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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eilhart von Oberge; Eilmärsche; Eilsen; Eilsleben; Eilung; Eimak; Eimbeck; Eimeo; Eimer; Eimerkunst; Eimsbüttel; Einachsig; Einäscherung; Einbalsamieren

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Eilhart von Oberge - Einbalsamieren.

dierte sodann in Heidelberg und Göttingen Theologie, ward Lehrer zu Bremen, Gymnasialdirektor zu Kreuznach, Schulrat zu Koblenz, seit Dezember 1840 Hilfsarbeiter und seit Oktober 1843 vortragender Rat im Kultusministerium zu Berlin unter Eichhorn, dessen besonderes Vertrauen er genoß. Bald nach dem Minister, im J. 1848, schied auch E. aus dem Ministerium und begründete bei Halle eine streng konservative Erziehungsanstalt, die einige Jahre hindurch blühte und namentlich von jungen preußischen Adligen besucht ward, aber 1857 wieder einging. Die letzten Jahre seines Lebens brachte E. still in Saarbrücken zu, wo er 4. Mai 1863 starb. Nach seinem Rücktritt schrieb er: "Zur Beurteilung des Ministeriums Eichhorn. Von einem Mitglied desselben" (Berl. 1849); "Wanderung durchs Leben" (Leipz. 1856-61, 6 Bde.) und "Betrachtungen und Urteile E. L. v. Asters über die politischen, kirchlichen und pädagogischen Parteibewegungen unsers Jahrhunderts" (Saarbr. 1858-59, 2 Bde.).

2) Gustav, Kupferstecher, geb. 28. Juli 1834 zu Berlin, widmete sich unter Trossin in Königsberg der Kupferstecherkunst und gründete 1869 in Berlin ein Atelier. Von seinen sehr sorgsam ausgeführten Stichen sind die hervorragendsten: der Zinsgroschen nach Tizian, die Zigeunerin nach W. Sohn, die Zerstörung Jerusalems, die Reformation, die Wissenschaft und die Poesie nach den Kaulbachschen Wandgemälden im Berliner Museum (in Kartonmanier), Porträt des Morett nach Holbein, Porträt des Kaufmanns Gyze nach Holbein, Strand- und Landbilder von der Ostsee (eine Sammlung von Radierungen), Bildnis einer jungen Dame nach van Dyck (Original in Kassel). Er ist Mitglied der königlichen Akademie der Künste in Berlin.

Eilhart von Oberge, mittelhochdeutscher Dichter, wahrscheinlich identisch mit einem 1189-1207 nachgewiesenen Dienstmann Heinrichs des Löwen und Kaiser Ottos IV., verfaßte nach französischer Quelle ein episches Gedicht: "Tristrant und Isalde", welches jedoch in seiner ursprünglichen Gestalt nur bruchstückweise vorhanden ist, vollständig aber in einer jüngern Umarbeitung sowie in einer Prosaauflösung (Augsb. 1484 u. öfter) und einer tschechischen Übersetzung vorliegt. Die Bruchstücke und die Bearbeitung sind herausgegeben von Fr. Lichtenstein (Hamb. 1877), die Prosa von F. Pfaff (Stuttg. 1881, Bibliothek des Litterarischen Vereins).

Eilmärsche, s. Marsch.

Eilsen (Eilzen), Dorf und Bad im Fürstentum Schaumburg-Lippe, liegt in einem geräumigen Thal zwischen dem Harrlberg und Süntelgebirge, 88 m ü. M., und hat 230 Einw. Von den neun Quellen werden der Georgen-, Julianen-, Augen- und Neuwiesenbrunnen benutzt. Sie enthalten vorwiegend schwefelsaure Alkalien gelöst und gehören bei einer Temperatur von 12-12,5° C. zu den kalten Schwefelwässern. Ihr Gasgehalt wird zu Inhalations-, ihr Wasser zu Trink- und Badekuren, der Mineralmoor aber zu Schlammbädern benutzt, deren heilkräftige Wirkung den Badeort in Aufnahme gebracht hat. Man gebraucht die Wässer von E. vorzugsweise gegen Katarrh der Schleimhaut der Luftwege, gegen Stockungen des Unterleibsblutlaufs wie gegen Hämorrhoiden und Menstruationsstörungen; der Mineralschlamm hat sich besonders gegen Gicht, Rheumatismus und Hüftweh wirksam erwiesen. Vgl. Lindinger, E. und seine Heilquellen (Bückeb. 1859).

Eilsleben, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Neuhaldensleben, unweit der Aller, Knotenpunkt der Eisenbahnen Magdeburg-Schöningen und Helmstedt-E.-Blumenberg, hat eine evang. Pfarrkirche und (1880) 2033 Einw.

Eilung, Wind, s. Gewitter.

Eimak, Volk, s. Aimak.

Eimbeck, Stadt, s. Einbeck.

Eimeo, Insel, s. Mourea.

Eimer (altd. einpar, eimber, s. v. w. Gefäß mit Einem Griff), Wassergefäß mit darübergehendem Bügel zum Tragen und Schöpfen; auch Name eines bekannten ehemaligen Flüssigkeitsmaßes, dessen Größe jedoch in den verschiedenen Staaten verschieden war. In Deutschland (bis 1872) war der E. im allgemeinen = ½ Ohm, in Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein = 1/5 Ohm, in der Schweiz (E., Setier, Brente) = ¼ Ohm. 1 preußischer E. à 60 Quart = 68,702 Lit.; 1 bayrischer Schenkeimer à 60 Maß = 64,142 L.; der bayrische Visiereimer für Bier und Spiritus à 64 Maß = 64,418 L.; der württembergische E. Helleichmaß für alten und geklärten neuen Wein, Branntwein, Bier, Essig, Milch à 160 Maß = 293,927 L. und Trübeichmaß à 167 Maß = 306,786 L.; der sächsische E. à 72 Dresdener Kannen = 67,363 L.; der hamburgische E. à 32 Quartier = 28,982 L. Der österreichische E. (bis 1875 in Gebrauch) à 40 Maß (Kannen) = 56,589 L. Der ungarische oder Preßburger E. à 64 Halban = 54,137 L. - Über prähistorische E. s. Gefäße.

Eimerkunst, Vorrichtung zum Heben des Wassers in Eimern, die entweder zu zweien an den beiden Enden eines über eine Windetrommel gehendes Seiles hängen und abwechselnd auf- und niedergewunden werden, oder in größerer Anzahl an einer über zwei Rollen senkrecht auf- und abgeführten endlosen Kette befestigt sind. Vgl. Paternosterwerke.

Eimsbüttel, Dorf und Vorort von Hamburg, in reizender Lage, 3 km nordwestlich von Hamburg, an der Eisenbahn Altona-Kaltenkirchen, ein sehr besuchter Vergnügungsort der Hamburger, mit (1880) 16,229 meist evang. Einwohnern, Diamantschleiferei, Leder- und Maschinenfabriken.

Einachsig, in der Botanik Bezeichnung für diejenigen Pflanzen, deren primäre oder Hauptachse, d. h. der aus dem Stengelchen des Keimlings entwickelte Sproß, durch die Blütenbildung abgeschlossen wird und keine Zweige hervorbringt, so daß die Pflanze nur eine Achse erster Ordnung bildet.

Einäscherung, in der Chemie und chem. Technologie die Verbrennung organischer Substanzen behufs Gewinnung der Asche. Wird die E. zu analytischen Zwecken vorgenommen, und sollen die Mineralbestandteile der organischen Substanz ohne jeglichen Verlust abgeschieden werden, so verbrennt man die sorgfältig gereinigte und getrocknete Substanz im Platintiegel oder in der Muffel bei mäßigem Luftzutritt und steigert die Hitze nur bis zu einer am Tag kaum sichtbaren Rotglut. Man kann auch die getrocknete Substanz bei niedriger Temperatur verkohlen, die Kohle mit Wasser ausziehen, trocknen und verbrennen, worauf die Asche mit der zuerst erhaltenen Lösung zur Trockne gebracht wird. In der Technik werden besonders Meeresalgen (zur Jodgewinnung) und die Schlempe von der Melassenbrennerei (zur Gewinnung von Alkalisalzen) eingeäschert. In holzreichen Gegenden verbrennt man auch Holz zur Pottaschengewinnung.

Einbalsamieren (Balsamieren), durch künstliche Mittel, namentlich durch Tränken der Weichteile mit fäulniswidrigen Substanzen, die Fäulnis der Leichname verzögern oder verhindern. Diese Kunst ward