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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dolgoruky; Doli; Doliche; Dolichokephalus; Dolichos; Dolichotis; Dolina; Döll; Dollar

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Dolgoruky - Dollar.

wurde dann Chef der Gendarmerie und der dritten Abteilung der kaiserlichen Privatkanzlei (Polizeiminister) und schied aus dieser Stellung nach dem Attentat vom 16. April 1866; starb 18. Jan. 1868 in Petersburg als Oberstkämmerer.

Peter Wladimirowitsch, Fürst (Dolgorukow), geb. 1807 zu Moskau, Sohn des 1808 in Finnland gefallenen Generals Wladimir D., zog sich durch seine Schrift "Notice sur les principales familles de la Russie" (Brüss. 1843, 3. Aufl. 1858) die Ungnade des Kaisers Nikolaus zu, der ihn eine Zeitlang nach Wjatka verwies, schrieb sodann ein Adelslexikon (Petersb. 1856 f., 4 Bde.) und wurde infolge der Schrift "La vérité sur la Russie" (Par. 1860; deutsch, Leipz. 1862) zur Konfiskation seiner Güter und zur Verbannung aus Rußland verurteilt, nachdem er schon ins Ausland geflüchtet war. In Paris wurde er 1861 mit dem Fürsten Woronzow in einen skandalösen Prozeß verwickelt und wegen einer von ihm über denselben veröffentlichten Flugschrift 1861 aus Frankreich ausgewiesen; er lebte seitdem teils in Brüssel, teils in England, zuletzt in Genf, wo er 18. Aug. 1868 starb. Er schrieb noch: "Le général Yermolow" (Brüss. 1861); "De la question du servage en Russie" (Par. 1861), "La question russo-polonaise et le budget russe" (Leipz. 1861); "Des réformes en Russie" (Brüss. 1862); "La France sous le régime bonapartiste" (Lond. 1864) sowie eine Biographie Murawiews (das. 1864, in russ. Sprache) und "Mémoires" (Genf 1868-71, unvollendet).

Dolgoruky, Katharina Michailowna Juriewskaja, Fürstin (nicht zu dem berühmten Geschlecht Dolgorukij gehörig), die Geliebte des russischen Kaisers Alexander II. (s. d.), der sich nach dem Tod seiner ersten Gemahlin, Marie, 31. Juli 1880 mit ihr vermählte. Nach dem Tode des Kaisers begab sie sich ins Ausland und veröffentlichte unter dem Pseudonym Victor Laferté: "Alexandre II. Details inédits sur sa vie intime et sa mort" (Genf 1882).

Doli, s. Solotnik.

Doliche, altsyr. Stadt in der Landschaft Kommagene, berühmt durch warme Bäder und den Tempel des Zeus Dolichenos (eigentlich Baal, dargestellt als kräftiger, auf einem starken Stier stehender Mann, die Doppelaxt und ein Blitzebündel in den Händen); später Bischofsitz.

Dolichokephalus (griech.), ein Geschöpf, besonders ein Mensch mit langem Schädel; Dolichokephalie, Langschädeligkeit. Als pathologische Formen gehören hierher: Klinokephalus, Sattelkopf, durch Verwachsung der Sphenoparietalnaht entstanden, wodurch eine sattelförmige Einschnürung des Schädels entsteht; Leptokephalus, Schmalkopf, durch Verwachsung der Stirn- und Sphenoparietalnaht, Sphenokephalus, Keilkopf, durch Verwachsung der Pfeilnaht mit Erhebung der vordern Fontanellengegend entstanden.

Dolichos (griech.), in der altgriech. Gymnastik der Langlauf, in welchem die Rennbahn (1 Stadium = 187 m) 12- oder 24mal durchmessen wurde.

Dolichos L. (Fasel, Heilbohne), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, niederliegende Kräuter oder windende Halbsträucher mit dreizähligen Blättern, einzeln oder in Trauben stehenden Blüten und platten Hülsen, die in mehreren Arten wegen der bohnenähnlichen Hülsen und Samen als Nahrungspflanzen gebaut werden. Etwa 20 Arten, meist im wärmern Afrika, Asien und Australien. D. sesquipedalis L. (Riesenfasel), aus dem tropischen Amerika, wird 2-2,5 m hoch, trägt 30-45 cm lange, hellgrüne Hülsen, welche ein ausgezeichnetes Gemüse liefern, und wird deshalb auch in Südeuropa mehrfach angebaut. Von D. biflorus, in Ostindien im großen kultiviert, benutzt man die unreifen Hülsen als Gemüse, die Samen als Viehfutter.

Dolichotis, s. Mara.

Dolina, Stadt in Galizien, an der Bahnlinie Lemberg-Stryi-Stanislau, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Salzquelle und Salzsiederei (jährlich ca. 45,000 metr. Ztr. Kochsalzproduktion) und (1880) 3236 Einw.

Döll, 1) Friedrich Wilhelm Eugen, Bildhauer, geb. 1750 zu Hildburghausen, lernte zuerst bei dem Bildhauer Ney und setzte dann durch die Gunst des Herzogs Ernst von Gotha seine Studien in Paris und Rom fort. Im J. 1781 erhielt er die Aufsicht über die herzoglichen Kunstsammlungen zu Gotha und starb 30. März 1816 daselbst. Seine Hauptwerke sind: eine lebensgroße Statue der Kaiserin Katharina II., als Minerva dargestellt; dieselbe Kaiserin, vor welcher ein Mädchen auf dem Altar opfert; Winckelmanns Grabmal in der Rotonda zu Rom; die Büsten der Sappho und des Raphael Mengs; die neun Musen, Basrelief; Gustav Adolf von Schweden zu Pferde, vom Siege gekrönt, Basrelief; die lebensgroßen Figuren der Minerva, einer Muse und der Hygieia; die Grabmonumente der Gräfin von Einsiedel zu Dresden und des Herzogs Karl von Meiningen; das Denkmal Lessings auf der Bibliothek zu Wolfenbüttel und das Keplers zu Regensburg.

2) Johann Veit, Graveur, geb. 2. Febr. 1750 zu Suhl, lernte anfangs das Büchsenschäften, fing 1768 an, nach guten Meistern in Stahl zu schneiden und sich auch im Steinschneiden zu üben, und fertigte von dieser Zeit an besonders Schaumünzen und Siegel. Als Steinschneider erwarb er sich einen hervorragenden Ruf (Hauptwerk: das Panthéon in Rom). Nebenbei war er ein ausgezeichneter Orgelspieler. Er starb 15. Okt. 1835 in Suhl.

Dollar (vom deutschen Thaler), Münzeinheit der Vereinigten Staaten seit 1792, wird in 100 Cents geteilt und hatte als Silbermünzstück ursprünglich fast genau den Wert des Säulenpiasters, den er ersetzen sollte. Seit 1837 hat der Silberdollar eine gesetzliche Feinheit von 9/10 und ein Gewicht von 412½ englischen Troygrän oder 26,7295 g; der Wert ist 4,330 Mk. Als 1853 Goldwährung eingeführt wurde, prägte man den D. bis 1872 wesentlich nur noch für den Verkehr mit den Nachbarländern (Trade- oder Handelsdollars). Erst seit 1878 werden wieder jene Normaldollars (Standarddollars) geprägt, welche schon im folgenden Jahr dem Goldgeld gegenüber um ca. 13 Proz. entwertet waren. Der Golddollar, seit 1849 geprägt, ist gleichfalls 9/10 fein und 25 4/5 Troygrän oder 1,6718 g schwer. Goldwert eines Dollars 4,198 Mk. In Silber werden Teilstücke zu ½, ¼, 1/10 und 1/20 D. und seit 1850 auch Stücke zu 3 Cents, in Gold auch Stücke zu 10 D. (Eagles, d. h. Adler, s. d.), 5 und 2½ D., seit 1849 auch zu 20, seit 1853 zu 3 sowie für Kalifornien seit 1851 zu 50 und seit 1852 selbst zu 90 D. ausgemünzt, während der einfache Golddollar nicht mehr geprägt wird. 1873-78 prägte man silberne Tradedollars mit gesetzlicher Feinheit von 9/10, im Gewicht von 420 Troygrän oder 27,2156 g, im Wert von 4,4089 Mk. für Private, um in Ostasien den alten spanischen und mexikanischen Piaster zu verdrängen. War bis 1853 die gesetzliche Münzeinheit der Vereinigten Staaten der D. in Silber (resp. der Piaster) und von da ab auch der D. in Gold, so trat dem letztern seit 1861 noch ein staatliches Zir-^[folgende Seite]