Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

348

Ehrenverletzung - Ehrlich.

schöpft. Es gelang ihm schnell, in scharfer, charakteristischer Auffassung, in sicherer Zeichnung und subtiler Pinselführung sein Vorbild zu erreichen, so daß er gegenwärtig der beste Kleinmaler der Berliner Schule ist. Seine Hauptbilder sind: der kranke Narr, Reveille, der Narr im Gefängnis, der schwedische Parlamentär, die Strategen, musikalische Unterhaltung (Staatsgalerie in Stuttgart), der jüngste Kamerad. 1878 wurde E. als Lehrer an die Berliner Kunstakademie berufen.

Ehrenverletzung, s. Beleidigung.

Ehrenwachen erhalten der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz und die königlichen Prinzen, auswärtige Kaiser und Könige und die Prinzen ihres Hauses sowie die Großherzöge, die Monarchen in Stärke einer Kompanie, Eskadron oder Batterie (zu Fuß), die Prinzen von 36, bez. 25 Rotten. Die E. ziehen stets mit Fahnen und Musik auf und geben alle erforderlichen Schildwachen und Ehrenposten; vor dem Eingang zum Gemach des Kaisers steht ein Unteroffizier -Doppelposten mit Gewehr. Die Prinzessinnen des königlichen Hauses und auswärtige regierende Fürsten erhalten nur einen Ehren- (Doppel-) Posten. Die E. stellen zuerst die Garderegimenter, dann die Infanterieregimenter Nr. 8, 2 und 7, die Grenadierregimenter, Linien-Infanterieregimenter und Jägerbataillone der Nummer nach. Doppelte Ehrenposten stehen außer vor den Vorgenannten vor den Feldmarschällen, den Generalen der Infanterie und Kavallerie, den kommandierenden Generalen und Gouverneuren innerhalb ihres Bereichs; einfache Ehrenposten stehen vor apanagierten fremden Fürsten ohne militärischen Rang, den Fahnen und Standarten und vor allen übrigen Generalen und Stabsoffizieren, wenn dieselben kommandierende Offiziere am Ort sind. Fremde apanagierte Prinzen mit militärischem Rang erhalten E. wie die preußischen Generale ihres Ranges. Vgl. Wache.

Ehrenwaffen, als Auszeichnungen für Tapferkeit, langen ehrenvollen Dienst etc., wurden und werden noch jetzt in vielen Armeen teils von den Chefs der Regimenter, teils von Herrschern verliehen. Dahin gehören namentlich Degen, oft von kunstvoller Arbeit und hohem Materialwert, eroberte Geschütze für Generale, Säbel, Gewehre, Pistolen, Enter- und Sappeurbeile etc., aber auch Trompeten, Trommelstöcke, Pauken für die Kavallerie etc. Der deutsche Kaiser verleiht für hervorragende Leistungen auf wissenschaftlichem Gebiet, z. B. an Offiziere auf der Kriegsakademie, Ehrendegen und Ehrensäbel; russische Ehrendegen für hervorragende Thaten führen die Inschrift: "Für Tapferkeit"; Päpste haben wiederholt geweihte Schwerter an Heerführer verliehen. In Frankreich sind die E. durch den Orden der Ehrenlegion ersetzt. In Preußen erhalten verdiente Postillione seit 1827 Ehrentrompeten.

Ehrenwort, ein Versprechen, mit unterpfändlicher Einsetzung der Ehre gegeben, ist eins der Bekräftigungsmittel, durch welches man im ältern deutschen Rechte die Erfüllung einer Verbindlichkeit zu sichern suchte. Das bloße E. hat heutzutage wohl moralische, aber keine rechtliche Bedeutung und Wirksamkeit.

Ehrenzeichen, s. Orden.

Ehrenzeichen für 1870/71, sachsen-weimar. Orden, s. Verdienstkreuz.

Ehrerbietung, die durch äußere Handlungen an den Tag gelegte Hochachtung gegen höher stehende Personen; einen höhern Grad dieser Hochachtung, verbunden mit Anerkennung und Unterwürfigkeit, drückt Ehrfurcht aus. Vgl. Achtung.

Ehrfurcht, s. Ehrerbietung.

Ehrgefühl, s. v. w. Gefühl für Ehre (s. d.), dasjenige Gefühl, durch welches die Vorstellung, Ehre, d. h. gute Meinung, bei andern zu besitzen, mit Lust, die entgegengesetzte mit Unlust empfunden wird. Dasselbe ist wahres E., wenn es durch die Vorstellung wahrer, dagegen falsches, wenn es durch die Vorstellung falscher Ehre hervorgerufen wird. Geschieht letzeres ^[richtig: letzteres] in dem guten Glauben, wahrer Ehre gemäß zu fühlen, so geht das falsche E. in falsche Scham über.

Ehrgeiz wird die Ehrbegierde (s. d.) genannt, wenn sie von Affekten begleitet und, durch diese verblendet, sowohl gegen den Unterschied wahrer und falscher Ehre als gegen die Beschaffenheit der Mittel, zu dieser zu gelangen, gleichgültig ist.

Ehrh., bei botan. Namen Abkürzung für Friedr. Ehrhart, geb. 1742 zu Holderbank (Bern), gest. 1795, Aufseher des Gartens in Herrenhausen bei Hannover.

Ehrhardt, Adolf, Maler, geb. 21. Nov. 1813 zu Berlin, besuchte die dortige Kunstakademie und ging 1832 nach Düsseldorf, wo unter Schadows Leitung seine ersten Bilder entstanden. 1838 siedelte er nach Dresden über und nahm hier wesentlichen Anteil an der Ausführung der Wandgemälde, mit welchen Bendemann den Thron- und Ballsaal des königlichen Schlosses schmückte. 1846 wurde er Professor an der Akademie. Er führte verschiedene Altargemälde für Kirchen und zahlreiche andre Bilder aus, so: Tod des Sängers Rudello, nach Uhland; Rinaldo und Armida; Karl d. Gr. an der Leiche seiner Gemahlin Fastrade; Ludwig der Bayer, Friedrich den Schönen in der Gefangenschaft aufsuchend; Luther mit den beiden Studenten im Bären zu Jena (Museum in Leipzig); Karl V. im Kloster etc. Unter Ehrhardts Bildnissen ist besonders ein gelungenes von Ludwig Richter hervorzuheben. Außerdem lieferte er eine Reihe von Kartons und Farbenskizzen zu Glasmalereien für Kirchen in England, ebenso eine große Anzahl von Zeichnungen für illustrierte Werke. Er gab Bouviers "Handbuch der Ölmalerei für Künstler und Kunstfreunde" (6. Aufl., Braunschw. 1882) neu heraus und schrieb: "Die Kunst der Malerei. Eine Anleitung zur Ausbildung für die Kunst" (das. 1885).

Ehrhardtsche Maschine, s. Dampfmaschine, S. 467.

Ehrich, s. Großenehrich.

Ehringshausen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar, an der Dill im Dillgrund und an der Eisenbahn Deutz-Gießen, mit Amtsgericht, Eisenerzbergbau und (1880) 1018 Einw.

Ehrlich, Heinrich, Klavierspieler und Musikschriftsteller, geb. 1823 zu Wien, widmete sich nach Absolvierung des Gymnasiums der Musik und bildete sich unter Leitung von Henselt, Bocklet und Thalberg im Klavierspiel aus. 1840-44 konzertierte er in Ungarn, Rumänien und Wien, war in dem Revolutionsjahr 1848 Korrespondent der Augsburger "Allgemeinen Zeitung", wurde 1852 Hofpianist des Königs von Hannover, wandte sich dann nach Paris und London und wirkt seit 1862 in Berlin. Als Schriftsteller veröffentlichte er an größern Arbeiten zwei Romane: "Abenteuer eines Emporkömmlings" (Frankf. 1858, 2 Bde.), "Kunst und Handwerk" (das. 1862, 3 Bde.); ferner: "Schlaglichter und Schlagschatten aus der Musikwelt" (Berl. 1872); "Die Musikästhetik in ihrer Entwickelung von Kant bis zur Gegenwart" (Leipz. 1881); "Lebenskunst und Kunstleben" (Berl. 1884). Als Komponist trat er mit einem Klavierkonzert und Klaviervariationen über ein Originalthema hervor. Ende der 70er Jahre übernahm