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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erythritsäure – Erz (mineralogisch)

ten, namentlich der Roccellaflechten, vorkommt. Er bildet in reinem Zustande große quadratische, in Wasser leicht, in Alkohol schwer lösliche Krystalle, schmilzt bei 126° und siedet gegen 330°. Durch Reduktion mit Jodwasserstoff liefert er Butyljodid, gemäßigte Oxydation führt ihn in eine Zuckerart, energischere Oxydation in Erythritsäure, C₄H₈O₅ (Trioxybuttersäure oder Erythroglucinsäure), über. Wie alle mehrwertigen Alkohole schmeckt er süß.

Erythritsäure, s. Erythrit.

Erythroglucīn, Erythroglucinsäure, Erythromannīt, s. Erythrit.

Erythrophloeum Afz., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen, mit nur zwei Arten, einer im tropischen Afrika und einer in Australien. Es sind stachellose Bäume mit doppelt gefiederten Blättern und kleinen unansehnlichen Blüten. Von E. guineense Don., Systybaum, Rotwasserbaum, engl. Red-water-tree (hauptsächlich an der Westküste Afrikas), giebt die Rinde mit Wasser ausgezogen eine intensiv rote Flüssigkeit, die stark purgierend und erbrechenerregend wirkt. (S. Casca.)

Erythrophlöīn, s. Casca.

Erythrophýll (grch.), roter Farbstoff der Laubblätter, s. Blattfarbstoffe.

Erythrophytoskōp, s. Erythroskōp.

Erythrosīn, Dianthin, Bezeichnung für einige künstliche organische Farbstoffe, die aus dem Fluoresceïn durch Einwirkung von Halogenen erhalten werden. Das Alkalisalz des Dijodfluoresceïns ist Erythrosin G, das des Tetrajodfluoresceïns Erythrosin B, welche letztere Bezeichnung auch dem Tetrabromtetrajodfluoresceïn oder Phloxin beigelegt wird. Sie färben Seide und Wolle gelbrot oder bläulichrot.

Erythroskōp oder Erythrophytoskop (grch., «Rot[pflanzen]seher»), Name eines optischen Instruments. Bei hellem Sonnenschein zeigen sich in blauem Lichte, etwa in einem Kasten aus Kobaltglas, die grünen Teile lebender Pflanzen, weil sie viel Chlorophyll enthalten, wegen der Fluorescenz (s. d.) rot. Im vollen Sonnen- oder zerstreuten, weißen Tageslicht ist dies nicht der Fall, weil die in solchem Lichte enthaltenen, nicht fluorescierenden Strahlen vorwiegend sind. Schaltet man aber letztere mittels eines blauen Glases aus, so tritt die Wirkung der fluorescierenden Strahlen isoliert und daher wahrnehmbar auf. In ähnlicher Weise verhält es sich, wenn man im Sonnenglanze liegende frische Pflanzen durch ein blaues Glas betrachtet; man sieht diejenigen, die viel Chlorophyll enthalten, darin rot. Hierauf beruht das E. von Simmler (1862). (S. Melanoskop.)

Erythroxylacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Äsculinen (s. d.) mit gegen 70, vorzugsweise im tropischen Amerika heimischen Arten. Es sind Sträucher oder Bäume mit lederartigen, meist ganzrandigen Blättern und kleinen in der Regel weißen Blüten mit zehn Staubgefäßen und einem drei- bis vierfächerigen Fruchtknoten. Zu den E. gehört die Stammpflanze der sog. Kokablätter. (S. Erythroxylon und Koka.)

Erythroxy̆lon L., Pflanzengattung aus der Familie der Erythroxylaceen (s. d.) mit gegen 50 Arten, Sträuchern oder kleinen Bäumen mit meist lederartigen Blättern und kleinen weißlichen Blüten. Die wichtigste Art ist der sog. Kokastrauch oder die Kokapflanze, E. Coca Lam. (s. Koka und Fig. 3 beim Artikel Äsculinen). Von einigen andern Arten wird das sehr harte Holz, welches einen roten Farbstoff enthält, technisch verwendet, wie z. B. das von E. areolatum L. (Westindien).

Eryx, im Altertum der jetzt Monte-San Giuliano genannte steile, 751 m hohe Berg an der Westküste Siciliens in der Nähe von Drepanum. Auf halber Höhe des Berges lag eine Stadt E., auf der Spitze der Tempel der Venus Erycina. Die Griechen leiteten den Namen von einem Sohne der Aphrodite, Eryx (s. d.), ab. Stadt und Tempel waren ein Werk der Phönizier, die hier eine Hauptstätte für die Verehrung ihrer großen Naturgöttin schufen. Pyrrhus nahm die Stadt, die den Karthagern gehörte, 278 v. Chr. im Sturm. Im ersten Punischen Kriege, wohl 261 v. Chr., wurde sie von Hamilkar zu Gunsten des nahe gelegenen, leichter zu behauptenden und wichtigern Drepanum (Trapani) ihrer Einwohner beraubt und zerstört. 249 v. Chr. bemächtigten sich die Römer der Stadt und des Tempels, verloren sie aber bald an Hamilkar Barkas, der sie bis zum Friedensschlusse (241 v. Chr.) behauptete. Die Römer thaten dann viel für den Tempel, in dessen Göttin sie die Mutter des Äneas verehrten, doch war die Stadt und der Tempel schon zur Zeit des Tiberius verödet. Claudius stellte den Tempel wieder her. Reste der Grundmauern des Tempels und eine Art Cisterne sind noch erhalten, auch unter der heutigen Stadtmauer Reste der Mauern, die einst den heiligen Bezirk umgaben.

Eryx, ein Sohn der Aphrodite von Poseidon oder von dem Argonauten Butes, wurde von den Sirenen verlockt, von Aphrodite aber gerettet. Er soll Stadt und Tempel auf dem Berge Eryx (s. d.) erbaut haben. Als Herakles mit den Rindern des Geryon nach Sicilien gekommen war, forderte ihn E. zum Ringkampfe heraus. Herakles siegte, überließ aber den Einwohnern das Land zum freien Gebrauch, indes nur so lange, bis einer seiner Nachkommen es fordern würde. Als aber dann wirklich ein spartanischer Königssohn Dorinus als Heraklide das Land forderte, wurde er zurückgewiesen und besiegt.

Erz, in der Mineralogie ein metallhaltiges Mineral, z. B. Bleiglanz, Eisenspat, Rotgültigerz, Kupferglanz, im Bergwesen und in der Technik alle diejenigen metallhaltigen Massen, die vom Bergmann zur weitern Verarbeitung in den Aufbereitungswerkstätten und den Hütten zu Tage gefördert werden, z. B. Gesteine, die metallische Mineralien feinverteilt eingeschlossen enthalten (Kupferschiefer, Sandstein mit Bleiglanz), ferner solche Mineralien, die so miteinander oder mit Gestein verwachsen vorkommen, daß sie gemeinschaftlich gewonnen werden müssen (Quarz mit gediegenem Gold, Bleiglanz mit Quarz und Thonschiefer, Kalkspat mit Kupferkies und Zinkblende). Zum technischen Begriff E. gehört das Vorkommen in größern Mengen: ein Magneteisenkryställchen, eingesprengt in einem Schiefer, ist nur im mineralog., nicht im bergmännischen Sinne ein E. Jener Begriff hängt aber nicht allem von der Größe des Metallgehalts ab, sondern auch von dem Handelswert der einzelnen Metalle, von der größern oder geringern Leichtigkeit, mit der sie von den nicht metallischen Nebenbestandteilen getrennt werden können, von den Preisen der Arbeitslöhne, der Brennmaterialien, des Transports. So kann man z. B. einen dunkelbrau- ^[folgende Seite]