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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Epinikion - Epirus.

welcher 1818 in 2 Bänden, aber ungenau, veröffentlicht wurde. Die "Œuvres" gab Challemel-Lacour (Par. 1869, 2 Bde.) heraus. Vgl. Perey und Maugras, La jeunesse de Madame d'É. (Par. 1882).

Epinikĭon (griech.), Siegeslied; von einem Chor vorgetragener Preisgesang auf einen Sieger in den Nationalspielen der Griechen. Epinikios Hymnos, der Lobgesang "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth" mit dem Hosianna in der griechischen Kirche.

Epinŏmis (griech.), Zusatz (zu einem Gesetz).

Epinös (franz., "dornig"), mißlich, schwierig; Epinosität, dornige Beschaffenheit, Mißlichkeit.

Epiŏne, Gemahlin des Asklepios.

Epipĕdon (griech.), ebene Fläche; Epipedometrie, s. v. w. Planimetrie, Flächenlehre.

Epipetāl (griech.), über den Blumenblättern stehend, Bezeichnung für Staubblätter, die im Diagramm der Blüte (s. d.) vor den Blumenblättern stehen (Kronstaubfäden).

Epiphănes (griech., "erlaucht, berühmt"), 1) Beiname des Antiochos IV. von Syrien und des Ptolemäos V. von Antiochia.

2) Sohn des Karpokrates (s. d.) und Mitstifter der gnostischen Sekte der Karpokratianer, lebte zu Alexandria in der ersten Hälfte des 2. Jahrh. Nach seinem schon im 17. Lebensjahr erfolgten Tod erbauten ihm seine Anhänger einen Tempel.

Epiphanīa (griech.), die Erscheinung, insbesondere eines Gottes, überhaupt aber der Akt, wodurch sich der Gott als solcher manifestiert. In der christlichen Kirche ist E. die Erscheinung des Weltheilands unter den Menschen, deren Fest (festum epiphanias, Epiphanienfest) auf den 6. Januar fällt. Dasselbe wurde im Orient schon im 3. Jahrh. gefeiert, war dem Andenken an die Taufe Jesu im Jordan gewidmet und daher vorzugsweise ein Tauftag der Katechumenen. Im Abendland wurde seine Bedeutung eine etwas andre; es ward zum Feste der Offenbarung Christi an die Heiden, als deren Symbol die Anbetung der Magier aus dem Morgenland galt (Dreikönigsfest), daher in Rom an diesem Tag Männer aus allen Nationen, die in der Propaganda zu Rom vertreten sind, jeder in seiner Sprache predigen, um die E. Christi unter allen Heiden darzustellen. Die protestantische Kirche gedenkt an diesem Fest vorzugsweise der Heidenmission. Nach dem Epiphanienfest zählt man im christlichen Kirchenjahr die nächsten Sonntage bis zum Sonntag Septuagesimä und bezeichnet sie als ersten, zweiten etc. Sonntag post Epiphanias (festum). Ihre Zahl wechselt, je nachdem Ostern früher oder später fällt, zwischen zwei und sechs.

Epiphanĭus, 1) Bischof zu Constantia auf Cypern, geboren in Palästina von jüdischen Eltern, stiftete als Jüngling in der Nähe von Eleutheropolis ein Kloster. Später ward er 367 Bischof von Salamis (Constantia) auf Cypern und blieb fortan ein Hauptfeind jeder freiern Richtung, als deren Urheber er den Origenes haßte. 394 kam er nach Palästina, wo er sich ebenso eifrig wie ungeschickt und erfolglos in den origenistischen Streit mischte. Er starb 403. Unter seinen Schriften (Par. 1622; neu hrsg. von Dindorf, Leipz. 1859-62, 5 Bde.) ist die wichtigste sein "Panarion" ("Hausapotheke"), ein Verzeichnis aller Ketzereien. Sein Buch über die biblischen Maße und Gewichte ("De mensuris et ponderibus"), 392 in Konstantinopel geschrieben, ist erst durch P. de Lagarde lesbar und verständlich geworden ("Symmicta", Götting. 1880). Vgl. Gervais, L'histoire et la vie de saint Épiphane (Par. 1738); Lipsius, Zur Quellenkritik des E. (Wien 1865).

2) E. Scholasticus, röm. Sachwalter und Kirchenhistoriker zu Anfang des 6. Jahrh., verfaßte lateinische Auszüge aus Sokrates, Sozomenos und Theodoret, welche sein Freund Cassiodor in zwölf Büchern zu jener "Historia tripartita" vereinigte, welche im Mittelalter das gewöhnliche Handbuch für die ältere Kirchengeschichte war. S. Cassiodorus.

Epiphonēma (griech., "Zuruf"), Schlußsentenz am Ende einer Fabel oder Erzählung.

Epiphŏra (griech., auch Epistrophe), Redefigur, bestehend in der Wiederkehr desselben Wortes oder derselben Wendung am Ende mehrerer Sätze oder Satzglieder, Gegenteil von Anaphora (s. d.); z. B. die Punier hat das römische Volk durch Gerechtigkeit besiegt, mit den Waffen besiegt, durch edle Gesinnung besiegt. In der Logik ist E. s. v. w. Nachsatz, Schlußfolgerung.

Epiphyllum Haworth et Pfeifer (Blattkaktus), Gattung aus der Familie der Kakteen, aus einzelnen, blattartig ausgebreiteten, oben abgestumpften oder gezahnten, fleischigen Gliedern zusammengesetzte Pflanzen, deren Blüten an den jüngsten Gliedern erscheinen. E. Altensteinii Pfr. und E. truncatum Haw., in Brasilien, mit rundlichem, holzigem Stamm, länglichen, hellgrünen, nach unten sehr verschmälerten, langgezahnten, 5 cm und darüber langen und 2 cm breiten Gliedern, 5-6 cm langen, mehrere Tage dauernden, rosenroten Blüten, werden nebst andern Arten als Zierpflanzen bei uns kultiviert. Durch künstliche Befruchtung mit Cereus speciosissimus sind viele prachtvolle, meist scharlachrot und sehr reich blühende Bastarde (Cereus hybridus) erzeugt. E. Altensteinii und E. truncatum Haw. blühen am dankbarsten, wenn man sie auf Pereskia pfropft.

Epiphysis (griech., "Anwuchs"), das Endstück eines langen Knochens, solange es noch nicht mit dem Mittelstück (Diaphysis) verwachsen ist.

Epiphyten (griech.), Schmarotzerpflanzen, speziell auf andern Pflanzen wachsende Schmarotzerpilze, welche mit allen ihren Teilen, sowohl mit dem Mycelium als mit den Fruktifikationsorganen, auf der freien Oberfläche der befallenen Organe der Nährpflanze sich aufhalten, im Gegensatz zu den Endophyten, bei denen das Mycelium im Innern der Gewebe der Nährpflanze lebt.

Epiplŏon (griech.), das Netz, Darmnetz; daher Epiploitis, Netzentzündung, Epiplocele, Netzbruch.

Epipolische Dispersion, von J. ^[John Frederick William] Herschel gebrauchter, jetzt veralteter Ausdruck für Fluoreszenz (s. d.); epipolisiertes Licht, s. v. w. Fluoreszenzlicht.

Epirographie (griech., "Festlandbeschreibung"), Teil der physikalischen Geographie, welcher von den festen Landmassen der Erdoberfläche handelt, im Gegensatz zu Hydrographie.

Epirrhēma (griech., "Zu-, Nachwort"), das vom altgriech. Theaterchor nach der Parabase oder Antistrophe Gesungene; vgl. Chor, S. 70.

Epīrus (Epeiros, "Festland"), die westlichste Landschaft des alten Hellas, etwa 11,000 qkm groß, grenzte im S. an den Ambrakischen Golf, Akarnanien und Ätolien, im O. an Thessalien und Makedonien, von denen es durch die Pinduskette getrennt wurde, im N. an Illyrien, im W. an das Ionische Meer. Im Altertum, wie noch heute, war das Land nur ein halbgriechisches; die Bewohner des Innern und des Nordens waren illyrischen, also nichthellenischen, Stammes, während sich im S. und längs der Küste Griechen niedergelassen hatten, namentlich dorische Korinther, welche die ihnen benachbarten Barbaren allmählich gräzisierten. E. hat einen bergigen Charakter, beson-^[folgende Seite]