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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Eisenchamäleon - Eisengießerei.

Stein am Anger. Den Namen gab dem Komitat der Markt E. (Vasvár, mit 967 Einw.) an der Raab (einst königliche Freistadt und berühmte Festung).

Eisenchamäleon, ein aus übermangansaurem Natron und schwefelsaurem Eisenoxyd bestehendes Desinfektionsmittel.

Eisenchlorid (Eisensesquichlorid, Anderthalbchloreisen) Fe2Cl6 ^[Fe_{2}Cl_{6}] findet sich bisweilen als Sublimat im Krater von Vulkanen und wird erhalten, wenn man Eisen in einem Strom von Chlorgas erhitzt. Das gebildete E. setzt sich in den kältern Teilen des Apparats in Gestalt metallglänzender, grauschwarzer Flitter (Eisenblumen, Eisensublimat) an, die mit dunkelroter Farbe durchscheinend sind, an feuchter Luft zu einer dunkelbraunen Flüssigkeit (Oleum Martis) zerfließen, auch in Alkohol und Äther löslich sind. Eine Lösung von E. erhält man durch Lösen von Eisenoxyd in Salzsäure oder durch Lösen von Eisen in Salzsäure und Behandeln der Eisenchlorürlösung mit Chlor oder Salpetersäure. Die konzentrierte, dunkel braungelbe, ölige Lösung vom spez. Gew. 1,280-1,282 mit einem Gehalt von 10 Proz. Eisen ist als Liquor ferri sesquichlorati offizinell. Im Wasserbad verdampft, erstarrt er zu gelbem, strahlig-kristallinischem E. mit 12 Molekülen Kristallwasser, welches bei 35° schmilzt und an der Luft zerfließt; bei weiterm Verdampfen gibt die Lösung an einem trocknen Ort große, dunkel rotbraune Kristalle mit 5 Molekülen Kristallwasser. Eine Lösung von E. in einer Mischung von Äther und Alkohol entfärbt sich am Licht und bildet dann die Bestushewsche Nerventinktur (s. d.). Mit Chlorammonium (Salmiak) verbindet sich E. und bildet durch Wasser zersetzbare granatrote Kristalle von Ammoniumeisenchlorid. Verdampft man 32 Teile Salmiak mit 9 Teilen Liquor ferri sesquichlorati zur Trockne, so erhält man Salmiakkristalle, die durch E. gefärbt sind. Dies ist das Ammonium chloratum ferratum, der Eisensalmiak, der Pharmakopöe. E. dient als Arzneimittel und, weil es das Eiweiß koaguliert, als blutstillendes Mittel; ferner zur Reinigung des Wassers, indem es durch sehr viel Wasser zersetzt wird und das sich dann ausscheidende Eisenhydroxyd die Verunreinigungen des Wassers niederreißt. Eisenchloridlösung dient auch zum Ausziehen des Kupfers aus seinen Erzen und aus abgerösteten Schwefelkiesen.

Eisenchlorür (Einfachchloreisen) FeCl2 ^[FeCl_{2}] findet sich im Meteoreisen, entsteht, wenn man über Eisendraht bei etwas erhöhter Temperatur getrocknetes Chlorwasserstoffgas leitet, oder wenn man Eisenfeilspäne mit Salmiak bei Luftabschluß erhitzt. Es bildet farblose, schmelzbare, in hoher Temperatur flüchtige Kristalle. Eine grüne Lösung von E. erhält man durch Auflösen von blankem Schmiedeeisen in Salzsäure, wobei die Lösung zuletzt mit überschüssigem Eisen gekocht werden muß. In eine Flasche filtriert, schießen beim Erkalten bläulichgrüne Kristalle mit 4 Molekülen Kristallwasser an. Eine Lösung von E. vom spez. Gew. 1,226-1,230 mit einem Gehalt von 10 Proz. Eisen war als Liquor ferri chlorati, eine Lösung in Spiritus als Tinctura ferri chlorati offizinell. Im Wasserbad eingedampft, liefert die Lösung des Eisenchlorürs ein grünlichweißes, zerfließliches, in Wasser und Alkohol leicht lösliches Pulver, das früher offizinelle Ferrum chloratum, welches an der Luft grün, dann braun wird. Die wässerige Lösung des Eisenchlorürs wird an der Luft gelb, läßt ein basisches Chlorür fallen und enthält dann Eisenchlorid. Man benutzt E. als Arzneimittel und zum Extrahieren des Kupfers aus seinen Erzen.

Eisenchrom, s. Chromeisenstein.

Eisencyankalium, s. v. w. Blutlaugensalz.

Eisencyanür und Eisencyanid, die dem Eisenchlorür und Eisenchlorid entsprechenden Cyanverbindungen des Eisens, sind im reinen Zustand nicht bekannt. Über andre Cyanverbindungen des Eisens s. Berliner Blau.

Eisenerde, s. Hypochlorit.

Eisenerz, Marktflecken in Obersteiermark, Bezirkshauptmannschaft Leoben, 745 m ü. M., am Nordfuß des 1528 m hohen Erzbergs in einem rings vom Gebirge umgebenen Kessel gelegen und durch die Linie E.-Hieflau mit der Rudolfsbahn verbunden, hat eine gotische Kirche (von 1279) und (1880) 1950 Einw. Der Ort ist Sitz eines Bezirksgerichts und wichtig als Hauptort des steiermärkischen Eisenbergbau- und Hüttenbetriebs. Die Eisenbergwerke, früher im Besitz des Ärars, jetzt der Österr. alpinen Montangesellschaft gehörig, befinden sich an dem südöstlich gelegenen Erzberg, der auch von der entgegengesetzten Seite, von Vordernberg aus, bearbeitet wird. Die Hüttenwerke sind teils in E. selbst, teils in Hieflau. Der Erzberg ist unerschöpflich reich an Eisen (er lieferte 1884 über 5½ Mill. metr. Ztr. Spateisenstein mit einem Gehalt von 40 Proz.); er enthält im Innern die sogen. Schatzkammern, von der Natur gewölbte, mit Eisenblüte überzogene Hohlräume. Am Gipfel steht ein kolossales gußeisernes Kreuz. Nordwestlich von E. liegt der Leopoldsteiner See mit außerordentlich klarem, bläulichgrünem Wasser, östlich von E. der großartige, 820 m lange Felsentunnel der Frauenmauer mit einer Eisgrotte. Von E. führt eine schöne Straße (die sogen. Eisenstraße) über den Prebichlpaß (1227 m) nach Vordernberg.

Eisenfachwerkbau, s. Eisenbau.

Eisen, galvanisiertes, s. v. w. verzinktes Eisen.

Eisengarn, stark appretiertes, glänzendes, einfaches oder gezwirntes Baumwollgarn, kommt gebleicht und verschieden gefärbt in den Handel und dient zum Nähen sowie in der Weberei als Kette und Einschlag. Der Name soll große Festigkeit andeuten.

Eisengießerei (franz. Fonderie en fer, engl. Iron foundry), die Nachbildung und Vervielfältigung gegebener Gestalten durch geschmolzenes und dann wieder erstarrtes Eisen, auch Ort, Werkstatt oder Gebäude, wo dies geschieht. Die in dieser Weise hergestellten Gegenstände nennt man Eisenguß (fonte moulée, iron castings). Durch seine Festigkeit ist das Gußeisen zu allen Gegenständen brauchbar, die einen großen Druck etc. auszuhalten haben. Balken, Säulen, Treppen, alle passivern Maschinenteile, als Ständer, Lager, Sohlplatten, Cylinder etc., werden heutzutage aus Gußeisen hergestellt. Seine veränderliche Dichtigkeit und Härte gestatten zugleich die Anwendung zu Dingen, die eine harte und politurfähige Oberfläche besitzen müssen, da man die Mittel kennt, diese Dichtigkeit bei ihm zu beeinflussen. Die wassergleiche Dünnflüssigkeit des geschmolzenen Eisens und die Eigenschaft, beim Erstarren sich nicht unbedeutend auszudehnen, erlauben ferner das Eindringen in die feinsten Teile einer Gießform und ermöglichen die Herstellung der allerfeinsten Kunstsachen. Das zur Gußware bestimmte Eisen darf aber beim Erstarren keine Höhlungen und Blasen und auf der an der freien Luft erstarrenden Oberfläche keine Erhabenheiten oder Vertiefungen bilden; es darf beim Erkalten nicht zu viel Graphit ausstoßen, es muß, besonders bei Gußwaren, welche noch einer Bearbeitung mit Feile, Bohrer und Schneide ausgesetzt werden müssen, nicht zu hart sein, sondern noch einen