Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

240

Durchlaucht - Durchsichtigkeit.

doppelte Ziegelplattschicht und eine ca. 1 cm starke Asphaltschicht hinzufügt.

Durchlaucht (Durchlauchtig, lat. serenus, serenissimus), Titel fürstlicher Personen, ward zuerst 1375 von Kaiser Karl IV. den Kurfürsten, 1664 auch andern Fürsten verliehen und zwar zuerst den württembergischen, während die andern Durchlauchtig Hochgeboren blieben. Als später der Titel D. allgemeiner wurde, erhielten die weltlichen Kurfürsten sowie die geistlichen, wenn sie fürstlicher Herkunft waren, und die Erzherzöge von Österreich das Prädikat Durchlauchtigst. Nach Beschluß vom 14. Mai 1712 gaben sich die Angehörigen der alten Fürstenhäuser untereinander ebenfalls das Prädikat Durchlauchtigst; bezüglich der neuen reichsfürstlichen Häuser aber verabredeten sie unterm 4. Dez. 1746, denselben auch das Prädikat Durchlauchtig oder Durchlauchtig Hochgeboren zugestehen zu wollen, wenn diese auch ferner ihnen das Durchlauchtigst geben und in der Unterschrift Dienstwilligster zeichnen würden. Gegenwärtig ist D. zunächst das Ehrenprädikat der Souveräne der deutschen Fürstentümer und der Angehörigen ihres Hauses. Durch Beschluß der Bundesversammlung vom 18. Aug. 1825 ist jedoch auch den vormals reichsständischen, jetzt standesherrlich untergeordneten Fürsten das Prädikat D. erteilt. Zwar sollte nach dem Bundesbeschluß vom 12. März 1829 nur den Häuptern der mittelbar gewordenen, vormals reichsständischen fürstlichen Familien dieses Prädikat zukommen; doch ist dasselbe auch den nicht zum Reichsfürstenstand gehörenden Fürsten Hardenberg, Putbus, Pückler, Wrede u. a. beigelegt worden, weshalb die regierenden Herzöge seit 1844 den Titel Hoheit annahmen, während die Großherzöge und die Angehörigen ihrer Familie das Prädikat Königliche Hoheit führen. Auch ist der Titel D. selbst neuerdings erst in den Fürstenstand erhobenen Personen beigelegt worden, wie z. B. dem Fürsten Bismarck. Durchlauchtigst (serenissima) hießen sonst die Republiken Venedig, Genua, Polen sowie der Deutsche Bund.

Durchliegen, s. Aufliegen.

Durchmarsch, s. Durchzugsrecht.

Durchmesser (Diameter), bei den Kegelschnitten eine gerade Linie, welche alle parallelen Sehnen derselben halbiert. Beim Kreis, der Ellipse und Hyperbel schneiden sich alle D. im Mittelpunkt und werden dort halbiert, die D. des Kreises sind außerdem noch alle gleich groß; bei der Parabel laufen alle D. parallel. Vgl. Ellipse, Hyperbel, Kreis, Parabel. D. der Kugel ist jede durch deren Mittelpunkt gehende Sehne; wie beim Kreise sind auch bei der Kugel alle D. gleich lang. Scheinbarer D. einer Kugel heißt der Winkel, den zwei vom Auge eines in bestimmter Entfernung stehenden Beobachters nach der Kugel gezogene Tangenten einschließen, deren Ebene durch den Kugelmittelpunkt geht. D. der Schwere ist eine durch den Schwerpunkt eines Körpers gehende, beiderseits durch die Oberfläche des Körpers begrenzte gerade Linie.

Durchörtern, im Bergwesen mit Örtern durchfahren, den Betriebsbau einer Grube nach allen Richtungen ausdehnen.

Durchpausen, s. Aufpausen.

Durchscheinend, s. Durchsichtigkeit.

Durchschlag (Ausschlageisen), s. Lochen.

Durchschnitt, die Stelle, wo zwei oder mehrere geometrische Größen sich schneiden. Linien schneiden sich in Punkten (Schnittpunkte), Flächen in Linien (Schnittlinien), Körper in Flächen (Schnittflächen). Auch ist D. s. v. w. Profil.

Durchschnitt (Durchstoß), s. v. w. Lochmaschine.

Durchschnittsrechnung, Rechnung, durch die aus verschiedenen Angaben über einen und denselben Gegenstand das arithmetische Mittel gefunden wird. Die D. begreift hauptsächlich drei Fälle: 1) wenn aus verschiedenen Werten zusammensetzbarer oder mischbarer Dinge der Wert gesucht werden soll, den die wirklich vorgenommene oder bloß gedachte Mischung hat; vgl. Alligationsrechnung; 2) wenn aus den Preisen, die eine Sache zu verschiedenen Zeiten hatte, der Durchschnittspreis derselben bestimmt werden soll; 3) wenn die mittlere Verfallzeit von mehreren zu verschiedenen Zeiten zahlbaren Kapitalien (besonders Wechseln) zu suchen ist, also eine Durchschnittsverfallzeit, zu welcher (ohne Nachteil der Gläubiger oder Schuldner) die Zahlung auf einmal geleistet werden kann; vgl. Terminrechnung.

Durchschroten, s. Schmieden.

Durchschuß, s. Buchdruckerkunst, S. 558.

Durchsichtigkeit (Diaphanität, Pellucidität; Transparenz), die Eigenschaft der Körper, dem auf sie fallenden Lichte den Durchgang zu gestatten, findet bei verschiedenen Körpern in sehr verschiedenem Grad und in allmählicher Abstufung statt. Es gibt weder absolut undurchsichtige Körper noch solche, welche allen auf ihre Oberfläche fallenden Lichtstrahlen ohne irgend eine Schwächung den freien Durchgang gestatten. Selbst durch reines Spiegelglas gehen nur etwa 80 Proz. des auffallenden Lichts. Anderseits gewinnen Körper, die in großen Massen ganz undurchsichtig sind, in sehr dünnen Schichten einen gewissen Grad von D. (z. B. Gold als Blattgold); dagegen verlieren andre, welche in kleinen Schichten höchst durchsichtig sind, bei größerer Dicke oder Tiefe alle bemerkbare D. So würde auch die Atmosphäre, wenn sie die mittlere Dichtigkeit, welche sie an der Oberfläche der Erde hat, durchweg behielte, bei 976,000 m Höhe gar kein Sonnenlicht mehr durchlassen. Aus der Dichtigkeit und chemischen Beschaffenheit eines Körpers läßt sich auf seine D. kein Schluß machen; dieselbe hängt vor allem von einer gewissen Gleichartigkeit der Masse, namentlich von deren gleichmäßiger Dichtigkeit, ab, und jede Ausscheidung einzelner abgegrenzter Teile im Innern einer Masse stört die D., indem das Licht im Innern der Körper an den Stellen zurückgeworfen wird, wo der Strahl zu einem Stoffe von abweichender Dichte oder Brechungskraft gelangt. Ein Instrument zur Bestimmung der D. ist das Diaphanometer (s. d.). Man ermittelt mit Hilfe desselben den Durchsichtigkeitskoeffizienten, welcher den Bruchteil des einfallenden Lichts angibt, der durch eine als Längeneinheit gewählte Schicht des betreffenden Körpers gegangen ist. Da das weiße Licht aus zahlreichen farbigen Strahlen besteht, so kann es vorkommen, daß ein Körper nicht für alle Farben gleichmäßig durchsichtig ist; er absorbiert die Strahlen einer oder mehrerer Farben, während er die Strahlen der andern Farbe oder Farben durchläßt. Dies ist der Fall bei allen farbigen durchsichtigen Körpern, deren Farbe eben nur daher rührt, daß von dem weißen Licht gewisse Strahlen absorbiert werden. Zwei farbige durchsichtige Körper werden, aufeinander gelegt, undurchsichtig, wenn die Strahlen, welche der eine Körper durchläßt, von dem andern vollkommen absorbiert werden. Ein blaues Glas, welches keine andre Farbe und namentlich kein Rot durchläßt, und ein rotes Glas, welches keine andre Farbe und namentlich kein Blau durchläßt, jedes für sich allein durchsichtig, sind, aufeinander gelegt, undurchsichtig,