchfließt den nach ihm benannten Dillkreis des preußischen Regierungsbezirks Wiesbaden und mündet nach 68 km langem Lauf bei Wetzlar.

Dill, Ludwig, Maler, geb. 2. Febr. 1848 zu Gernsbach in Baden, besuchte das Polytechnikum in Stuttgart, wo er zuerst Ingenieurwissenschaften, später Architektur studierte. Nachdem er den Krieg von 1870/71 als Offizier mitgemacht, widmete er sich der Kunst. Von 1874 bis 1878 zeichnete er Illustrationen für die Werke: "Italien" und "Schweizerland" aus dem Engelhornschen Verlag in Stuttgart. Seit 1878 kultivierte er die Malerei im Geiste der Münchener Stimmungsmaler. Auf mehreren Studienreisen durch Italien hatte ihn besonders Venedig gefesselt, und dem venezianischen Gebiet sind auch die Motive zu seinen Gemälden entlehnt, welche sich durch Kraft und Reichtum der Farbe, durch Feinheit und Wahrheit der Luftstimmung und durch charaktervolle Auffassung auszeichnen. Seine Hauptwerke sind: venezianischer Kanal (württembergische Staatsgalerie); Scirocco, venezianische Marine (Mannheimer Galerie); Ebbe in den Lagunen; Lagunendorf. 1883 erhielt er auf der internationalen Kunstausstellung in München eine Medaille zweiter Klasse.

Dill., bei botan. Namen Abkürzung für J. J. ^[Johann Jakob] Dillenius (s. d.).

Dillenburg, Stadt im Dillkreis des preuß. Regierungsbezirks Wiesbaden, an der Dill und an der Deutz-Gießener Eisenbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Gymnasium, eine Bergschule, ein Schullehrerseminar, eine höhere Töchterschule, starken Eisenerzbau, 2 Eisenhütten, 2 Dampfmühlen, Tabaks- und Zigarrenfabrikation, Gerbereien, das hessen-nassauische Landesgestüt und (1880) 3818 Einw. (darunter 357 Katholiken). - D. verdankt seinen Ursprung der alten, jetzt in Trümmern liegenden Bergfeste D. auf einer Anhöhe über der Stadt, welche Graf Heinrich der Reiche von Nassau vor 1255 anlegte, erhielt 1344 Stadtrecht, war aber schon seit 1290 Residenz einer Linie des Hauses Nassau. Nach dem Aussterben derselben (1739) fiel D. an Nassau-Dietz. 1760 wurde das Schloß von den Franzosen zerstört. 1806 durch Napoleon zum Großherzogtum Berg geschlagen, war D. der Hauptort des Siegdepartements, kam 1814 an Preußen, 1815 wieder an Nassau und 1866 abermals an Preußen. Das ehemalige Bergschloß ist die Geburtsstätte des Prinzen Wilhelm von Oranien (1533), zu dessen Andenken der 45 m hohe Wilhelmsturm errichtet worden ist, und seines Sohns Moritz (1567). Seiner waldreichen Umgebung wegen wird D. auch vielfach als Luftkurort benutzt. Vgl. Frohwein, Beschreibung des Bergreviers D. (Bonn 1885).

Dillenia L. (Rosenapfel), Gattung aus der Familie der Dilleniaceen, große Bäume mit breiten Blättern, meist einzeln stehenden, großen, gelben oder weißen Blüten und eßbaren Früchten, sämtlich in Ostindien und auf den umliegenden Inseln einheimisch. D. elliptica Thunb. auf Celebes und den benachbarten Inseln, trägt orangengroße, mit einem schleimigen, safrangelben Saft erfüllte Früchte, welche säuerlich-süß schmecken und sowohl roh als auf verschiedene Weise zubereitet genossen werden. D. speciosa Thunb. (D. indica L.), ein Baum von 12-16 m Höhe, in Ostindien, auf Ceylon und Java, trägt runde, 16 cm im Durchmesser haltende Beerenfrüchte, welche sehr sauer schmecken und wie Zitronen zu Saucen und kühlenden Fruchtsäften verwendet werden. Die scharfe Wurzelrinde wird arzneilich benutzt. Von D. serrata Thunb., auf den indischen Inseln, werden die Früchte, welche den Orangen ähnlich sind, wie diese verwendet.

Dilleniaceen, dikotyle, etwa 190 Arten umfassende Pflanzenfamilie der Tropen und Australiens aus der Ordnung der Polykarpen, meist Schlingsträucher mit fünfzähligem, stehen bleibendem Kelch, fünfzähliger, regelmäßiger Krone, vielen Staubgefäßen und 1-5 oder mehr Karpellen. Vgl. Baillon, Monographie der D., in "Adansonia", Bd. 4.

Dillenius, Joh. Jakob, Botaniker, geb. 1687 zu Darmstadt, brach als akademischer Lehrer in Gießen durch seine gediegenen Abhandlungen Bahn zu genauerer Beobachtung und besserer Anordnung der untersten Pflanzenfamilien, ward 1721 Direktor des botanischen Gartens der Gebrüder Sherard in Eltham, 1728 Professor der Botanik in Oxford und starb daselbst 2. April 1747. Er stand mit seinen berühmten Zeitgenossen Haller und Linné in regem wissenschaftlichen Verkehr und veröffentlichte einen "Catalogus