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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: F; Faaborg; Faamthee; Fab.; Faba; Fabel

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F - Fabel.

ward jedoch bei Torricella (1. Sept. 1258) gänzlich geschlagen, so daß nun Ezzelinos Macht höher stieg als je zuvor. Als er aber mit Hilfe der Adelspartei in Mailand diese Stadt und mit ihr Oberitalien sich zu unterwerfen strebte, bildete sich ein neuer Bund gegen ihn, der seine Streitkräfte an der Adda und dem Oglio aufstellte. E. wurde, als er 1259 die von den Verbündeten besetzte Brücke von Cassano wiederzuerobern suchte, verwundet, führte am andern Tag sein Heer durch eine Furt auf das linke Ufer der Adda und nahm, wiewohl von den Brescianern verlassen, den Kampf gegen die Übermacht der Gegner von neuem auf, fiel aber infolge einer neuen schweren Verwundung in Gefangenschaft und starb, jede Arznei und Nahrung zurückweisend und den angelegten Verband abreißend, elf Tage nachher, 27. Sept. 1259. Mehr als 50,000 Menschen sollen auf seinen Befehl durch Henkershand oder im Kerker gestorben sein. Sein Körper wurde zu Soncino in ungeweihter Erde beigesetzt. Sein Bruder Alberich mußte ein Jahr später, 25. Aug. 1260, durch Hunger gezwungen, sein Schloß San Zeno ohne Bedingung übergeben und wurde, nachdem man seine Söhne und Töchter vor seinen Augen unter gräßlichen Martern getötet hatte, an den Schweif eines Pferdes gebunden und zu Tode geschleift. Mit ihm erlosch das Geschlecht der Romano. Ezzelinos Leben und Ende wurde mehrfach poetisch bearbeitet, so von Cantu in einem Roman, von Eichendorff in einem Drama: "E. von Romano", und von G. Pfizer in einem Romanzenkranz: "E. von Romano". Vgl. Verci, Storia degli Ezzelini (Bassano 1779; Vened. 1844, 3 Bde.).

F.

F (ef), f, lat. F, f, Konsonant, der sechste Buchstabe unsers Alphabets. Das deutsche f ist der labiale, genauer labiodentale tonlose Reibelaut, der entsteht, indem wir die obern Schneidezähne ganz lose auf die Unterlippe setzen und zwischen beiden die Luft hindurchtreiben. Für f wird auch häufig das Zeichen v gebraucht (s. V). Ein zweites f, das aber in Deutschland selten gehört wird, das bilabiales, wird dadurch gebildet, daß man zwischen den Lippen eine Enge bildet, wie bei der Aussprache des w. Im Russischen ist f in griechischen Wörtern der Vertreter des auch vorn an den Zähnen hervorgebrachten dentalen Reibelauts th, z. B. Feodor aus Theodor; im Spanischen geht umgekehrt das lateinische f meist in h über, z. B. hijo aus filius. Das hochdeutsche f ist in der Regel durch Lautverschiebung (s. d.) aus älterm p entstanden, z. B. in Freund von dem alten gotischen Verbum frijon, "lieben", im Sanskrit prî, das p ist in den andern germanischen Sprachen häufig bewahrt: helfen, got. hilpan, engl. to help; offen, plattd. apen, engl. open. Der Buchstabe f gelangte in das römische und die davon abgeleiteten neuern Alphabete aus dem phönikischen durch Vermittelung des altgriechischen Alphabets. Bei den Griechen und Phönikern (die ihn Vau nannten) bezeichnete f das v (w); da dieser Laut in der griechischen Sprache verschwand, so wurde das F (Digamma) in das spätere gemeingriechische Alphabet nicht aufgenommen, sondern für den Buchstaben f (ph) ein neues Zeichen, das Φ (Fi), gebildet, während die Römer das Zeichen F beibehielten, aber seine Aussprache veränderten.

Abkürzungen.

Als lateinisches Zahlzeichen war F = 40, F = 40,000; als Abkürzung in römischen Inschriften, in Handschriften und auf Münzen = Filius, Fecit etc.; dann = Folio, entweder mit Bezug auf irgend eine Seite eines Buches oder auf die Größe des Druckbogens. Auf deutschen Reichsmünzen bezeichnet F die Münzstätte Stuttgart, auf ältern französischen Münzen Angers, auf ältern preußischen Magdeburg und ältern österreichischen Hall in Tirol. Auf der Stellscheibe englischer Uhren ist F = faster (geschwinder, Gegensatz: s., d. h. slowly, langsam); bei Thermometerangaben = Fahrenheit. In den Notenstimmen ist f = forte (stark), ff = fortissimo (sehr stark); daher "aus dem ff.", s. v. w. in hohem Grad. Im Handel ist f. = fein, ff = fein-fein oder sehr fein. In der Chemie ist F oder Fl Zeichen für Fluor. Auf Rezepten steht f. für fiat, z. B. f. emulsio, es werde eine Emulsion gemacht. In England ist F. allgemein gebräuchliche Abkürzung für Fellow, Mitglied, z. B.:

F. A. S. = Fellow of the Society of Arts

F. L. S. = Fellow of the Linnean Society

F. R. A. S. = F. of the Royal Astronomical Soc.

F. R. C. P. oder C. S. = Fellow of the Royal College of Physicians oder of Surgeons

F. R. G. S. = F. of the Royal Geographical Soc.

F. R. S. (E.) = F. of the Royal Society (Edinburgh)

F. R. S. L. = F. of the Royal Soc. of Literature

F. S. A. = Fellow of the Society of Antiquarians

F. Z. S. = Fellow of the Zoological Society.

F. bei botan. Namen = E. M. Fries (s. d.).

f. l. a. auf Rezepten = fiat lege artis, man fertige kunstgemäß.

f o b = free on board (engl.), frachtfrei an Bord.

F. S., in der internationalen Telegraphie = faire suivre! nachzusenden!

F, in der Musik Buchstabenname eines der sieben Stammtöne unsers Musiksystems, nach neuerer Oktaventeilung (von C ab) der des vierten, nach älterer (von A) der des sechsten, zugleich der älteste, der als Schlüssel (clavis signata) vor eine Notenlinie gesetzt wurde. Der Gebrauch des F-Schlüssels reicht bis ins 10. Jahrh. zurück; im 11-13. Jahrh. wurde gewöhnlich zur schärfern Markierung die F-Linie mit roter Farbe (minium) gezogen, die C-Linie dagegen mit gelber (crocum). Der Schlüssel selbst war ursprünglich und jahrhundertelang ein wirkliches F oder f und hat ganz allmählich seine heutige Gestalt angenommen. In Italien, Frankreich etc. heißt der bei uns F genannte Ton Fa (vgl. Solmisation). Auch die Schalllöcher der Streichinstrumente werden nach ihrer Gestalt oft als die f, ff, besser ^[img] bezeichnet.

Faaborg (spr. foh-), Hafenstadt auf der Südküste der dän. Insel Fünen, Amt Svendborg, an einer Bucht des Kleinen Belt und an der Südfünenschen Eisenbahn, hat ein Hospital und (1880) 3476 Einw.

Faamthee (Fahamthee), s. Angraecum.

Fab., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Otto Fabricius, geb. 1744 zu Rudkjöbing, Pfarrer in Grönland, starb 1822 als Bischof in Kopenhagen; Fauna groenlandica (1780).

Faba (lat.), Bohne; Fabae albae, weiße Bohnen von Phaseolus vulgaris und Ph. nanus: F. calabarica, Calabarbohne; F. de Tonka, Tonkabohne; F. Ignatii (F. indica, F. febrifuga), Ignatiusbohne; F. Pichurim, Pichurimbohne.

Fabel (lat. Fabula), im weitern Sinn das Süjet jeder Dichtung, z. B. eines Dramas oder eines Epos, oder nach Lessing jede Erdichtung, womit der Dichter