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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Dunkirk - Dunois und Longueville.

320,7 Mill. Fr. und auf die Ausfuhr 0,12 Mill. T. im Wert von 51 Mill. Fr. kamen. Hauptgegenstände der Einfuhr sind: Schafwolle, Melasse, Zink, Mehl, Ölsaat, Salpeter, Flachs, Baumwolle und Wein; in der Ausfuhr: Zucker, Wollwaren, Kohle, Branntwein etc. Der Schiffsverkehr belief sich 1883 auf 2647 eingelaufene (und ungefähr ebensoviel ausgelaufene) Schiffe mit 959,558 T. Von D. gehen Dampfschiffe nach Havre, London, Hull, Southampton, Liverpool, Rotterdam, Hamburg und Petersburg. Bei der Stadt beginnt der Dünkirchener Kanal, der mit dem von Bourbourg und Bergues verbunden und bis Furnes geführt ist und die Stadt mit dem übrigen nordfranzösisch-belgischen Kanalnetz in Verbindung setzt. D. ist der Sitz eines Handelsgerichts sowie zahlreicher Konsulate (darunter eines deutschen) und hat ein Collège, eine Schiffahrtsschule, Gemäldesammlung, ein naturhistorisches Museum und eine öffentliche Bibliothek sowie berühmte Seebäder.

D. war anfangs ein Dorf, das um eine vom heil. Eligius auf den Dünen erbaute Kapelle entstand und vom Grafen Balduin von Flandern um 960 mit Mauern umgeben wurde. Der Ort war Jahrhunderte hindurch ein Gegenstand der Eifersucht zwischen Frankreich und England und erlitt infolgedessen mannigfache Bedrängnis. 1388 wurde D. zum erstenmal durch die Engländer verbrannt, darauf 1400 befestigt. Mit der Grafschaft Flandern fiel es an das Haus Burgund, 1477 an Habsburg. 1558 wurde es von den Franzosen erobert, die es im Frieden von Câteau-Cambrésis 1559 den Spaniern zurückgaben. Die Stadt wurde seitdem der Zufluchtsort von Seeräubern, die den holländischen, englischen und französischen Handel arg belästigten. Der Prinz von Condé eroberte die Stadt 1646 nach siebentägiger Belagerung für die Franzosen, denen sie jedoch bald die Spanier wieder entrissen. Turenne nahm D. 1658 von neuem und zwar nach dem Sieg in den Dünen, wo die D. belagernden Franzosen (unter Ludwig XIV.) und Engländer (unter Lord Lockhardt) das spanische zum Entsatz anrückende Heer 14. Juni schlugen. Zufolge geschlossenen Vertrags erhielten es darauf die Engländer, denen es Ludwig XIV. 1662 um 5 Mill. Fr. wieder abkaufte. Am 23. Juni 1666 schlugen auf der Höhe von D. die Holländer unter Ruyter die Engländer unter Work zur See. Infolge des Utrechter Friedens 1713 mußten die von Ludwig XIV. prächtig aufgeführten Festungswerke geschleift und der Hafen gefüllt werden, bis endlich der Versailler Friede von 1783 die Wiederherstellung der Werke wie des Hafens gestattete. Die Belagerung der Stadt, welche der Herzog von York mit einer englisch-holländischen Armee im Sommer 1793 unternahm, mußte nach der Schlacht bei Hondschoote (8. Sept.) aufgehoben werden. Vgl. Derode, Histoire de Dunkerque (1852).

Dunkirk (spr. dönnkerk), Stadt im nordamerikan. Staat New York, am Eriesee, mit sicherm Hafen, Eisenhütte, Eisenbahnwerkstätten u. (1880) 7248 Einw.

Dun le Roi (spr. döng lö roa), Stadt im franz. Departement Cher, Arrondissement St.-Amand-Montrond, am Auron und am Kanal von Berry, hat Reste eines festen Schlosses, eine gotische Kirche, Eisenbergbau, Fabrikation von Eisengußwaren, landwirtschaftlichen Maschinen und Geweben und (1876) 4357 Einw. D. war im 9. Jahrh. eine der Hauptfestungen Aquitaniens und gehörte später zum Herzogtum Berry, mit dem es 1465 an die Krone kam.

Dunlop (spr. dönnlópp), Dorf an der Grenze von Ayr- und Renfrewshire (Schottland), berühmt wegen seiner Kühe (D. cows), mit 357 Einw.

Dunmail Raise (spr. dönnmähl rähs'), Paßhöhe zwischen dem Helvellyn und Scafell (s. Cumbrian Mountains), 220 m hoch, wo 945 der Sachsenkönig Edmund über den König Dunmail von Cumberland siegte.

Dünndarm, s. Darm.

Dünnern, ein aus dem Jura kommender Zufluß der Aare in der Schweiz, der bei Olten mündet.

Dunnet Head (spr. dönnet hedd), ein Vorgebirge der schott. Grafschaft Caithneß, am Pentland Firth, die nördlichste Spitze Großbritanniens, unter 58° 40' nördl. Br. und 3° 23' westl. L. v. Gr.

Dunnottar Castle (spr. dönnóttar kässl), Schloß an der Küste der schott. Grafschaft Kincardine, 4 km südlich von Stonehaven, auf isoliertem Felsen gelegen, wurde 1394 von Sir W. Keith, dem Ahnherrn des preußischen Generals Keith, erbaut und 1715 von den Engländern zerstört.

Dünnschliffe, sehr zarte, durch Schleifen auf besondern Maschinen hergestellte Plättchen von Mineralien, Gesteinen, Knochen etc. zur Untersuchung dieser Substanzen unter dem Mikroskop (s. Tafel "Gesteine").

Dünnschnäbler (Tenuirostres), nach Cuvier u. a. Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel mit einem Schnabel, der meist länger als der Kopf, sehr dünn und mehr oder weniger gebogen (selten gerade), scharf zugespitzt und immer ohne Kerbe vor der Spitze ist; hierher gehören die Gattungen Kleiber, Baumläufer u. a.

Dünnstein, s. Kupfer.

Dünnungen des Wildes, s. v. w. Flanken.

Dunois (spr. dünoa), franz. Landschaft im Herzogtum Orléans, bildet die Umgebung von Châteaudun und gehört jetzt zum Departement Eure-et-Loir.

Dunois und Longueville (spr. dünoa, long-gwil), Jean, Bastard von Orléans, Graf von, geb. 23. Nov. 1402 zu Paris, der natürliche Sohn des auf Veranstaltung des Herzogs Johann von Burgund 23. Nov. 1407 in Paris ermordeten Herzogs Ludwig von Orléans, des zweiten Sohns des Königs Karl V., von seiner Geliebten Mariette d'Enghien, der Gattin des Ritters Albert de Cany, trat als Hauptmann und Kammerherr in die Dienste des Dauphins und kam 1422 als Geisel für den mit Karl VII. unterhandelnden Grafen Richmond an den Hof von Bretagne, wofür er vom König mit einer Menge von Herrschaften belehnt wurde, so daß er bald zu den reichsten Edelleuten Frankreichs gehörte. Er entsetzte 1427 das von den Engländern belagerte Montargis und verteidigte bald darauf das ebenfalls belagerte Orléans solange, bis 1429 die Jungfrau von Orléans zum Entsatz herbeizog. Nach der Schlacht von Patay, in der die Loirearmee Talbots vernichtet wurde (18. Juni 1429), säuberte er die von den Engländern überschwemmten Provinzen, bemächtigte sich 1433 der Stadt Chartres und half 1436 mit bei der Vertreibung der Engländer aus Paris. Für die seinem Halbbruder, dem Herzog von Orléans, zurückgegebenen Familiengüter mit der Grafschaft Dunois belehnt, nannte er sich fortan nach derselben. Von der Teilnahme an der "Praguerie", einer Verschwörung des hohen Adels gegen das ihm zu mächtig werdende Königtum, welche 1440 gestiftet wurde, zog er sich bald zurück und erklärte sich für den König. 1442 vertrieb er den gefürchteten Talbot von Dieppe und ward dafür mit der Grafschaft Longueville und der Ernennung zum Generalleutnant des Königreichs belohnt. Als Befehlshaber der Normandie reinigte er 1448-50 diese Provinz und bis 1455 auch Guienne von den Engländern. Als Teilnehmer an der Ligue