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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dodendorf; Döderlein; Dodge; Dodo; Dodoens; Dodona

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Dodendorf - Dodona.

Dodendorf, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Wanzleben, an der Eisenbahn Magdeburg-Thale, mit (1880) 575 Einw.; denkwürdig durch ein siegreiches Gefecht des Schillschen Korps gegen die westfälischen Truppen 5. Mai 1809.

Döderlein, Ludwig, geschätzter Schulmann und Philolog, geb. 19. Dez. 1791 zu Jena, Sohn des Theologen Joh. Christoph D., der 1792 als Professor an der Universität daselbst starb, studierte in München, Heidelberg, Erlangen und Berlin, ging 1815 als Professor der Philologie an die Akademie in Bern, ward 1819 zu Erlangen Rektor des neu zu organisierenden Gymnasiums und daneben zweiter Professor der Philologie an der Universität, 1827 erster Professor der Philologie und der Beredsamkeit sowie Direktor des philologischen Seminars und starb, nachdem er im Herbst 1862 sein Amt als Gymnasialdirektor niedergelegt hatte, 9. Nov. 1863. Seine Hauptwirksamkeit entfaltete er auf dem Gebiet der Gymnasialpädagogik. Die litterarischen Leistungen bezogen sich hauptsächlich auf Synonymik und Etymologie. Hierher gehören: "Lateinische Synonymen und Etymologien" (Leipz. 1826-38, 6 Bde.); "Lateinische Wortbildung" (das. 1838); "Handbuch der lateinischen Synonymik" (das. 1839, 2. Aufl. 1849); "Handbuch der lateinischen Etymologie" (das. 1841); "Homerisches Glossarium" (Erlang. 1850-58, 3 Bde.). Außerdem edierte er den "Oedipus Coloneus" des Sophokles (Leipz. 1825), die Gesamtwerke des Tacitus (Halle 1841-47, 2 Bde.), die "Germania" des Tacitus mit deutscher Übersetzung (Erlang. 1850), die "Episteln" (Leipz. 1856-58) und die "Satiren" (das. 1860) des Horaz mit deutscher Übersetzung, die Homerische "Ilias" (Leipz. u. Lond. 1863-64, 2 Tle.). Die Macht seiner Persönlichkeit zeigen besonders seine Gelegenheitsschriften, gesammelt als "Reden und Aufsätze" (Erlang. 1843-47, 2 Bde.) und "Öffentliche Reden" (Frankf. 1860). Vgl. "Jahrbücher für Philologie und Pädagogik", Bd. 90 (1864).

Dodge (spr. doddsch), 1) Mary Abigail, bekannter unter ihrem Pseudonym Gail Hamilton, amerikan. Schriftstellerin, geb. 1838 zu Hamilton in Massachusetts, ward 1851 Lehrerin der Physik an der hohen Schule zu Hartford in Connecticut und war später als Mitarbeiterin an verschiedenen Zeitschriften thätig. Ihre durch treffende Satire ausgezeichneten Erzählungen und Essays erschienen unter verschiedenen Titeln, wie: "Country living and country thinking"; "Stumbling blocks"; "Gala days"; "Woman's wrongs": "A new atmosphere"; "Skirmishes and sketches"; "Red letter days"; "Wool gathering"; "Woman's worth and worthlessness" etc.

2) Mrs. Mary (Mapes), amerikan. Jugendschriftstellerin, geb. 1841 im Staat New Jersey, schrieb die Novellen: "Hans Brinker", "Donald and Dorothy"; "Theophlius and others", eine Sammlung Aufsätze; "Rhymes and Jingles", Kinderlieder, und "Along the way", eine Gedichtsammlung. D. redigiert seit Jahren mit großem Erfolg die in New York erscheinende illustrierte Jugendzeitung "St. Nicholas".

Dodo, s. Dronte.

Dodoens (spr. dóduns, lat. Dodonäus), Rembert, Botaniker, geb. 29. Juni 1517 zu Mecheln, studierte in Löwen und auf mehreren deutschen, französischen und italienischen Universitäten Medizin und ward 1548 Arzt in seiner Vaterstadt. Hier beschäftigte er sich auch mit astronomischen, geographischen und botanischen Studien. 1574-79 war er Leibarzt Maximilians II. und Rudolfs II. in Wien, wo er mit Lecluse in regem Verkehr stand. Er lebte dann zwei Jahre in Köln, kehrte 1582 in sein Vaterland zurück, nahm eine medizinische Professur zu Leiden an und starb daselbst 10. März 1585. D. gehörte mit zu den ersten Männern, welche die Wissenschaft von den scholastischen Fesseln, in denen sie während des Mittelalters lag, befreiten und sie wieder auf das wahre Studium der Natur hinleiteten. Seine Werke enthalten Abbildungen und Beschreibungen der einheimischen Pflanzen und auch solcher ausländischer, welche damals schon, dank den Handelsverbindungen der Niederländer, in den heimatlichen Gärten zu finden waren. D. wichtigstes Werk ist sein "Cruydeboek" (Antwerp. 1554 u. 1563; franz. von Lecluse u. d. T.: "Histoire des plantes etc. par Rembert D.", das. 1557; engl. von Henry Lyte, Lond. 1578 u. 1619; lat. nach einem vergrößerten Plan als "Stirpium historiae pemptades VI, sive libri XXX", Antwerp. 1583 u. 1616).

Dodona, berühmtes Heiligtum des Zeus im alten Epirus (Albanien), lag am Berg Tomaros in der Landschaft Hellopia, ca. 18 km südwestlich von Janina im heutigen Thal von Tscharakovista, wo es 1875 der Grieche K. Karapanos auffand. Der Sitz des Gottes, neben dem als sein Weib auch Dione (s. d.) verehrt wurde, war der Stamm einer heiligen Eiche mit eßbaren Früchten, und aus dem Rauschen ihrer Wipfel wie aus dem Gemurmel der heiligen Quelle, die am Fuß des Baums entsprang, deutete man seinen Willen; erst in der Folge kam dazu eine künstlichere Art der Weissagung vermittelst des sogen. dodonäischen Erzes (s. d.). Der dodonäische Zeus genoß im höchsten Altertum die ausgebreitetste Verehrung und zwar nicht nur bei der Bevölkerung Griechenlands; selbst Krösos schickte Gesandte zu diesem Orakel. Auch neben Delphi behielt D. den Ruf seiner Heiligkeit und bei den Bewohnern der Westküste von Hellas auch den Vorrang. Die Athener pflegten sich namentlich hierher zu wenden, wenn ihnen die Pythia wegen ihrer Hinneigung zu den Doriern verdächtig erschien, z. B. vor dem Zug nach Sizilien. Mit dem Emporblühen des molossischen Reichs im Anfang des 4. Jahrh. v. Chr. erhob sich D. noch einmal zu neuem Glanz, doch nur bei den westlichen Völkern. Im Krieg der Ätolier gegen Makedonien steckte der ätolische Feldherr Dorimachos die Hallen in Brand, vernichtete die Weihgeschenke und zerstörte den Tempel (219 v. Chr.). Auch die Römer verheerten im zweiten Makedonischen Krieg diese Gegenden. So war zu Strabons Zeit (20 n. Chr.) das Orakel verschwunden; dagegen berichtet Pausanias, daß zu seiner Zeit (2. Jahrh. n. Chr.) dasselbe wiederhergestellt gewesen sei, auch die alte Eiche, der älteste Baum Griechenlands, noch gestanden habe. Claudianus beweist, daß zu seiner Zeit (400 n. Chr.) das Orakel verstummt war; indes wird noch 516 ein Bischof von D. genannt. Die Ausgrabungen, welche Karapanos 1875 an der erwähnten Stelle vornahm, erstreckten sich auf ein Areal von über 20,000 qm, und die dabei gefundenen Inschriften erheben die Identität der Ruinen beim heutigen Dorf Alpochori mit D. über jeden Zweifel. Das Thal von Tscharakovista liegt ca. 500 m ü. M., ist von NW. nach SO. ca. 12 km lang und 300-1800 m breit und zerfällt in eine hügelige Nordwest- und eine viel ebenere Südosthälfte; wo beide zusammenstoßen, springt von O. her ein 400 m breiter, 30 m hoher und ca. 1200 m langer Hügelrücken vor, und dieser ist die Stätte des alten D. Die Ruinen umfassen: 1) die Akropolis, von der Gestalt eines unregelmäßigen Vierecks, mit Mauern von 3,25-5,8 m Dicke und einem einzigen