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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dinapur; Dinār; Dinara; Dinarchus; Dinarische Alpen; Dinaruni; Dinassteine; Dincklage-Campe; Dindorf

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Dinapur - Dindorf.

von den Franzosen unter dem Herzog von Nevers im Sturm und wieder 1675 von ihnen erobert, dann 1703 nebst dem nahen Bouvignes geschleift und 24. Mai 1794 von Jourdan abermals genommen und wieder geschleift. Die jetzigen Festungswerke wurden seit 1815 errichtet.

Dinapur, englisch-ind. Garnisonsort in der Provinz Bihar der Präsidentschaft Bengalen, etwa 14 km oberhalb Patna an der von Kalkutta heraufführenden Eisenbahn gelegen, besteht aus einer indischen Stadt von (1881) 37,893 Einw., davon 26,513 Hindu, und der daran sich anschließenden englischen Garnisonstadt mit 14,170 Einw.

Dinār, früher arab. Goldmünze, nach dem byzantinischen Denarius 685 zuerst von Abdalmalek, später auch in Indien geprägt; auch persische Rechnungsmünze, = 0,08 Pfennig. In Serbien ist D. die Einheit des jetzigen Münzsystems. Der Silberdinar von 835 Tausendteilen Feinheit à 100 Para ist = 75,15 Pf.

Dinara, Bergkuppe in Dalmatien, an der Kerkaquelle, östlich von Knin, 1811 m hoch, gehört dem Gebirgszug an, welcher als Verbindungsglied zwischen dem Balkansystem und den Julischen Alpen dient und an den Küsten des Adriatischen Meers im Anschluß an den Vellebit (s. d.) 640 km weit gegen SO. (bis zur Narentamündung) sich ausdehnt, mit einer Breite von 37 km und einer mittlern Kammhöhe von 700 m. Dieser Gebirgszug führt den Namen des Dalmatischen Karstes oder, nach dem Berg D., der Dinarischen Alpen. Der Hauptarm desselben streicht auf der Grenze Dalmatiens gegen Bosnien und wird von steilen, klippigen Nebenketten begleitet. Ein westlicher Seitenzug durchzieht das dalmatische Küstenland. Letzterer wird im N. häufig durch Querriegel mit der Hauptkette verbunden und fällt nach dem Adriatischen Meer durchgängig sehr steil ab, um sich in schärenartig zerrissenen Klippeninseln fortzusetzen. Jenseit der Narenta setzen sich die Dinarischen Alpen als schmaler Küstenstreifen zwischen dem Meer und der Trebincica bis zum Gebirgsstock von Montenegro fort. Die höchste Erhebung in diesem Küstengebirge ist der 1898 m hohe Orjen. Das ganze dinarische Alpenland ist ein überaus zerrissenes Kalkgebirgsland mit vielen Höhlen, Steinwüsten und wenig fruchtbaren Thälern. Die gießbachartigen Flüsse sind bald dünne Wasserstreifen, bald reißende Ströme, welche die überfluteten Ebenen mit Geschieben bedecken.

Dinarchus, Redner, s. Deinarchos.

Dinarische Alpen, s. Dinara.

Dinaruni, Volksstamm, s. Bachtijaren.

Dinassteine, s. Mauersteine.

Dincklage-Campe, Amalie (Emmy) von, Romanschriftstellerin, geb. 13. März 1825 auf dem Rittergut Campe im Osnabrückschen aus einem alten Adelsgeschlecht des Emslandes. Von Jugend auf zu poetischen Versuchen geneigt, fand sie doch erst 1857 den Mut, öffentlich hervorzutreten, und zwar mit der Novelle "Das alte Liebespaar", die im Cottaschen "Morgenblatt" erschien. Obgleich sie viele Jahre auf Reisen zubrachte, sieben Winter in Italien verlebte, in Ungarn, Dalmatien, Holland, Frankreich länger verweilte, 1880-81 auch Nordamerika bereiste, überall mit scharfem Auge beobachtend, knüpft ihre Poesie doch immer am liebsten an Land und Leute ihrer engern Heimat an, deren Wesen und Art sie mit origineller Kraft darzustellen weiß, so daß sie im eigentlichsten Sinn die Dichterin des Emslandes geworden ist. Sie lebt gegenwärtig in Lingen a. d. Ems und ist seit 1866 Konventsmitglied des freiweltlichen Damenstifts zu Börstel im Osnabrückschen. Ihre vorzüglichsten Romane und Novellen sind: "Hochgeboren" (Leipz. 1869); "Tolle Geschichten" (das. 1870); "Neue Novellen" (das. 1870); "Sara" (das. 1871); "Durch die Zeitung" (das. 1871); "Geschichten aus dem Emsland" (das. 1872-1873, 2 Bde.); "Kinder des Südens" (Stuttg. 1873); "Heimatgeschichten" (Paderb. 1873); "Die fünfte Frau" (Stuttg. 1873); "Emslandbilder" (2. Aufl., Herzberg 1881); "Nordlandsgeschichten" (Jena. 1875); "Die Schule des Herzens" (das. 1876); "Im Sirocco" (Bresl. 1877); "Wir. Emslandgeschichten" (1. u. 2. Aufl., Leipz. 1882); "Aus zwei Weltteilen" (Lingen 1882); "Die Amsivarier. Heimatgeschichten" (Leipz. 1883) u. a.

Dindorf, 1) Wilhelm, bedeutender Hellenist, geb. 2. Jan. 1802 zu Leipzig, wo sein Vater Gottlieb Immanuel D. (gest. 19. Dez. 1812) Professor der orientalischen Sprachen war; studierte seit 1817 in Leipzig unter Gottfr. Hermann und Chr. Daniel Beck Philologie und begann frühzeitig seine litterarisch-kritische Thätigkeit. Nachdem er einen 1827 an ihn ergangenen Ruf nach Berlin abgelehnt, wurde er 1828 zum außerordentlichen Professor der Litteraturgeschichte in Leipzig ernannt, entsagte jedoch 1833 dieser Stellung, um sich ausschließlich litterarischer Thätigkeit zu widmen. Einer der fruchtbarsten philologischen Schriftsteller, starb er 1. Aug. 1883 in seiner Vaterstadt. Besonderes Verdienst hat sich D. um die szenischen Dichter der Griechen erworben. Sie erschienen gesammelt mit den Fragmenten Leipzig 1830 (5. Aufl., Lond. u. Leipz. 1869); außerdem bearbeitete er Bd. 7-13 des Invernizzi-Beckschen Aristophanes (Leipz. 1820-34), edierte einzeln den Aristophanes mit Annotationen und Scholien (Oxf. 1835-39, 4 Bde.), ebenso den Äschylos (das. 1841-51, 3 Bde.) und Euripides (das. 1834-63, 7 Bde.), den Sophokles mit Annotationen (das. 1832-36, 2 Bde.; 3. Aufl. 1860, 8 Tle.) und einen zweiten Band zu den von Elmsley herausgegebenen Scholien zu Sophokles (das. 1852), verfaßte ferner "Metra Aeschyli, Sophoclis, Euripidis et Aristophanis" (das. 1842), ein "Lexicon Sophocleum" (Leipz. 1871) und ein "Lexicon Aeschyleum" (das. 1873-76). Für Homer lieferte er eine Textausgabe (Leipz. 1855-56, 2 Bde.; 5. Aufl. 1884-85) und Scholienausgaben sowohl zur "Odyssee" (Oxf. 1855, 2 Bde.) als zur "Ilias" (das. 1875-77, 4 Bde.). Hervorragend ist auch seine Ausgabe des Demosthenes mit Annotationen und Scholien (Oxf. 1846-51, 9 Bde.). Sonst sind zu nennen seine Ausgaben der "Grammatici graeci" (Bd. 1, Leipz. 1823), des Athenäos (das. 1827, 3 Bde.), Aristides (das. 1829, 3 Bde.), Synkellos und Nikephoros (Bonn 1829, 2 Bde.), Themistios (Leipz. 1832), Procopius (Bonn 1833-38, 3 Bde.), Lukianos (Par. 1840, 2 Tle., und Leipz. 1858, 3 Bde.), Josephus (Par. 1845-49, 2 Bde.), Eusebius Cäsariensis (Leipz. 1867-71, 4 Bde.) und Textabdrücke in den Sammlungen von Teubner und Didot. Mit Hase und seinem Bruder Ludwig hat er das hohe Verdienst gemeinsam, die neue Ausgabe von Stephanus' "Thesaurus graecae linguae" (Par. 1832-65, 9 Bde.) bearbeitet zu haben.

2) Ludwig August, Bruder des vorigen, ebenfalls Hellenist, geb. 3. Jan. 1805 zu Leipzig, studierte dort seit 1820, lebte dann in stiller Zurückgezogenheit als Privatgelehrter daselbst und starb 6. Sept. 1871. Er hat sich besonders um Xenophon und die griechischen Historiker verdient gemacht. Xenophon hat er mehrfach herausgegeben (zuletzt Leipz. 1849-51, öfters wiederholt; mit kritischem Apparat, Oxf. 1853