Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dithyrambos; Ditiōn; Dito; Ditŏmīe; Ditŏnus; Ditriglyph; Ditrochäus; Dittenberger; Dittersbach

7

Dithyrambos - Dittersbach.

belehnte, erklärten die D., daß sie dem Erzbistum Bremen unterthan seien, und protestierten beim Papst gegen ein solches willkürliches Verfahren des Kaisers. Christian I. starb, ehe er etwas gegen die D. unternehmen konnte, 1481. Sein Sohn, König Johann, erneuerte 1488 seine Ansprüche und zog 1500 mit einem 30,000 Mann starken, meist aus deutschen Söldnern, der sogen. großen Garde unter dem Junker Slenz, bestehenden Heer gegen sie. Die D. zogen sich zurück, warfen bei Hemmingstedt eine Schanze auf, wählten einen ihrer Landesältesten, Wolf Isebrand, zum Führer und gelobten, zu siegen oder zu sterben. Wirklich gelang es ihnen auch, das feindliche Heer in die Moräste zu locken und, nachdem sie alle Angriffe auf ihre Schanze zurückgewiesen, durch Öffnung der Schleusen zu vernichten. Die Blüte des schleswig-holsteinischen Adels kam um, König Johann selbst rettete sich nur durch schnelle Flucht, auch die Danebrogsfahne fiel in die Hände der D. Es kam nun ein Friede zwischen D. und Dänemark zu stande, in welchem König Johann auf seine Eroberungspläne verzichtete. 1524 versuchte Heinrich von Zütphen aus Bremen in D. Luthers Lehre zu verbreiten, wurde aber auf Betrieb der Mönche zu Heide verbrannt. Dennoch machte die Reformation Fortschritte, und schon 1532 wurde überall die Messe aufgehoben. 1548 erhielt Herzog Adolf von Holstein von Kaiser Karl V. die Bestätigung des von Friedrich III. seinem Vorfahren Christian I. erteilten Lehnsbriefs über D. und erklärte nach dem Regierungsantritt Friedrichs II. von Dänemark mit demselben gemeinschaftlich 18. Mai 1559 den D. den Krieg. Mit einem großen Heer zogen die Fürsten gegen sie, umgingen ihre Schanzen, führten sie durch Scheinangriffe irre und schlugen die einzelnen Haufen der unter sich entzweiten D. zuletzt 3. Juni 1559 bei Heide, wo die Tapfersten unter dem Bauern Rhode des alten Ruhms würdig stritten. Die D. sahen sich darauf genötigt, sich an Holstein zu ergeben, den König von Dänemark aber als Oberlehnsherrn anzuerkennen. Die Bedingungen waren jedoch glimpflich; die D. behielten Freiheit der Person und des Eigentums, freie Gemeindeverfassung und ihr Landrecht sowie Wahl ihrer Beamten. Ihr Land wurde in drei Teile geteilt: den Süderteil nahm der König, den Vorderteil der Herzog Adolf und den Mittelteil Herzog Johann von Holstein in Besitz. Nach Johanns Tod 1581 bildete D. nur noch zwei Teile: Norder- und Süderdithmarschen; 1773 fiel auch ersteres an den König von Dänemark. Von da an teilte das Land der D. das Schicksal Holsteins.

Beglaubigte Nachrichten und Überlieferungen zur Geschichte Dithmarschens verdanken wir zunächst Johann Adolfi, genannt Neocorus (d. h. Köster, geb. 1559, gest. 1629), dessen in niedersächsischer Sprache geschriebene Chronik des Landes D. Dahlmann in der Urschrift mit 23 Abhandlungen (Kiel 1827, 2 Bde.) herausgegeben hat. Vgl. ferner: Michelsen, Urkundenbuch zur Geschichte des Landes D. (Altona 1834); Derselbe, Sammlung alt dithmarsischer Rechtsquellen (das. 1842); Volkmar, Geschichte des Landes D. (Braunschw. 1851); Nitzsch, Das alte D. (Kiel 1862); Kolster, Geschichte Dithmarschens (nach Dahlmanns Vorlesungen, Leipz. 1873, bis 1559 reichend).

Dithyrambos (griech.), ursprünglich ein Beiname des Dionysos, der von seiner Doppelgeburt (Dithyros) ausgegangen sein soll, danach Name der ihm zu Ehren gesungenen Festlieder, in denen in leidenschaftlich erregter Weise die Schicksale des Dionysos, später auch andrer Götter und Heroen unter Begleitung von Instrumentalmusik (besonders Flöten) und in Verbindung mit mimischen Darstellungen besungen wurden. Der D. (auch Dithyrambi) stellt eine eigne Gattung der lyrischen Poesie dar, die als Ausfluß einer künstlich erhöhten Gemütsstimmung zur ekstatischen Lyrik wird, und bildet, da die letztere durch sinnliche Mittel (Weinrausch) erzeugt (Orgiasmus) ist, das Gegenstück zur (weltlichen und geistlichen) Ode, welche aus durch Ideen erzeugter Begeisterung (Ideenrausch, Enthusiasmus) entspringt. Eigentliche Heimat des D. war Athen, wo an den glänzenden Dionysosfesten die berühmtesten Lyriker, wie Lasos von Hermione (500 v. Chr.), Simonides von Keos, Pindar u. a., mit ihren Dithyramben wettkämpfend auftraten; Erfinder desselben aber war (nach Herodot) Arion in Korinth (um 620). In Athen ging aus dem D. mit der Zeit die Tragödie hervor. Erhalten sind nur wenige Fragmente von Dithyramben (gesammelt in Bergks "Poetae lyrici graeci"). Unter den vorhandenen Hymnen des Pindar ist kein eigentlicher D.; unter den Horazischen Oden haben einige dithyrambischen Charakter. Musterbeispiel unter den Neuern ist Schillers "D."; Goethes "Wanderers Sturmlied" und "Harzreise im Winter" fallen, da sie nicht aus Wein, sondern einem orgiastischen Naturrausch entstammt scheinen, mehr unter den Begriff der (weltlichen) Ode. Aus dem Beinamen des Gottes schuf man übrigens auch eine besondere Person, als Begleiter des Dionysos, wie ihn Vasenbilder zeigen.

Ditiōn (lat.), Macht, Gewalt über jemand, Herrschaft; Machtgebiet.

Dito (ditto, v. ital. Detto, "das Obbesagte"), das Nämliche, Gleiche; auch s. v. w. ebenso, ebenfalls; wird meist in der Abkürzung "do." gebraucht, um Bezeichnungen, welche mehrmals nacheinander oder in Rechnungen u. dgl. untereinander vorkommen, nicht wiederholen zu müssen.

Dito (ital.), Finger, Zoll; bis 1866 in Italien amtliche Bezeichnung des Zentimeters (centimetro).

Ditŏmīe (griech.), Zweiteilung, Halbierung.

Ditŏnus (griech., "Zweiton"), große Terz, weil dieselbe aus zwei Ganztönen besteht.

Ditriglyph (griech.), in der griechisch-dorischen Baukunst ein Ornament, welches darin besteht, daß in dem Fries des dorischen Gebälkes zwischen je zwei Säulen je zwei Triglyphen und je drei Metopen angebracht sind.

Ditrochäus (griech.), s. v. w. Dichoreus.

Dittenberger, Wilhelm Theophor, evang. Theolog, geb. 30. April 1807 zu Theningen in Baden, studierte Theologie zu Heidelberg unter Daub, dessen Schwiegersohn er später wurde, und dessen Werke er mit Marheineke (Berl. 1838-44, 7 Bde.) herausgab. Nachdem er sich 1832 in Heidelberg habilitiert, war er 20 Jahre daselbst in der Doppelstellung eines praktischen Geistlichen (Stadtpfarrer bei Heiliggeist) und akademischen Lehrers, seit 1847 als ordentlicher Professor thätig, im Verein mit Zittel als Führer des freisinnigen Teils der badischen Geistlichkeit hochangesehen. In den Zeiten der Reaktion sah er sich veranlaßt, 1852 einem Ruf nach Weimar als großherzoglicher Oberhofprediger und Kirchenrat Folge zu leisten. Erblindet starb er bald nach seiner Pensionierung 1. Mai 1872.

Dittersbach, 1) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Waldenburg, im niederschlesischen Steinkohlengebirge und an den Linien Kohlfurt-Glatz und D.-Sorgau der Preußischen Staatsbahn, hat