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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Degerloch; Deggendorf; Deggingen; Dego; Degorgieren; Degot; Degout; Degradation; Degradieren; Degraissieren; Dégras; Degravieren

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Degerloch - Degravieren.

Paris und nach dem 18. Fructidor, wo dieser geächtet wurde, nach Deutschland, wo er als gemeiner Soldat in Massénas Armee trat. Unter Napoleon I. Generalsekretär im Ministerium des Innern, wurde er nach der Restauration zum Pair erhoben; starb 12. Nov. 1842 als Vizepräsident des Staatsrats. Seine erste, von der Akademie gekrönte Abhandlung erweiterte er später in der Schrift "Des signes et de l'art de penser, considérés dans leurs rapports mutuels" (Par. 1800, 4 Bde.), woraus seine von der Berliner Akademie gekrönte Abhandlung "De la génération des connaissances humaines" (Berl. 1802), ein Vorläufer seiner "Histoire comparée des systèmes de philosophie relativement aux principes des connaissances humaines" (Par. 1804, 3 Bde.; 2. Aufl. der 1. Abt., das. 1822-23, 4 Bde.; 2. Abt. 1847; deutsch von Tennemann, Marb. 1806-1807, 2 Bde.), des besten französischen Werkes über die Geschichte der Philosophie, folgte. Verdienstlich sind seine philanthropischen Schriften: "Le Visiteur du pauvre" (Par. 1820, 3. Aufl. 1826; deutsch von Schelle, Quedlinb. 1831); "Du perfectionnement moral, ou de l'éducation de soi-même" (Par. 1825 u. öfter, 2 Bde.; deutsch von Schelle, Halle 1829, 2 Bde.); "Education des sourds-muets de naissance" (Par. 1827, 2 Bde.) und besonders die umfassende Darstellung des Armenwesens: "De la bienfaisance publique" (das. 1839, 4 Bde.). Seine "Institutions du droit administratif" (Par. 1829, 2 Bde.) wurden in zweiter Auflage (1842-45, 5 Bde.) von Boulatignier und Blanche vollendet.

Degerloch, Dorf im württemb. Neckarkreis, 6 km südlich von Stuttgart, mit Weinbau und (1880) 2237 Einw.; Vergnügungsort der Stuttgarter.

Deggendorf, unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, links an der Donau (über welche eine 345 m lange eiserne Brücke und eine Eisenbahnbrücke führen), an der Mündung des Perlbaches und an der Eisenbahn Plattling-Eisenstein, hat eine Wallfahrtskirche zum Heiligen Grab (oft von mehr als 30,000 Pilgern besucht), 5 andre Kirchen, eine Waisenerziehungsanstalt, eine Präparandenschule, Gas- und Wasserleitung und (1880) 6226 meist kath. Einwohner (nur 75 Protestanten), welche Obst- und Flachsbau, lebhaften Handel (mit Garn, Flachs, Holz, Getreide, Vieh etc.) und Schiffahrt betreiben. Die Industrie besteht in Papier-, Zündhölzer- und Steinzeugröhrenfabrikation, Mühlenbetrieb, Bierbrauerei, Gerberei, Wachsbleicherei, Wollspinnerei (zwei Etablissements) und Tuchfabrikation. D. ist Sitz eines Landgerichts (für die sieben Amtsgerichte zu Arnstorf, D., Grafenau, Hengersberg, Osterhofen, Regen, Viechtach), eines Bezirksamtes, Rentamtes und einer Kreisirrenanstalt. In der Nähe das Bergschloß Natternberg und das Benediktinerstift Metten mit einer Studienanstalt (Gymnasium und Lateinschule). D. ist ein alter Ort. Im J. 1337 wurden hier sämtliche Juden ermordet. Im Dreißigjährigen Krieg (1633 und 1638) litt die Stadt sehr; 1744 wurde sie von Batthyány geplündert und 1748 von Karl von Lothringen verbrannt; 1822 brannten 211 Gebäude ab.

Deggingen, Dorf im württemberg. Donaukreis, Oberamt Geislingen, an der Fils, mit (1880) 1869 kath. Einwohnern, welche teils als Maurer und Gipser im Sommer ausziehen, teils Handel mit selbstverfertigten Spindeln, Dreherarbeiten, Schröpfköpfen etc. treiben. Dabei die Wallfahrtskirche Ave Maria.

Dego, Flecken in der ital. Provinz Genua, Kreis Savona, an der Bormida und der Oberitalienischen Eisenbahn, mit (1881) 412 Einw. Hier erfocht 16. April 1796 Bonaparte einen Sieg über die Österreicher unter Beaulieu.

Degorgieren (franz., spr. -schi-), ausschlämmen, ausräumen, lüften, reinigen; bei Bereitung moussierender Weine die auf dem Kork abgelagerte Hefe entfernen.

Degot, s. v. w. Birkenteer.

Degout (franz., spr. -guh), Ekel, Widerwille; degoutant (spr. -tāng), Ekel erregend, widerlich; degoutieren, Ekel erregen, mit Widerwillen erfüllen; etwas abgeschmackt oder widerwärtig finden.

Degradation (lat.), im allgemeinen die Herabsetzung auf eine niedrigere Stufe, Amts- oder Standesherabsetzung, Ehrenstrafe; besonders die Herabsetzung eines Beamten aus einem höhern Amt in ein niederes, als Disziplinarstrafe. Hinreichender Grund zur D. eines Geistlichen sind nach katholischem Kirchenrecht Meuchelmord, Notzucht, Blutschande, offenbare Ketzerei, Verfälschung päpstlicher Briefe und alle Verbrechen, worauf Todesstrafe steht. Die D. ist hier die Entkleidung von den geistlichen Standesrechten, welche bezüglich der Pfarrer von dem Bischof, in Ansehung der Bischöfe von dem Papst vollzogen wird. Das moderne Staats- und Strafrecht nimmt auf die D. der katholischen Kirche keinerlei Rücksicht mehr, wie sie denn auch für die evangelische Kirche längst unpraktisch geworden ist. Im Kriegswesen wurde früher von der D. ein sehr ausgedehnter Gebrauch gemacht; man unterschied einfache und schimpfliche D., bei welcher letztern dem Betroffenen Epauletten, Borten etc. durch Henkershand von der Uniform abgerissen wurden, ebenso hatte man bei der einfachen D. die zum Gemeinen und die weniger schimpfliche zu einer niedern, doch nicht niedrigsten Charge. Gegenwärtig findet in den europäischen Heeren, ausschließlich Rußlands und der Türkei, die D. nur noch bei Personen des Unteroffizierstandes zum Gemeinen statt; bei Offizieren ist an ihre Stelle die Entfernung aus dem Heer, in außerdeutschen Heeren Kassation getreten. Bei Zivilbeamten ist die Strafe der D. überall außer Gebrauch gekommen.

Degradieren (lat.), herabsetzen, erniedrigen.

Degraissieren (franz., spr. -gräß-), ab-, entfetten.

Dégras (franz., spr. -gra, Gerberfett, Abfett), das beim Entfetten von sämischgarem Leder gewonnene Fett, besteht aus Thran, der durch Einwirkung der Luft mehr oder weniger verändert ist, und bildet je nach dem Thran, von welchem es stammt, ein dick- oder dünnflüssiges, braunes, graues oder gelbes, trübes Öl von mildem Geschmack. Es eignet sich trefflich als Lederschmiere, dringt leicht in lohgares Leder ein, schlägt an der Sonne nicht aus, und das damit getränkte Leder erhitzt sich nicht, wenn es auf Haufen liegt. Da die Nachfrage nach D., welches man namentlich zum Zurichten des lohgaren Leders benutzt, sehr bedeutend ist, so wird es besonders dargestellt, indem man mit schlechten Fellen die Manipulationen des Sämischgerbens immer von neuem wiederholt, bis sie in Fetzen zerfallen. Das aus den Fellen zuerst ausgerungene oder ausgepreßte Fett bildet die beste Sorte. Man bringt aber die ausgerungenen Fette noch in lauwarme Pottaschenlösung und erhält dabei eine Fettemulsion, die sogen. Weißbrühe (Urläuter), welche bei der Zersetzung mit Schwefelsäure eine geringere Sorte D. abscheidet. Auch kommen Mischungen von Thran oder Olein der Stearinfabriken mit etwas Gerbsäure, Kalkseife und Wasser unter dem Namen D. in den Handel.

Degravieren (lat.), belästigen, beschweren; Degravation, Belästigung.