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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Englisch-Ostafrikanische Gesellschaft; Englischrot; Englisch-Südafrikanische Gesellschaft

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Englisch-Ostafrikanische Gesellschaft – Englisch-Südafrikanische Gesellschaft

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Englisch-Ostafrika'

des Tana umsäumt ein schmaler Streifen kultivierbaren Bodens; die Inseln Lamu und Manda zeichnen sich durch einen erhöhten Grad von Fruchtbarkeit aus. Das gut bewässerte und hoch gelegene Kikuju am Südfuß des Kenia eignet sich zum Anbau von Feldfrüchten aller Art. Das beste und fruchtbarste Land liegt aber in breiterer Masse um die Ost- und Nordufer des Victoria-Njansa und erstreckt sich, vielfach von großen Sümpfen und sterilen Berggruppen unterbrochen, bis zu dem Albert-und Albert-Eduardsee. Die großen Savannen zwischen dem Buragebirge und dem Victoria-Njansa sind erfüllt mit allen Arten jagdbarer Tiere, mit Zebras, Antilopen, Büffeln, Nashörnern und Löwen; auf Elefantenherden in größerer Zahl stößt man in den Gegenden zwischen dem Leikipiaplateau und dem Elgon, zwischen dem Victoria-Njansa und dem Semliki und obern Nil.

Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus eingewanderten Arabern, Indiern (über 8000) und Suaheli in den Küstenplätzen, aus Bantustämmen unter verschiedenen Namen, aus Galla, Somal, Massai, aus Waganda und Wanioro im Innern. Hauptort ist Mombas (s. d.) mit ausgezeichnetem Hafen; außerdem sind zu nennen: an der Küste Wanga, Kilefi, Malindi, Lamu und Kismaju; im Innern Taveta, die Station Matschako, Makore in Ussoga, Mengo in Uganda und Umparu in Unjoro. Die Church Missionary Society besitzt in diesen Gegenden im ganzen 6, die Algerische Mission (Franzosen) in Uganda 3 Stationen. – Der Bau einer Eisenbahn von Mombas über Taveta zum Victoria-Njansa ist geplant; die Vollendung hängt von der finanziellen Unterstützung durch das engl. Parlalament ab. Die Gesellschaft verfolgte merkantile und polit. Ziele; sie ließ sich durch die engl. Regierung zur kostspieligen Besetzung und Verwaltung von Uganda verleiten, was sie dem Bankrotte nahe brachte. Anfangs richtete sie ihre Thätigkeit auf die Erleichterung und Sicherung des Verkehrs der Araber und Eingeborenen nach den Küstenplätzen und in der Verbesserung der Hafeneinrichtungen; später auf die Erforschung des Binnenlandes und die Anlegung von Stationen durch Entsendung militärisch verstärkter Karawanen unter Pigott (1889) und Macdonald (1891); zuletzt auf die Unterwerfung von Uganda durch die Expeditionen von Jackson, Gedge und Lugard. Das verfügbare Aktienkapital der Gesellschaft betrug (Anfang 1893) 7,5 Mill. M., die Einnahmen beliefen sich 1892 auf 1,4 Mill., die Ausgaben auf 1,7 Mill. M., darunter 257000 M. Zollpacht an den Sultan von Sansibar.

Geschichte. Durch die Missionare Krapf und Rebmann (1844/45) wurde die erste Kenntnis von dem Innern E.s nach Europa gebracht. 1878 fanden die ersten Verhandlungen zwischen Mackinnon und dem Sultan von Sansibar über Einräumung des ganzen Gebietes bis zur Seenregion statt, die jedoch wegen Widerspruchs der engl. Regierung resultatlos blieben. Am 24. Mai 1887 wurde der erste gültige Vertrag geschlossen, demzufolge Mombas und die anstoßenden Küstenstrecken der neugegründeten Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft überlassen ward. Am 3. Sept. 1888 erteilte die engl. Regierung den königl. Schutzbrief. Im Aug. 1889 erwarb die Gesellschaft vom Sultan von Sansibar sämtliche Hafenplätze, das Mündungsdelta des Tana und die Inseln Lamu, Manda und Patta. Durch den deutsch-engl. Vertrag vom 1. Juli 1890 ↔ verschob sich die Nordgrenze vom Tana bis zum Jub und kam der Victoria-Njansa nördlich vom 1.° südl. Br. mit den anstoßenden Ländern in das Machtgebiet der engl. Compagnie. Jackson, Ende 1889 von König Mwanga gegen die Mohammedaner zu Hilfe gerufen, setzte sich im April 1890 in Uganda fest; durch den Vertrag vom 26. Dez. 1890 gelang es Kapitän Lugard, Uganda in ein kommerzielles und polit. Abhängigkeitsverhältnis von der Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft zu bringen. Im Frühjahr und Sommer 1891 wurden gelegentlich eines Kriegszugs gegen Unjoro 6 Militärstationen zwischen Albert-Eduardsee und dem Victoria-Njansa errichtet, und damit die engl. Herrschaft über Ankori, Usongora und Unjoro begründet. Am 24. Jan. 1892 brach ein Aufstand gegen die Engländer in Uganda aus; Kapitän Lugard und Williams schlugen ihn nieder, doch beschloß die Gesellschaft, Uganda wegen der hohen Kosten der Occupation mit Ende des Jahres zu räumen. Darauf gewährte die engl. Regierung, um die Behauptung des Landes vorläufig bis Ende März 1893 zu ermöglichen, der Gesellschaft eine staatliche Beihilfe von 260000 M. und zur Tracierung einer Eisenbahn von Mombasa zum Victoria-Njansa 400000 M. Am 1. April 1893 übernahm Gerald Portal im Auftrag des engl. Ministeriums das Protektorat über die Länder am Victoria-Njansa und westlich davon, wofür das Parlament 1894 einen jährlichen Zuschuß von 1 Mill. M. bewilligte. (S. Uganda.) – Vgl. Krapf, Reisen in Ostafrika (Kornthal 1858); Von der Deckens Reisen in Ostafrika (4 Bde. in 5 Tln., Lpz. 1869–73); Jos. Thomson, Durch Massai-Land (ebd. 1885); Peters, Die Deutsche Emin Pascha-Expedition (Münch. 1891); Handbook of British East-Africa (Lond. 1893).

Englisch-Ostafrikanische Gesellschaft, s. Englisch-Ostafrika.

Englischrot, ein eisenoxydhaltiger Thon, der als Anstrichfarbe benutzt wird. Auch geglühtes Eisenoxyd (s. d.) führt diesen Namen.

Englisch-Südafrikanische Gesellschaft oder Britisch-Südafrikanische Gesellschaft (British South African Company), engl. Gesellschaft, die 15. Okt. 1889 durch einen Schutzbrief der engl. Regierung bei selbständiger Verwaltung die kommerzielle und kulturelle Ausbeutung der nördlich von Transvaal gelegenen goldreichen Länder, Matabele-, Maschona- und Manikaland (s. diese Artikel) eingeräumt bekam, während das Kolonialamt die polit. Hoheitsrechte und eingehende Kontrolle über den Geschäftsbetrieb sich vorbehielt. – Der Engländer Rudd hatte 1888 im Auftrag der Südafrikanischen Goldfeldercompagnie die ausschließliche Berechtigung, nach Gold in jenen Gegenden zu graben, von dem Matabelehäuptling Lobengula käuflich erworben. Bald darauf trat Maund im Namen der Exploring-Company mit gleichberechtigten Ansprüchen dagegen auf; ihm folgten noch andere, die von dem habgierigen oder übertölpelten Lobengula ähnliche Privilegien erlangt hatten. Cecil Rhodes, damals Mitglied des Kap-Parlaments und Begründer allvermögenden De Beers Diamond Mining-Company in Kimberley, verstand es endlich, die einzelnen Interessenten abzufinden und die beiden großen Compagnien ineinander zu verschmelzen. Das Produkt dieser Operationen war die Bildung der E. G. Eine Expedition wurde ausgerüstet, um Maschona- und Manikaland in Besitz zu

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 155.