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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dordrecht; Dore; Doré

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Dordrecht - Doré.

der Trüffeleiche größere Mengen erzeugen. Sie werden teils nach Paris, teils ins Ausland verschickt. Die Nüsse der D. dienen zur Bereitung von Öl. Auch Champignons werden gewonnen, und in größerm Maßstab wird Tabak gebaut. Spezialitäten aus dem Tierreich sind die Schweine, die schönen Hechte und die roten Rebhühner, die das Land in Fülle erzeugt. An Mineralien liefert das Departement Eisen, Marmor, Alabaster etc. In gewerblicher Beziehung nimmt die Eisenindustrie mit zahlreichen Hüttenwerken die erste Stelle ein; außerdem fabriziert man Papier, Webstoffe, Glas- und Fayencewaren etc. Sehr lebhaft ist der Handel mit Wein, Branntwein, Nußöl, Früchten, Trüffeln, Schinken, Mastvieh, Mühlsteinen etc. An Eisenbahnlinien besitzt das Departement 336 km der Orléansbahn. Eingeteilt ist es in fünf Arrondissements: Périgueux, Sarlat, Nontron, Riberac und Bergerac. Haupstadt ^[richtig: Hauptstadt] ist Périgueux. Vgl. de Gourgues, Dictionnaire topographique du département de la D. (Par. 1873).

Dordrecht (Dortrecht, in Holland gewöhnlich abgekürzt Dort), Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, an der Merwede, welche sich hier in die Alte Maas und den Noord verzweigt, und an der Eisenbahn Rotterdam-Roozendaal-Antwerpen (schöne Eisenbahnbrücke über die Maas), ein altertümlich gebauter Ort, hat eine schöne gotische Kathedrale (1363 erbaut, mit einem Monument für den 1828 gestorbenen Seemaler Schotel), ein prächtiges Rathaus (von 1339), eine mit Glas überdeckte Börse und verschiedene Hospitäler, ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule und (1885) 29,214 Einw. D. ist die älteste und war im Mittelalter auch die mächtigste Handelsstadt Hollands. Noch heute ist der Handel Dordrechts bedeutend, besonders mit Holz, Rhein- und Moselweinen, Traß, Steinkohlen, Mühlsteinen, Kalk, Ölsaat, Korn, Stockfisch etc. 1883 liefen insgesamt 331 Schiffe von 258,000 cbm Tonnengehalt ein, 81 Schiffe von 47,000 cbm Gehalt mit Ladung aus. Ein schmaler Arm der Maas, das Dortsche Kil (die Verbindung mit dem Holländischen Diep), ist immer von Dampf- und Segelschiffen belebt. Der Hafen ist so geräumig, daß die Ostindienfahrer bis zur Stadt gelangen können; auch die großen Rheinflöße werden gewöhnlich hier auseinander genommen und zerschnitten. In der nächsten Umgegend zählt man 26 Sägewindmühlen, 16 Ölmühlen, ferner Korn-, Traß- und Graupenmühlen, Zuckerraffinerien, Schiffswerften, eine Eisen- und Metallgießerei und eine Dampfmaschinenfabrik. D. ist Sitz eines deutschen Konsulats. Es ist Geburtsort der Brüder Johan und Cornelius de Witt und des Malers Ary Scheffer, dem 1862 auf dem Marktplatz eine Bildsäule errichtet wurde. - D. wurde 1013 von dem holländischen Grafen Dietrich (Dirk) III. gegründet. Der Kaiser Heinrich IV. schenkte aber die Gegend dem Bischof von Utrecht, und so wurde verschiedene Jahre hindurch ein heftiger Streit um den Besitz von D. geführt, worein sich auch die Herzöge von Brabant mischten, bis es den Grafen von Holland verblieb. Im J. 1231 erhielt die Stadt Mauern und wurde bald der wichtigste Ort der Grafschaft. Nach Briel war D. die erste holländische Stadt, welche 1572 die Spanier vertrieb; im nämlichen Jahr hielten die Staaten von Holland hier ihre erste freie Versammlung und legten den Grund zur Republik. 1574 und 1618-19 wurden hier die Dordrechter Synoden gehalten, wodurch die Stadt für die Entwickelung und Feststellung der reformierten Kirche in Holland große Bedeutung erhielt. Die erste (1574) war eine Provinzialversammlung der holländischen und zeeländischen Prediger zur Beratung über Kirchendisziplin und Verwandtes, doch erhielten die gefaßten Beschlüsse die obrigkeitliche Bestätigung nicht. Die zweite, die "große Synode der reformierten Kirche", ward auf Betrieb des Statthalters Prinzen Moritz von Oranien zur Unterdrückung der Arminianer oder Remonstranten und zur Aufrechthaltung des streng Calvinischen Dogmas, namentlich der Prädestinationslehre, vom 13. Nov. 1618 bis 19. Mai 1619 abgehalten. Die Lehre der Remonstranten ward verworfen, sie selbst wurden aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und die gegen ihre Lehre gefaßten dogmatischen Beschlüsse öffentlich in der Kirche verlesen. Das Dogma von der absoluten Prädestination ward von neuem als kirchlicher Lehrbegriff anerkannt, und im Gegensatz gegen die fünf remonstrantischen Thesen und ihre arminianische Deutung wurden fünf streng orthodoxe Lehrsätze festgestellt. Für die holländischen Reformierten wurden die Confessio Belgica und der Heidelberger Katechismus als symbolische Schriften bestätigt. Die Niederlande, die meisten Schweizerkantone und die Rheinpfalz, die französischen Kirchen sowie die Puritaner in England nahmen die Dordrechter Beschlüsse an; die englische bischöfliche Kirche aber verwarf sie mit Entschiedenheit, ebenso erlangten sie in den deutschen reformierten Staaten außer der Pfalz kein symbolisches Ansehen. Vgl. M. Graf, Beiträge zur Geschichte der Synode zu D. (Bas. 1825); Schweizer, Die protestantischen Zentralorgane in ihrer Entwickelung innerhalb der reformierten Kirche, Bd. 2 (Zürich 1856).

Dore (spr. dor), Fluß im franz. Departement Puy de Dôme, entspringt in den 1000 m hohen Dorebergen, verfolgt nördliche Hauptrichtung, fließt an Ambert, Courpière, wo der Couzon, und an Puy-Guillaume vorüber, wo die Cerdogne einmündet, und fällt in der Nähe von Ris in den Allier. Die Länge des sehr reißenden Flusses beträgt 130 km.

Doré, Gustave, franz. Maler und Illustrator, geb. 6. Jan. 1833 zu Straßburg, zeigte schon als Knabe ein bedeutendes Zeichentalent und lithographierte in seinem zehnten Jahr Skizzen zur Sittengeschichte des Departements Ain. Mit 13 Jahren kam er nach Paris und war mit 15 Jahren bereits als Illustrator am "Journal pour rire" thätig. Zugleich stellte er in den Salons landschaftliche Federzeichnungen aus. Im J. 1854 gab er sein erstes Illustrationswerk, Zeichnungen zu Rabelais' "Gargantua et Pantagruel", heraus, welchem eine lange Reihe von umfangreichen Cyklen folgte, unter denen sich die Illustrationen zu Eugen Sues "Ewigem Juden", zu Perraults "Märchen", zu Dantes "Hölle", (1861), zum "Don Quichotte" (1863), zur "Bibel" (1865), zu den "Fabeln" Lafontaines (1867), zu Ariost (1879) durch den Reichtum der aufgewendeten Phantasie und durch die technische Ausführung in Holzschnitt, welche durch die von D. herangebildeten Xylographen Pisani und Pannemaker den verwegensten malerischen Effekten des Künstlers gerecht wurde, eine große Popularität und eine weite Verbreitung in Frankreich, Deutschland, England etc. erwarben. Der unerschöpfliche Reichtum seiner Phantasie und die Leichtigkeit seines Schaffens verführten ihn zuletzt zu Maßlosigkeiten und Bizarrerien, welche namentlich seine letzte größere Arbeit, die Zeichnungen zu Ariosts "Rasendem Roland", entstellen. Der Mangel an gründlicher künstlerischer Bildung offenbarte sich nicht so sehr in seinen Zeichnungen als in seinen Gemälden, welche er gern in kolossalem Maßstab aus-^[folgende Seite]