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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Domkapitel - Domschulen.

lungsort "zahlbar in Z.", indem es alsdann dem Bezogenen überlassen bleibt, denjenigen anzugeben, bei welchem die Zahlung erfolgen soll. Die Präsentation zur Zahlung erfolgt bei dem Domiziliaten, und als solcher gilt, wenn kein besonderer Domiziliat namhaft gemacht ist, der Bezogene oder, wenn es sich um einen trocknen Wechsel handelt, der Aussteller. Erfolgt keine Zahlung, so muß der Wechsel stets protestiert werden, auch wenn es ein eigner Wechsel ist (s. Wechsel).

Domkapitel, s. Stift.

Domkapitular, s. Domherr.

Domkirche, s. Dom.

Domleschg, (Tomleschg), s. Hinterrhein.

Dommel, Fluß in den Niederlanden, entspringt in Belgisch-Limburg bei Wuberg in der Gemeinde Peer, tritt bei dem Dorf Schaft in die niederländische Provinz Nordbrabant ein, nimmt unter andern die Beers und die Rul oder Kleine D. auf, wird unterhalb Boxtel schiffbar, vereinigt sich bei Herzogenbusch mit der Aa und mündet, 90 km lang, unter dem Namen Dieze bei Crèvecoeur in die Maas. Das nach ihm benannte ehemalige batavische Departement umfaßte einen Teil von Brabant, Geldern und Südholland mit 222,000 Einw.

Dommer, Arrey von, Musikhistoriker, geb. 9. Febr. 1828 zu Danzig, machte seine musikalischen Studien von 1851 an, nachdem er zuvor als Lithograph gearbeitet hatte, in Leipzig, teils am Konservatorium, teils privatim bei Lobe, während er gleichzeitig an der dortigen Universität seine wissenschaftliche Ausbildung vollendete. 1863 begab er sich nach Hamburg, wo er als Musikkritiker des "Korrespondenten" wirkte, bis er 1873 die Stelle eines Stadtbibliothekars übernahm. Als Komponist hat sich D. durch einen achtstimmigen Psalm a capella den Ruf eines gediegenen Musikers erworben; noch ungleich verdienstvoller aber sind seine schriftstellerischen Arbeiten: "Elemente der Musik" (Leipz. 1862), "Musikalisches Lexikon" (nach H. C. Kochs Lexikon bearbeitet, Heidelb. 1865), "Handbuch der Musikgeschichte" (Leipz. 1868, 2. Aufl. 1877), durch welche er die Litteratur der Geschichte und Ästhetik der Musik wesentlich bereichert hat.

Dommitzsch (wend. Dunimatzsch), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Torgau, unweit der Elbe, Sitz eines Amtsgerichts, mit einer Thonrohrfabrik und (1880) 1948 evang. Einwohnern; war einst eine Hauptstadt sorbischer Häuptlinge und hatte 1223 eine Deutschordenskommende und 1298 bereits Stadtrechte. In der Nähe sind Braunkohlengruben.

Domnau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Friedland, mit dem Landratsamt des Kreises Friedland, ist Sitz eines Amtsgerichts, hat ein Schloß, eine Dampfmühle und (1880) 2082 evang. Einwohner.

Domnus (lat.), s. v. w. dominus, in der katholischen Liturgie bloß von Menschen gebraucht, während dominus nur von Gott und Christus gebraucht zu werden pflegt.

Domodossola, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Novara, im Val d'Ossola (Eschenthal), an der Toce und der Simplonstraße, 276 m ü. M., mit schönem Dom, Lyceum und Gymnasium, ansehnlichen Gebäuden mit Bogengängen und (1881) 2297 Einw., welche Wein- und Obstbau, Seidenzucht, zahlreiche Mühlen, Steinbrüche und Teigwarenfabrikation betreiben. Der Ort ist Sitz einer Unterpräfektur und eines Tribunals und wird vielfach von Alpenreisenden besucht. - D. war schon im Altertum als Oscella (Oxella) bekannt und bildete die Hauptstadt der Lepontier. Nach Karls d. Gr. Zeit wurde die Stadt Domo genannt, später Corte di Matarello; von der Feste Matarello sind nur noch wenige Trümmer übrig. Um das Eschenthal stritten sich im 15. Jahrh. Mailand und die Schweizer, welch letztere es 1416 eroberten und 1425 die Stadt unter Petermann Reysig tapfer verteidigten. Später fiel es an Mailand, 1735 mit dem Gebiet von Novara an Piemont. Der nahe Kalvarienberg ist ein besuchter Wallfahrtsort und gewährt herrliche Aussichten.

Domowoj, nach russischem Volksglauben ein Hausgeist und zwar die Seele des Gründers der Familie, für den das Haus gebaut wurde, nimmt an allem teil, was die Familie betrifft, warnt vor Unglück, hat die Gestalt eines kleinen alten Mannes mit weißem Bart, ist am ganzen Körper behaart und trägt entweder ein rotes Hemd mit blauem Gürtel oder einen blauen Kaftan mit rosenrotem Gürtel. Der D. stellt sich als Hausgeist zum Kobold (s. d.).

Dompfaff, s. v. w. Gimpel.

Dompierre d'Hornoy (spr. dongpjähr dornoa), Charles Marius Albert, franz. Marineoffizier und Minister, geb. 24. Febr. 1816, Großneffe Voltaires, trat 1828 in die Marine, wurde 1841 Leutnant, 1849 Fregattenkapitän, 1864 Konteradmiral, 1871 Vizeadmiral. Nach der Revolution vom 4. Sept. 1870 war er interimistischer Marineminister bis zur Ankunft des für diesen Posten definitiv ernannten Vizeadmirals Fourichon, und nach dessen Abreise zur Delegation in Tours versah er die Geschäfte eines Delegierten des Marineministeriums in Paris. Bei den Wahlen in die Nationalversammlung 8. Febr. 1871 wurde er im Departement Somme zum Abgeordneten gewählt und schloß sich den Monarchisten an. Nach dem Sturz Thiers' trat er 25. Mai 1873 in das erste Mac Mahonsche Kabinett des Herzogs von Broglie als Marineminister ein, erhielt sich in dieser Stellung auch bei der Neubildung des Kabinetts Broglie 26. Nov., gab aber 23. Mai 1874, bei dem Sturz Broglies, seine Entlassung. Seit 1876 ist er Mitglied des Senats.

Domremy la Pucelle (spr. dong-römi la pühssähl), Dorf im franz. Departement Vogesen, Arrondissement Neufchâteau, im schönen Thal der Maas, an der Ostbahn, mit 275 Einw.; denkwürdig als Heimat der Jungfrau von Orléans, Jeanne d'Arc (s. d.), deren Geburtshaus (gegenwärtig Mädchenschule mit kleinem Museum) durch eine Inschrift von 1480 ("Vive labeur, vive le roi Louys") bezeichnet ist. 1820 wurde ihr ein Denkmal (Büste der Jungfrau mit kuppelförmigem Überbau) daselbst errichtet. Eine andre Statue der Jungfrau (von Bronze) steht auf der Brücke über die Maas.

Domrjansk, Ort, s. Dobrjansk.

Domschulen (Stifts- oder Kathedralschulen), einflußreiche geistliche Schulanstalten des Mittelalters. Seit Augustinus (gest. 430) war es mehr und mehr Gebrauch geworden, daß die zahlreiche Geistlichkeit größerer Dome oder Kathedralen ein nach klösterlicher Regel geordnetes Leben führte. Bischof Chrodegang von Metz (742-766) gab seinem Domkapitel eine auf die Regel des heil. Benedikt gegründete Ordnung (760), die bald in vielen Kirchensprengeln Annahme fand. In dieser Regel war unter anderm die Begründung von D. zur Heranbildung künftiger Kleriker, auch wohl zum Unterricht vornehmer Laienkinder vorgeschrieben. Diese Schulen, von Karl d. Gr. befördert, von der Synode zu Aachen (802) vorgeschrieben, entwickelten sich ganz ähnlich wie die Klosterschulen (s. d.) der Benediktiner. Im frühern Mittelalter wie diese blühend und einflußreich, namentlich