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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ebern; Ebernand von Erfurt; Ebernburg; Eberraute; Ebers; Ebersbach; Ebersberg

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Ebern - Ebersberg.

schen Stationen in Bayern. Er schrieb: "Die physikalischen Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden" (Aschaffenb. 1873); "Die gesamte Lehre der Waldstreu" (Berl. 1876); "Naturgesetzliche Grundlagen des Wald- und Ackerbaues" (das. 1882, Bd. 1).

Ebern, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, 298 m ü. M., an der Baunach, Sitz eines Bezirksamts und Amtsgerichts, mit schöner kath. Kirche, einem Spital, einer Fabrik von Strick- und Dochtgarn, Thongruben, Hopfenbau und (1880) 1153 Einw.

Ebernand von Erfurt, altdeutscher Dichter, verfaßte in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. ein erzählendes Gedicht in Reimpaaren von Kaiser Heinrich und seiner Gemahlin Kunigunde, im engen Anschluß an die (in den "Monumenta Germaniae historica" abgedruckten) lateinischen "Vitae" beider. Das Gedicht, in der Sprache seiner thüringischen Heimat geschrieben, hat mehr sprachlichen als litterarhistorischen Wert (hrsg. von R. Bechstein, Quedlinb. 1860).

Ebernburg (Ebernberg), Pfarrdorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Kirchheimbolanden, an der Nähe und der Alsenzbahn (Linie Hochspeyer-Münster a. St.), mit (1880) 606 Einw. Dabei die Ruinen des Schlosses E., im 16. Jahrh. Sitz des Ritters Franz v. Sickingen, der hier Ulrich v. Hutten u. a. aufnahm, seit 1698 Ruine. Vgl. Schneegans, Die E. (Kreuznach 1878).

Eberraute (Eberreis), s. Artemisia.

Ebers, 1) Emil, Maler, geb. 14. Dez. 1807 zu Breslau, kam 1831 nach Düsseldorf, wo er Schüler der Akademie wurde, kehrte 1844 nach Schlesien zurück und lebt in Breslau. Früher malte er hauptsächlich Szenen aus dem Treiben der Schleichhändler, Räuber und Soldaten; später aber behandelte er mit größerm Erfolg das Matrosen- und Lotsenleben, dem er den Stoff zu seinen besten Bildern entnahm. Auch als Historienmaler hat er sich versucht in: St. Goar, der den Fischern des Rheins das Evangelium predigt. Glückliche Wahl des Moments, solide Durchführung und oft ein gesunder Humor sind Vorzüge seiner Gemälde. Ein Bild: die Schleichhändler (1830), befindet sich in der Berliner Nationalgalerie.

2) Georg Moritz, namhafter Ägyptolog und Schriftsteller, geb. 1. März 1837 zu Berlin, studierte in Göttingen 1856 erst die Rechte, später in Berlin unter Anleitung von Brugsch, Lepsius und Böckh ägyptische Altertumskunde und habilitierte sich für diese nach sorgfältiger Durchmusterung der großen ägyptischen Museen 1865 in Jena. Von hier aus unternahm er eine über ein Jahr dauernde Reise nach Ägypten und Nubien (1869-70) und fand bei seiner Rückreise einen Ruf nach Leipzig vor, dem er folgte. Kurz darauf (1872) unternahm er seine zweite Reise nach Ägypten, welche unter andern wichtigen Funden durch die Erwerbung des jetzt auf der Universitätsbibliothek zu Leipzig befindlichen sogen. Papyrus Ebers in der Gräberstadt Theben belohnt wurde. Vgl. "Papyrus Ebers, das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter, herausgegeben von G. E., mit hieroglyphisch-lateinischem Glossar von L. Stern" (Leipz. 1875). Als Schriftsteller begründete E. seinen Ruf durch den historischen, mit gelehrten Anmerkungen versehenen Roman "Eine ägyptische Königstochter" (Stuttg. 1864, 11. Aufl. 1883), eine anziehende Darstellung des ägyptischen Volkslebens zur Zeit des persischen Eroberungskriegs (ins Holländische, Englische und in viele andre Sprachen übertragen). Rein wissenschaftlich sind seine "Disquisitiones de dynastia vicesima sexta regum aegyptiorum" (Berl. 1865) und "Ägypten und die Bücher Mosis" (Leipz. 1868), populär und gelehrt zugleich seine Schrift "Durch Gosen zum Sinai; aus dem Wanderbuch und der Bibliothek" (das. 1872, 2. Aufl. 1881). E.' neuere Werke sind die vielgelesenen und ebenfalls in viele Sprachen übersetzten, im alten Ägypten spielenden Romane: "Uarda" (Stuttg. 1877, 3 Bde.), "Homo sum" (das. 1878), "Die Schwestern" (das. 1879), "Der Kaiser" (das. 1880, 2 Bde.). Seine spätern Romane: "Die Frau Bürgemeisterin" (Stuttg. 1881) und "Ein Wort" (das. 1882), spielen im 16. Jahrh. und meist in den Niederlanden, während der jüngste, "Serapis" (das. 1885), uns wieder in das Land des Nils zur Zeit des siegreich aufstrebenden Christentums und das Idyll "Eine Frage" (das. 1881) in das griechische Altertum versetzen. Außerdem veröffentlichte er das beschreibende Prachtwerk "Ägypten in Wort und Bild" (2. Aufl., Stuttg. 1880, 2 Bde.), dessen textlichen Teil er als "Cicerone durch das alte und neue Ägypten" (das. 1886, 2 Bde.) besonders herausgab, und "Richard Lepsius, ein Lebensbild" (Leipz. 1885). Durch ein langwieriges körperliches Leiden an der Ausübung seines Lehrberufs vielfach gehindert, verbringt E. den Sommer meist auf seinem Besitztum in Tutzing am Starnberger See.

Ebersbach, 1) Pfarrdorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, an der böhmischen Grenze, Knotenpunkt der Linien Bischofswerda-Zittau und Löbau-E. der Sächsischen Staatsbahn, ist Sitz eines Amtsgerichts und der Hauptsitz der Fabrikation bunter Baumwollwaren für die Türkei und den Orient. Außerdem produziert E. viel Baumwoll- und Leinenwaren für das deutsche Zollgebiet und hat (1880) 6931 Einw. - 2) Dorf im württemberg. Donaukreis, Oberamt Göppingen, an der Fils und der Linie Bretten-Friedrichshafen der Württembergischen Staatsbahn, hat (1880) 1501 Einw., Pferde- und Rindviehzucht und besuchte Pferdemärkte.

Ebersberg, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, 557 m ü. M., 6 km von der Eisenbahnstation Grafing (an der Linie München-Salzburg), mit Wallfahrtskirche, Schloß, Bezirksamt, Amtsgericht und (1880) 1584 Einw. Das ehemalige Benediktinerkloster (seit 990) war im 11. Jahrh. eine Stätte großer Gelehrsamkeit, wurde 1595 den Jesuiten, 1773 dem Johanniterorden übergeben und blieb Sitz des Großpriorats bis 1803.

Ebersberg, 1) Johann Siegmund, Schriftsteller, geb. 22. März 1799 zu Steinabrunn in Niederösterreich, absolvierte die philosophischen Studien an der Universität zu Wien und war dann Erzieher in mehreren herrschaftlichen Häusern. Als solcher, wie auch später gab er eine Reihe Jugendschriften belehrenden und erzählenden Inhalts heraus und gründete 1824 die "Feierstunden", eine Zeitschrift für die Jugend, die er 1831 in den lange Zeit einflußreichen "Österreichischen Zuschauer" umgestaltete. Das Jahr 1848 fand den mittlerweile Konsistorialrat gewordenen Mann unter seinen erbittertsten Gegnern. Der "Zuschauer" wurde politisch, brachte "Politische Fabeln", welche sich durch starke satirische Angriffe hervorthaten und das Blatt endlich unmöglich machten. In der nachfolgenden Reaktionszeit (1853) erhielt E. dafür das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Unter einen zahlreichen Jugendschriften wurden am bekanntesten: "Der Mensch als Schöpfer und Zerstörer seines Glückes" (Wien 1831); "Das Buch vom guten und geselligen Tone" (das. 1834); "Erzählungen für meine Söhne" (das. 1835, 8 Bde.). E. starb 27. Okt. 1854 in Hernals bei Wien.