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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ethognosie; Ethologie; Ethopöie; Ethos; Etiam; Etienne; Etikette; Etikettieren; Et in Arcadia ego

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Ethognosie - Et in Arcadia ego.

thropologische Beiträge (Halle 1875); Tylor, Anthropology (Lond. 1881; deutsch, Braunschw. 1883); Nott und Gliddon, Types of mankind (Philad. 1854); Dieselben, Indigenous races of the earth (das. 1857); Meiners, Untersuchungen über die Verschiedenheiten der Menschennaturen (Tübing. 1811); Gobineau, L'inégalité des races humaines (Par. 1853, 4 Bde.); de Quatrefages, Unité de l'espèce humaine (das. 1861); Knox, The races of men (2. Aufl., Lond. 1862); G. Pouchet, De la pluralité des races humaines (Par. 1864); A. Maury, La terre et l'homme (4. Aufl., das. 1877); Tylor, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit (deutsch, Leipz. 1866); Derselbe, Anfänge der Kultur (deutsch, das. 1873); St. Wake, Chapters on man (Lond. 1868); Kraft, Die Sitten der Wilden (a. d. Dän., Kopenh. 1766); H. Spencer, Prinzipien der Soziologie (deutsch von Vetter, Stuttg. 1877); R. Andree, Ethnographische Parallelen (das. 1878); Liebrecht, Zur Volkskunde (Heilbr. 1879); Bastian, Allgemeine Grundzüge der Ethnologie (Berl. 1884), sowie dessen zahlreiche übrige Schriften. Eine ethnographische Weltkarte ist dem Art. "Menschenrassen" beigegeben.

Ethognosie (griech.), Sittenkunde.

Ethologie (Ethographie, griech.), Schilderung des Charakters einer Person, der Sitten und Gebrauche eines Volkes.

Ethopöie (griech.), s. Mimesis.

Ethos (griech.), Sitte, Charakter, die einem Menschen einwohnende, bleibende Art und Weise des Thuns und Benehmens.

Etiam (lat., "auch"), als Substantiv s. v. w. Lohn, z. B. er hat sein E., d. h. seinen ihm gebührenden Teil.

Etienne, 1) Charles Guillaume, dramatischer und politischer Schriftsteller, geb. 6. Jan. 1778 zu Chamouilly (Obermarne), kam 1796 nach Paris ohne andre Hilfsmittel als sein vorteilhaftes Äußere und seinen glänzenden Esprit, war zuerst als Buchhalter thätig, schrieb dann für Zeitungen und verfaßte endlich teils allein, teils in Verbindung mit andern eine Anzahl Theaterstücke, die eine äußerst beifällige Aufnahme fanden. Dadurch gewann er die Gunst des Herzogs von Bassano, der ihn zu seinem Sekretär und Reisebegleiter machte, wurde dann unter dem Kaiserreich Zensor und Chefredakteur des "Journal de l'Empire" und Nachfolger Esménards als Chef des Preßbüreaus und 1811 Mitglied der Akademie. Unter der Restauration fiel er in Ungnade und wurde sogar aus der Akademie gestoßen; er nahm von nun an seinen Platz in den Reihen der Opposition, wurde Redakteur des "Constitutionnel" und schrieb eine Menge der geistreichsten und witzigsten Artikel, besonders die "Lettres sur Paris". 1822 und 1827 erhielt er ein Mandat als Deputierter und ward der populärste und gefeiertste Kämpfer für politischen Liberalismus; 1829 wurde er wieder in die Akademie aufgenommen und trat sogleich als entschiedener Gegner der romantischen Schule auf; 1830 verfaßte er die Adresse der 221 Deputierten, deren Protestation die Julirevolution veranlaßte; 1839 ward er zum Pair erhoben. Er starb 13. März 1848. Schon sein erstes Lustspiel: "Le rêve" (1799), noch mehr "La jeune femme colère" (1804) und "Brueys et Palaprat" (1807) legen Zeugnis ab von seiner glänzenden Phantasie, seinem eleganten, klaren Stil und seiner großen Kunst im Aufbau und in der Entwickelung der Handlung; dazu wußte er sich ausgezeichnet dem Geschmack seiner Zeit anzupassen. Als direkter Nachfolger Molières aber zeigte er sich in seinem Lustspiel "Les deux gendres" (1810), dem besten Lustspiel aus der Zeit des Kaiserreichs. Zufällige oder absichtliche, jedenfalls aber höchst geringfügige Anklänge dieser Komödie an ein Stück des 17. Jahrh.: "Conaxa, ou les gendres dupés", verwickelten E. in einen heftigen litterarischen Streit, den die vielen Neider seiner glänzenden Karriere und die heimlichen Feinde des Kaiserreichs emsig zu schüren wußten. Sein schwaches und frostiges Lustspiel "L'intrigante" (1813) wurde durch polizeiliche Unterdrückung vor dem natürlichen Tod bewahrt. Dagegen hat er mit seinen kleinen Komödien, Vaudevilles, Operetten und Feerien immer große Erfolge erzielt; seine Opern: "Cendrillon" (1810) und "Joconde" (1814) entzückten ganz Paris. Von seinen übrigen Schriften erwähnen wir: "Histoire du théâtre français, etc." (Par. 1802, 4 Bde.) und seine litterarhistorischen Arbeiten, besonders die Einleitung zum "Tartuffe" (1824). Seine "Œuvres" gab A. François heraus (Par. 1846, 4 Bde.).

2) Michael, österreich. Journalist; geb. 21. Sept. 1827 zu Wien, begann seine litterarische Thätigkeit in den 40er Jahren und trat 1848 als Publizist in in- und ausländischen Journalen auf. Von 1850 bis 1855 lebte er in Paris, als Korrespondent für österreichische und deutsche Blätter thätig. Damals sammelte er reiche Erfahrungen über das Wesen, die Einrichtung, den Stil und die Technik der tonangebenden französischen und englischen Presse, Erfahrungen, welche er später für die Ausbildung der österreichischen Presse verwertete. Nach Wien zurückgekehrt, übernahm er im April 1856 die Chefredaktion der "Presse", welche unter ihm einen großen Aufschwung nahm. Im Mai 1864 trat er mit seinem Kollegen Max Friedländer von der Leitung der "Presse" zurück und begründete im September d. J. die "Neue Freie Presse", welche in kürzester Zeit sich zu einem Weltblatt aufschwang, in welchem die Interessen der Politik, des Handels und Verkehrs, des Unterrichts, der Litteratur und der schönen Künste eine den höchsten Anforderungen entsprechende litterarische Vertretung finden. Nach dem Tod Friedländers (April 1872) führte E. allein die Oberleitung des Unternehmens in deutsch-liberalem Sinn bis zu seinem Tod, 29. April 1879.

3) Buchdruckerfamilie, s. Estienne.

Etikette (franz. étiquette), die An- oder Aufschrift an etwas (an Pflanzen in botanischen Gärten, Herbarien auf Porzellan, Brettchen oder Metallblättchen an Handelswaren etc.), dient bei Waren teils zur Verschönerung der äußern Ausstattung, teils dazu, die Ware zu kennzeichnen, insbesondere die Firma der Lieferanten symbolisch anzugeben. Im letztern Fall ist Nachahmung und Mißbrauch der E. eines Fabrikanten oder Kaufmanns strafbar (s. Fabrik- und Handelszeichen). Ferner versteht man unter E. den auf vielen Waren befestigten kleinen Zettel, worauf zur Orientierung des Geschäftspersonals Ein- und Verkaufspreis in Zahlen oder Chiffern angegeben ist; an Geldpaketen die Angabe der Münzsorten und des darin befindlichen Betrags; endlich den Inbegriff der herkömmlichen Formen und Gebräuche der vornehmen Gesellschaft, besonders an Höfen (Hofetikette); s. Zeremoniell.

Etikettieren (franz.), mit einer Etikette versehen.

Et in Arcadia ego (lat., "Auch ich in Arkadien"), ursprünglich Inschrift eines Grabhügels auf einen Landschaftsgemälde Nicolas Poussins; wurde von Goethe seiner "Reise nach Italien" als Motto voran gestellt, erhielt aber seine Popularität zumeist durch Schillers Gedicht "Resignation", das mit den Worten beginnt: "Auch ich war in Arkadien geboren".