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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Donner; Donnerbesen; Donnerbüchse; Donnerkeile; Donnerkraut; Donner Lake; Donnerlegion; Donnermaschine

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Donner - Donnermaschine.

Essex auf seiner Expedition nach Cadiz, machte dann eine größere Reise durch Spanien und Italien und ward bei seiner Heimkehr Sekretär des Lordkanzlers Egerton. Später trat er in den geistlichen Stand, wurde Kaplan des Königs, dann Prediger der Gesellschaft von Lincoln's Inn und zuletzt Dechant von St. Paul. Er starb 31. März 1631. D. zählt zu dem Dreigestirn der berühmten englischen Satiriker der Zeit der Elisabeth oder vielmehr Jakobs I. Seine Satire ist die erste jener Gattung, welche Pope und Churchill zur Vollendung brachten, aber für unsre Zeit kaum mehr genießbar. Zugleich ist D. als Lyriker das Haupt jener Dichterschule, welche man die "metaphysische" nennt. Nur ein falscher Geschmack verleitete D. zu den Fehlern seines Stils. Er ist getränkt mit dem Wissen seines Zeitalters, zeigt einen scharfen Verstand, eine reiche, weithin zielende Phantasie, gedrängte Ausdrucksweise und kaustischen Witz. Seine poetischen Werke erschienen zuerst London 1633, vollständiger 1650 und darauf öfter. Eine neue Ausgabe mit Einschluß seiner Predigten und Briefe besorgte H. Alford (Oxf. 1839, 6 Bde.); in Auswahl erschienen sie 1840. Eine Biographie Donnes schrieb Walton (1640, neue Aufl. 1865).

Donner, s. Gewitter.

Donner, 1) Georg Raphael, Bildhauer, geb. 25. Mai 1692 zu Eßling in Niederösterreich, trat dem Unwesen des Berninischen Stils, der in wüste Schrankenlosigkeit ausgeartet war, durch Studien nach Natur und Antike entgegen und wurde so der Vorläufer einer neuen, auf größere Reinheit des Geschmacks gegründeten Richtung. Anfangs für den geistlichen Stand bestimmt, fand er im Stift Heiligenkreuz an dem Bildhauer Giuliani einen Pfleger seines früh erwachten Talents. Aus dessen Atelier trat er in die Wiener Akademie der bildenden Künste über, worauf er bald vom Hof beschäftigt wurde und den Titel kaiserlicher Galanteriebildhauer erhielt. Indessen war die Abneigung Donners gegen allerlei herkömmliche Bräuche seinem Fortkommen bei der damaligen vornehmen Gesellschaft hinderlich, so daß sein ganzes Leben im Kampf mit Not und Entbehrungen verlief. Ein Ruf nach Salzburg verschaffte ihm im dortigen Schloß Mirabell Beschäftigung, auch ernannte ihn Fürst Esterházy 1739 zu seinem Baudirektor. D. hielt sich nun wieder in Wien auf, wo er 1739 den Brunnen auf dem Neuen Markt mit fünf in Blei gegossenen Figuren schmückte, welche Niederösterreichs vier Hauptflüsse und die göttliche Vorsehung darstellen. Durch kühne und geistvolle Erfindung wie durch ein feines plastisches Formgefühl ausgezeichnet, sind diese Figuren jedoch nicht frei von Manieriertheit, die sich namentlich in den lang gestreckten Körperverhältnissen äußert. 1873 wurden dieselben durch genaue Bronzekopien ersetzt. Donners letztes Werk war die Brunnengruppe: Perseus und Andromeda für das Wiener Rathaus, gleichfalls von Blei; von Marmor ist sein Karl VI. im Belvedere. D. starb in sehr mißlicher Lage 15. Febr. 1741 in Wien. Seine Biographie schrieb Schlager (Wien 1848). - Zu seinen besten Schülern gehören seine beiden Brüder Matthias und Sebastian, ersterer namentlich als Medailleur bekannt, dem die Stempelschneidekunst viele Vervollkommnungen verdankt. Berühmt ist seine Schaumünze auf Karl Albert von Bayern (1727); vor allem aber hat er Maria Theresia auf die mannigfachste Weise in Münzen verewigt. Vgl. Kabdebo, Matthias D. und die Geschichte der Wiener Graveurakademie (Wien 1881).

2) Johann Jakob Christian, ausgezeichneter Übersetzer klassischer Dichter, geb. 10. Okt. 1799 zu Krefeld, kam 1807 mit seinen Eltern nach Stuttgart, wo er das Gymnasium besuchte, studierte 1817-22 in Tübingen Theologie und Philologie, wurde 1823 Repetent am theologischen Seminar zu Urach, dann am theologischen Stift zu Tübingen, erhielt 1827 eine Professur am obern Gymnasium zu Ellwangen, 1843 zu Stuttgart, wurde 1852 in Ruhestand versetzt und starb, seit 1872 an den Folgen eines Schlaganfalls daniederliegend, 28. März 1875 daselbst. Durch Voß in Heidelberg und Conz in Tübingen angeregt, übersetzte er in den Versmaßen des Originals die Satiren des Juvenal (Tübing. 1821) und des Persius (Stuttg. 1822), später die "Lusiaden" des Camoens (Leipz. 1833, 3. Aufl. 1869). Allgemeine Anerkennung fand die Übertragung des Sophokles (Heidelb. 1838-39; 9. Aufl., Leipz. 1880) wegen ihrer Treue und gewandten Sprache. Es folgten Übersetzungen des Euripides (Heidelb. 1841-52, 3 Bde.; 3. Aufl. 1876), Äschylos (Stuttg. 1854), Homer (das. 1855-58, 2 Bde.; 3. Aufl. 1874 ff.), Pindar (Leipz. 1860), Aristophanes (das. 1861-62, 3 Bde.), Terenz (das. 1864, 2 Bde.), Plautus (das. 1864-65, 3 Bde.), Quintus Smyrnäus (Stuttg. 1866-67); doch gelten die spätern nicht als so gelungen wie die frühern.

Donnerbesen, eine fächer- oder besenförmige Verzierung, die sich in den Vierlanden an vielen Häusern auf der den Wegen und Deichen zugekehrten Giebelseite befindet, und zwar entweder aus Holz oder aus Stroh geflochten oder in Malerei. Er sollte, wie die Pferdeköpfe der wendischen Bauernhäuser, jedenfalls eine schützende Wirkung und zwar gegen den Blitz äußern. Vgl. Petersen, Der D. (Kiel 1862). D. (Donnerbusch) ist auch s. v. w. Hexenbesen.

Donnerbüchse, Name der ältesten Kanonen, kurze, mit eisernen Bändern auf einer Holzunterlage befestigte Rohre mit konischer Seele; vgl. Handfeuerwaffen.

Donnerkeile, s. v. w. Belemniten (s. d.), auch ähnlich geformte Steine (Donnersteine), teils natürliche Bildungen, teils Waffen und Werkzeuge aus der Steinzeit (s. d.). Die deutsche Mythologie leitete sie vom Donnergott (Donar) ab, der Volksaberglaube schrieb ihnen wunderbare Kräfte zu. Man gab sie Kreißenden in die Hand, wandte sie bei Kühen gegen Eutergeschwulst etc. an; auch sollte das Haus, in welchem sich ein Donnerkeil befindet, vor dem Einschlagen des Blitzes gesichert sein. In der Baukunst nennt man D. Verzierungen, zusammengebundenen Blitzen ähnlich, welche an der untern Fläche der Hängeplatte des dorischen Hauptgesimses zwischen je zwei Dielenköpfen zur Ausfüllung des Raums angebracht werden.

Donnerkraut, s. Sempervivum.

Donner Lake (spr. lehk), kleiner malerischer See in der Sierra Nevada von Kalifornien, am Truckeepaß und der Zentral-Pacificbahn gelegen, 1818 m ü. M., wird viel als Sommerfrische besucht.

Donnerlegion, s. Legio fulminata.

Donnermaschine, eine Vorrichtung auf Theatern zum Nachahmen des Donners. Sie befand sich in den Theatern der Griechen und Römer, die sie Bronteion (Brontēum) nannten, hinter der Bühne und bestand aus einem ehernen Kessel, in den aus Schläuchen Steine geschüttet wurden, wodurch ein donnerähnliches Getöse entstand. Gegenwärtig bedient man sich dazu entweder einer Art Pauke oder eines langen, schräg gestellten Holzschlauches, durch den man Steine hinabrollen läßt, die an innen angebrachten Leisten aufschlagen, endlich auch schwerer, auf eckigen Rädern ruhender Wagen, die auf dem Schnürboden auf eigens dazu hergerichteten Bahnen hin- und hergefahren werden, und ähnlicher Vorrichtungen mehr.