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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dobroje; Döbrököz; Dobroljubow; Dobrovsky; Dobrschan; Dobrudscha

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Dobroje - Dobrudscha.

Dobroje, Marktflecken im russ. Gouvernement und Kreis Tambow, hat Tuchmanufakturen, eine Färberei, Papiermühle, Taufabrik, 4000 Einw. und ist besonders wichtig durch die sogen. "Nikolsche Messe" (im Dezember), auf welcher Tuchwaren und Seilerfabrikate die Haupthandelsartikel bilden.

Döbrököz (spr. döbrököss), Markt im ungar. Komitat Tolna, am Kapos, mit Schloßruine, (1881) 3486 Einw., vorzüglichem Wein- und Tabaksbau.

Dobroljubow, Nikolas Alexandrowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1836 zu Nishnij Nowgorod als Sohn eines Priesters, erhielt seine Erziehung im geistlichen Seminar seiner Vaterstadt, später im pädagogischen Institut zu Petersburg, wirkte dann als Mitarbeiter an der Zeitschrift "Sovremennik", starb aber schon 17. Nov. (a. St.) 1861. Trotz seines kurzen Lebens gehörte D. als Kritiker und Publizist im liberalen Geist zu den hervorragendsten Persönlichkeiten der neuern russischen Litteratur; als besonders beachtenswürdig werden seine "Materialien zur Biographie Tschernischewskijs" (im "Sovremennik" 1862) hervorgehoben. Eine Sammlung seiner Aufsätze und Abhandlungen erschien nach seinem Tod in 4 Bänden (Petersb. 1862, 3. Aufl. 1876).

Dobrovsky (spr. dóbrof-), Joseph, erster Wiederbeleber der böhmischen Litteratur, geb. 17. Aug. 1753 zu Gyermet unweit Raab in Ungarn von böhmischen Eltern, besuchte die Schulen zu Deutsch-Brod und Klattau und widmete sich seit 1768 in Prag philosophischen Studien. Nachdem er 1772 in den Jesuitenorden getreten, setzte er nach Aufhebung desselben 1773 seine theologischen Studien zu Prag fort, ward 1776 Diakon, dann Rektor des Generalseminars zu Hradisch, von wo er als Erzieher in das gräflich Nostitzsche Haus zu Prag berufen wurde. Nach vielen Fußwanderungen behufs antiquarischer Forschungen machte er 1792 im Auftrag der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften eine Reise nach Stockholm, um die von den Schweden bei Erstürmung der Kleinseite von Prag unter Königsmark 1648 aus dem Hradschin entführten Handschriften zu vergleichen. Von Stockholm ging er über Upsala, wo er den Codex argenteus (Ulfilas' Bibelübersetzung) mit den ältesten Denkmälern des slawischen Idioms verglich, Linköping und Abo nach Petersburg und Moskau, wo er die Handschriften der großen Patriarchalbibliothek durchforschte. Nach seiner Rückkehr 1793 veröffentlichte er die Resultate seiner Forschungen in den "Litterarischen Nachrichten von einer 1792 unternommenen Reise in Schweden und Rußland" (Prag 1796), einem Werk, das zu den bedeutendsten glossographischen Urkunden des 18. Jahrh. zählt. Noch vor dessen Herausgabe hatte er sein zweites Hauptwerk: "Geschichte der böhmischen Sprache und Litteratur" (Prag 1792, 2. Aufl. 1818), erscheinen lassen. Er begleitete darauf den Grafen Friedrich Nostitz in die Schweiz und durch Tirol nach Venedig und widmete sich, durch eine Gartenwohnung veranlaßt, einige Zeit botanischen Studien, aus denen die Schrift "Entwurf eines Pflanzensystems nach Zahlen und Verhältnissen" (Prag 1802) hervorging. D. lebte dann abwechselnd in Prag und auf den Gütern der Grafen Nostitz, Sternberg-Manderscheid, Czernin. Während eines Aufenthalts zu Brunn, wo er die Bibliotheken durchforschte, starb er 6. Jan. 1829. Von seinen sonstigen Veröffentlichungen erwähnen wir: die gemeinschaftlich mit Pelzel herausgegebenen "Scriptores rerum bohemicarum" (Prag 1783-84, 2 Bde.), die Schrift "De sacerdotum in Bohemia coelibatu" (das. 1787); die Ausgabe der "Vita Joa. de Jenczenstein" (das. 1793); "Die Bildsamkeit der slawischen Sprache" (das. 1799); "Deutsch-böhmisches Wörterbuch" (das. 1802-21, 2 Bde.); die Sammelwerke: "Slavin" (das. 1808, 6 Hefte; 2. Aufl. von Hanka, 1834) und "Slovanka" (das. 1814-15, 2 Bde.); "Glagolitica" (das. 1807, 2. Aufl. 1832); "Ausführliches Lehrgebäude der böhmischen Sprache" (das. 1809, 2. Ausg. 1819); "Entwurf zu einem allgemeinen Etymologikon der slawischen Sprachen" (das. 1813, 2. Aufl. 1833); "Institutiones linguae slavicae dialecti veteris" (Wien 1822), die erste (jetzt freilich überholte) wissenschaftliche Darstellung des Kirchenslawischen; "Cyrill und Method, der Slawen Apostel" (Prag 1823) u. a. Vgl. Palacky, Leben und gelehrtes Wirken des Joseph D. (Prag 1833); "Briefwechsel zwischen D. und Kopitar, 1808-28" (hrsg. von Jagić, Berl. 1885).

Dobrschan (tschech. Dobřany), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Mies, rechts an der Radbusa und an der Pilsen-Eisensteiner Bahn, mit einer Pfarrkirche, neuer Landesirrenanstalt, Bierbrauerei und (1880) 2954 Einw.

Dobrudscha, rumän. Landschaft zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer, umfaßt das Donaudelta und die südwestlich davon belegene Hochebene bis zur Linie Silistria-Mangalia (s. Karte "Rumänien"). Sie hat einen Flächeninhalt von 15,812 qkm (287 QM.), ohne das Donaudelta ca. 11,000 qkm. Die 80-200 m hohe, nur teilweise mit verwildertem Eichengestrüppe bedeckte Hochebene wird von Matschin bis Tultscha von einem Kalksteingebirge durchzogen, das im Sakarbair bei Babadagh 500 m Höhe erreicht. Die Ebene ist wegen des totalen Wassermangels nur wenig zum Ackerbau geeignet und trägt im Hochsommer den Charakter der Stoppe. Um so ausgedehnter ist die Viehzucht; Pferde, Rinder und Büffel, besonders aber Schafe weiden dort in großen Herden. Wasser gewinnt man in den Dörfern durch tiefe Paternosterbrunnen. Die südlich von der rumänischen D. belegenen bulgarischen Kreise Basardschik und Baltschik leiden trotz ihrer hügeligen Oberfläche denselben Mangel an Wasser und Baumwuchs, obwohl tief eingeschnittene Betten von ehemaligen Flußläufen zeugen. Das Klima ist wegen der Fieberluft ungesund und die Bevölkerung (106,943 Einw.), die überwiegend aus Bulgaren, Tataren und Tscherkessen besteht, äußerst schwach. Die Eisenbahnlinie Tschernawoda-Constanza (Küstendsche) durchschneidet das Land, der Bau eines Kanals auf derselben Route, welcher die Schiffahrt auf der Donau sehr abkürzen würde, ist geplant, begegnet aber außerordentlichen Schwierigkeiten, da eine Steigung von 50 m Höhe zu überwinden wäre. Die Küste ist arm an Häfen, und selbst der beste von ihnen, Mangalia, bietet wegen der im Sommer häufigen Nebel große Gefahren. 1880 ist die D. in zwei Distrikte, Tultscha und Constanza, geteilt, von denen jener in vier, dieser in fünf Bezirke zerfällt. An der Spitze des Distrikts steht ein Präfekt, an der eines Bezirks ein Administrator. Am 23. März 1854 überschritten die Russen bei Braila, Galatz und Tultscha die Donau, eroberten Matschin, nahmen 2. April am Trajanswall Stellung und machten dadurch die starke Position der türkischen Armee unter Omer Pascha bei Widdin und Kalafat unwirksam. Im Hochsommer 1854 erlitt eine französische Division unter General Espinasse auf einem Zug in die D. durch Mangel an Wasser, durch die Hitze und die Cholera sehr empfindliche Verluste. Im Frieden von San Stefano 3. März 1878 wurde die D. von der Pforte an Rußland und von diesem