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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ermatingen; Ermeland; Ermenonville; Ermitage; Ermrich; Erms; Ermsleben; Ermüdungssinn; Ernährung

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Ermatingen - Ernährung.

magnetismus. In den Jahren 1845-48 berechnete er mit H. Petersen aus den von ihm gemessenen Werten der magnetischen Erscheinungen die ihrer Gesamtheit am nächsten kommenden Werte der Konstanten der Gaußschen Theorie des Erdmagnetismus. Weit vollständigere Grundlagen der Gaußschen Theorie, für die Erscheinungen des Erdmagnetismus im J. 1829, mit Berücksichtigung der Säkularveränderungen aus allen vorliegenden Beobachtungen, hat E. 1874 im Auftrag der kaiserlichen Admiralität berechnet und dargestellt auf 13 Tabellen und 6 Karten (Berl. 1874). Er begann auch eine Berechnung derselben Erscheinungen für das Jahr 1860, starb aber als außerordentlicher Professor der Physik an der Universität in Berlin 12. Juli 1877. Er schrieb noch: "Die Grundlagen der Gaußschen Theorie" und "Die Erscheinungen des Erdmagnetismus im Jahr 1829" (mit Petersen, Berl. 1874) und gab das "Archiv für wissenschaftliche Kunde von Rußland" (das. 1841-65, 25 Bde.) heraus.

4) Adolf, Ägyptolog, Sohn des vorigen, geb. 31. Okt. 1854 zu Berlin, studierte in Leipzig und in seiner Vaterstadt, wurde 1883 außerordentlicher Professor der Ägyptologie an der Universität und 1885 Direktor der ägyptischen Abteilung der königlichen Museen daselbst. Er schrieb: "Die Pluralbildung des Ägyptischen" (Leipz. 1878); "Neuägyptische Grammatik" (das. 1880); "Deutsche Medailleure des 16. und 17. Jahrhunderts" (Berl. 1884); "Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum" (Tübing. 1885).

Ermatingen, Ort im schweizer. Kanton Thurgau am Untersee (s. Bodensee) und an der Eisenbahn Konstanz-Winterthur, mit (1880) 1717 Einw., welche starke Fischerei in Gangfischen (150-200,000 Stück jährlich) treiben. Unter den schloßartigen Landsitzen, welche die nahen Anhöhen schmücken, befindet sich auch Arenenberg (s. d.).

Ermeland (Ermland, Varmia), Landstrich im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, umfaßt die jetzigen vier Kreise Braunsberg, Heilsberg, Rößel und Allenstein, im ganzen 4250 qkm (77 QM.) mit (1885) 228,076 Einw. Der Boden ist weniger fruchtbar als in den andern mittlern Kreisen Ostpreußens und im S. (Allenstein) auf sandigem Grund stark bewaldet. Nirgends in Ostpreußen gibt es so wenig große Güter wie hier, desto mehr Bauerndörfer. Von besonderer Wichtigkeit ist der Flachsbau. Die Bewohner sprechen eine eigentümliche deutsche Mundart, im S. polnisch und sind bis auf 20,000 Evangelische und 1700 Juden durchaus Katholiken. - E. war ursprünglich eine der elf Landschaften des alten Preußen und, nachdem es von den Deutschen Ordensrittern erobert worden war, eins der vier Bistümer des Ordenslandes. Dasselbe wurde 1250 von Innocenz IV. eingerichtet. Der Bischof von E., welcher dem Orden gegenüber seine Selbständigkeit bewahrte, stand bis 1354 unter dem Erzbischof von Riga, trat dann unter die unmittelbare Hoheit des Papstes und wurde zum deutschen Reichsfürsten erhoben. Als E. 1466 durch den Frieden von Thorn zugleich mit ganz Westpreußen unter polnische Herrschaft kam, wurde der Bischof Mitglied des polnischen Senats mit dem Recht, bei Erledigung des Throns die preußischen Stände zusammenzuberufen. Unter den Bischöfen von E. waren am berühmtesten: Äneas Sylvius Piccolomini (1457-58) und Hosius (1551-79), durch dessen strenge Maßregeln gegen die Reformation die Landschaft E. beim Katholizismus erhalten wurde. Noch jetzt führt den Titel "Bischof von E." ein katholischer Bischof in Ostpreußen, dessen Residenzschloß in Heilsberg ist, während das Domkapitel seinen Sitz in Frauenburg hat. Im J. 1772 kam E. an Preußen. Vgl. Hipler, Litteraturgeschichte des Bistums E. (Leipz. 1873).

Ermenonville (spr. erm'nongwil), Dorf im franz. Departement Oise, Arrondissement Senlis, mit 500 Einw. Das Schloß mit schönem Park war der Aufenthalt J. J. Rousseaus, dessen Grabmal sich inmitten eines Sees auf einer von Pappeln überschatteten Insel befindet. Der Pavillon, in welchem Rousseau 1778 starb, ist zerstört.

Ermitage, s. Eremitage.

Ermrich (Ermerich, Ermanarich, Emelrich, angelsächs. Eormanric, in der Edda und Volsungasaga Jormunrekr, in der Wilkinasaga Ermenrekr), im Heldenbuch König der Ostgoten in Apulien und Oberkönig in Rom, entehrte Odilia, die Gemahlin seines Marschalls Sibich, worauf ihn dieser aus Rache überredete, seinen ältern Sohn, Friedrich, in der Wilzen Land zu entsenden, wo derselbe umkam, seinen zweiten Sohn, Reginbald, auf einem schlechten Schiff nach England zu schicken, um Schatzung einzufordern, auf welcher Fahrt derselbe ertrank, und seinen dritten, Samson, als der Unzucht mit seiner Tochter verdächtigt, zu töten. Außerdem bewog Odilia den König, die Söhne seines Bruders Harlung, die Harlungen, henken zu lassen und einen andern Neffen, den berühmten Helden Dietrich von Bern, zur Flucht nach Hunnenland zu zwingen. Mit Hilfe Etzels schlug Dietrich jedoch den König samt Sibich in der Rabenschlacht und ward sein Nachfolger. Nach der alten Übersicht des Sagenkreises des Heldenbuches wurde E. von seinem erbittertsten Gegner, dem getreuen Eckart, erschlagen. Übrigens laufen die Sagen des Heldenbuches, der Wilkinasaga (die Sibich Sifka nennt) etc. verschiedenartig auseinander (vgl. Jormunrekr). Ein niederdeutsches Gedicht: "Koninc Ermenrikes dot" (hrsg. von Gödeke, Hannov. 1851; wieder abgedruckt in Hagens "Heldenbuch", Leipz. 1855), besingt in der Nibelungenstrophe kurz, aber volksmäßig frisch das Ende Ermrichs. Die historische Persönlichkeit, die dem E. der Heldensage zu Grunde liegt, ist König Hermanrich (s. d.).

Erms, Fluß im württemb. Schwarzwaldkreis, entspringt oberhalb Seeburg auf der Alb und mündet nach 27 km langem Lauf bei Neckartenzlingen in den Neckar. Das Ermsthal, bekannter als Urachthal, ist eins der schönsten und obstreichsten Thäler Württembergs; in ihm liegt Urach.

Ermsleben, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, im Mansfelder Gebirgskreis, an der Selke und der Linie Frose-Ballenstedt der Preußischen Staatsbahn, hat eine Pfarrkirche, ein Amtsgericht und (1880) 2925 evang. Einwohner, welche Zuckerfabrikation, Spiritusbrennerei, Acker- und Flachsbau treiben. E. ist der Geburtsort des Dichters Gleim. In der Nähe liegt die halbzerstörte Konradsburg.

Ermüdungssinn, s. Muskelgefühl.

Ernährung, die Gesamtheit der physiologischen Vorgänge, durch welche die Organismen die zu ihrem Aufbau und ihrem Lebensunterhalt erforderlichen Stoffe aus der Außenwelt aufnehmen und verarbeiten. Vom chemischen Standpunkt aus gestalten sich diese Prozesse für sämtliche Organismen auf Erden zu einem außerordentlich einfachen Kreislauf: die Pflanzen vermögen aus der anorganischen Natur gewisse Substanzen sich anzueignen und zu Bestandteilen ihres eignen Körpers umzuwandeln, während die Tiere ihre Nahrung aus dem Pflanzenreich entnehmen (die fleischfressenden Tiere natürlich nur mittelbar) und dafür die von ihnen verbrauchten Substanzen an den Boden und die Luft zurückgeben, aus denen sie die Pflanze für das organische Leben gewonnen hatte und