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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Eßlingen, Schulmeister von - Este.

wichtiges Archiv, eine Wasserleitung (seit 1876) u. mit den Filialen (1885) 20,851 Einw. (darunter ca. 1400 Katholiken und 170 Juden), im engern Sinne nur 16,691 Einw. Das Gewerbs- und Fabrikleben der Stadt ist bedeutend. Sie besitzt die größte Maschinenfabrik des Landes (1500 Arbeiter), außerdem Kammgarn- und Baumwollspinnerei, eine große lithographische Anstalt, Fabriken für feine Holzwaren, Handschuhe, Plaqué und lackierte Blechwaren, Tuch, Knöpfe, Gold- und Silberwaren etc., mechanische Werkstätten. Wie die Gewerbe, so blühen auch der Obst- und Weinbau. Allbekannt sind die moussierenden Neckarweine von E. (Eßlinger Champagner); die Keßlersche Fabrik besteht, als die erste in Deutschland, seit 1826. Zu der Gemeinde E. gehören noch viele Orte in weiterm Umkreis mit gutem Obst- und Weinbau, darunter Mettingen am Neckar mit einer großen Baumwollspinnerei, Kennenburg mit Irrenheilanstalt, Rüdern mit schöner Aussicht vom Wartturm, das ehemalige Kloster, jetzt königl. Lustschloß und Hofdomäne, Weil mit königlichem Privatgestüt und Viehzucht. - Eine Kapelle des heil. Vitalis, die schon 784 erwähnt wird, gab dem Ort E. (Ezzilinga, Ecelinge) seine Entstehung. Schon 886 erhielt derselbe die Marktgerechtigkeit und wurde dadurch zur Stadt erhoben. 1077 erscheint E. bereits als bedeutende Stadt und wurde 1209 durch Otto IV. freie Reichsstadt, von Kaiser Friedrich II. 1215 mit Mauern umgeben. Die Stadt erwarb 1403 die Vogtei und wurde durch den sich entwickelnden Handel immer blühender. Doch besaßen die Grafen von Württemberg das Reichsschultheißenamt daselbst und dadurch großen Einfluß auf die Regierung der Stadt, was Anlaß zu vielen Fehden gab. 1331 bildete sie mit andern Reichsstädten den Schwäbischen Städtebund und leistete Eberhard dem Greiner hartnäckigen Widerstand. Erst unter Eberhard im Bart stellte sich E. 1473 unter den Schutz Württembergs. Im J. 1488 wurde zu E. der Schwäbische Bund zur Aufrechthaltung des Landfriedens errichtet. Die Reformation fand daselbst 1531 durch den vom Rat berufenen Ambrosius Blarer von Konstanz Eingang. Die Verfassung der Stadt, welche seit dem 13. Jahrh. eine gemäßigt-demokratische gewesen war, erhielt durch Karl V. 1552 aristokratische Form. Am 22. Juli 1796 kam es hier zu einem Treffen zwischen den Franzosen unter Moreau und den siegreichen Österreichern, welche den Neckar zu verteidigen suchten. Im J. 1802 fiel E. nebst seinem Gebiet (90 qkm) mit vier Dörfern und 10,000 Einw. an Württemberg. Vgl. Pfaff, Geschichte der Reichsstadt E. (Eßling. 1852).

Eßlingen, Schulmeister von, mittelhochdeutscher Dichter, von dessen Liedern und Sprüchen die Pariser (Manessische) Sammlung mehrere aufbewahrt hat, lebte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. und ist vielleicht der in einer Urkunde von 1280 vorkommende "Magister Henricus, rector scholarum in Ezzelingen". Die meisten seiner Gedichte sind gegen Kaiser Rudolf von Habsburg gerichtet und voll Bitterkeit.

Essonne, Fluß im franz. Departement Seine-et-Oise, entsteht auf dem Plateau von Orléans bei Neuville (Loiret) durch die Vereinigung des Oeuf und der Rimarde, zeichnet sich durch seine gleichmäßige Wassermenge aus und mündet nach einem Laufe von 100 km bei Corbeil in die Seine. Daran liegt der Flecken Essonnes, südwestlich von Corbeil, mit einer Kirche aus dem 12. Jahrh., dem Wohnhaus Bernardins de Saint-Pierre, (1876) 3869 Einw., einer großen Papierfabrik, Metallgießerei, Maschinenfabrik und Baumwollspinnerei.

Estadale, älteres span. Längenmaß, etwa s. v. w. Klafter; vgl. Aranzada.

Estadio, älteres span. Wegmaß, = 174,147 m, in Portugal = 258,207 m.

Estafette (franz.), s. Stafette.

Estagel (spr. -schäl), Stadt im franz. Departement Ostpyrenäen, Arrondissement Perpignan, am Agly, der hier den Vardouble aufnimmt, hat (1876) 2678 Einw., bedeutenden Wein- und Olivenbau, Seidenzucht u. Marmorbrüche u. ist der Geburtsort Aragos.

Estaires (spr. -ähr), Stadt im franz. Departement Nord, Arrondissement Hazebrouck, an der Lys, mit (1876) 3444 Einw., Leinenindustrie und einem Collège.

Estājo, mexikan. Feldmaß, s. Almud 1).

Estakaden (franz.), Wasserbarrikaden, Sperrungen von Hafeneinfahrten, Strommündungen; s. Hafensperre.

Estaménto (span.), Ständeversammlung, Cortes.

Estamīn, s. v. w. Etamin.

Estaminet (franz., spr. -nä), Wirtshaus, Kaffeehaus.

Estampe (franz., spr. -āngp), Bild als Abdruck einer Platte, besonders Kupferstich, Stahlstich.

Estancia (span.), in den La Plata-Staaten Name der ausschließlich zur Viehzucht bestimmten Grundbesitzungen, deren Besitzer Estanciēros heißen (in den Llanos heißt eine E. gewöhnlicher Hato).

Estancia, kleine Stadt in der brasil. Provinz Sergipe, am schiffbaren Piauhy, 35 km vom Meer, hat ein Zollamt und Ausfuhr von Baumwolle und Tabak.

Estatūto reāl (span., "königliches Statut"), Name des Verfassungsgesetzes, welches die Regentin von Spanien, die verwitwete Königin Christine, mit Hilfe des Ministeriums Martinez de la Rosa 11. April 1834 oktroyierte. Die Cortes bestanden danach aus zwei Estamentos, dem der Proceres, wozu die Erzbischöfe und Bischöfe, die Granden von Spanien, die Titulos von Kastilien und eine Anzahl von der Krone auf Lebenszeit berufener Notabilitäten gehörten, und dem der Procuradores, welche nach einem Wahlzensus aus den Höchstbesteuerten auf drei Jahre gewählt wurden. Das E. ward durch den Militäraufstand von La Granja vom 13. Aug. 1846 abgeschafft.

Estavayer le Lac (spr. estawajeh lö lack, deutsch Stäffis am See), Städtchen im schweizer. Kanton Freiburg, Hauptort des Bezirks Broye, am Ostufer des Neuenburger Sees und an der Eisenbahn Freiburg-Yverdun, 469 m ü. M., mit Schloß, Hafen und (1880) 1499 Einw., welche vornehmlich Landwirtschaft treiben. Es steht mit Neuchâtel in Dampferverbindung.

Este, Fluß in Hannover, entspringt in der Lüneburger Heide, südwestlich von Lüneburg, ist von Buxtehude ab (13 km weit) schiffbar und mündet Blankenese gegenüber bei Kranz in die Elbe; 53 km lang.

Este, Distriktshauptstadt in der ital. Provinz Padua (Venetien), am Südwestabhang der Euganeischen Hügel und am Frassine, von welchem hier der gleichnamige Kanal nach Battaglia ausgeht, an der Eisenbahn Padua-Bologna, hat ein altes Kastell, eine 1722 umgebaute Kirche mit guten Gemälden, (1881) 5979 Einw., Fabrikation von Porzellan und Fayence, lebhaften Handel, ein Gymnasium, eine technische Schule und ein archäologisches Museum. E. ist das alte Ateste, das schon bei Plinius und Tacitus Erwähnung findet und von Attila zerstört ward, und ist Stammort der Familie Este.

Este, eins der ältesten und berühmtesten Fürstenhäuser Italiens, welches schon früh den markgräflichen Titel führte. So erscheint zu Anfang des 11. Jahrh. ein Markgraf Hugo von E., der nach dem Tode des Kaisers Heinrich II. die Herrschaft über