Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

20

Fallwerk - Falschschmuck.

Den erzeugten Niederschlag läßt man absetzen, dekantiert die klare Flüssigkeit, wäscht jenen anfangs im Gefäß, dann auf dem Filter aus und trocknet ihn. Bei manchen technischen Operationen wird der Niederschlag gepreßt, im luftleeren Raum getrocknet oder auch auf der Zentrifugalmaschine von Wasser befreit. Manche Niederschläge schließen von den gelösten Bestandteilen der Flüssigkeit erhebliche Mengen ein, die durch Auswaschen nur sehr schwer oder gar nicht zu entfernen sind; auch reißen manche gelöste Farbstoffe mit sich nieder, so daß man durch Erzeugung eines Niederschlags eine Flüssigkeit entfärben kann. Sind in einer Flüssigkeit zwei ähnliche Körper gelöst, so kann man dieselben bisweilen durch partielle F., ähnlich wie flüchtige Körper durch fraktionierte Destillation, voneinander trennen. Eine Lösung von etwa gleichviel Stearinsäure und Palmitinsäure in heißem Weingeist wird mit einer zur vollständigen F. beider Säuren unzureichenden Menge von essigsaurer Magnesia versetzt. Im Niederschlag ist dann die Stearinsäure, welche das schwerer lösliche Salz mit der Magnesia bildet, in vorwiegender Menge enthalten. Wird die von dem Niederschlag abfiltrierte Flüssigkeit wieder mit einer unzureichenden Menge Magnesiasalz versetzt, so entsteht ein an Palmitinsäure reicherer Niederschlag; in der dritten, auf gleiche Weise ausgeführten F. wird fast nur Palmitinsäure enthalten sein etc. Die erhaltenen Niederschläge werden mit Säuren zersetzt und die ausgeschiedenen fetten Säuren jedes einzelnen Niederschlags noch einmal der partiellen F. unterworfen, wodurch man schließlich ganz reine Produkte erhält. Umgekehrt kann man auch durch F. zwei feste Körper sehr innig miteinander mischen, indem man sie gleichzeitig in derselben Flüssigkeit fällt. Gesetzt, Lösung A gibt mit Lösung B einen blauen und Lösung C mit Lösung D einen gelben Niederschlag, so mischt man A mit C und B mit D (wobei keine Niederschläge entstehen dürfen) und gießt beide Mischungen zusammen. Es entsteht dann sofort ein grüner Niederschlag, indem sich der blaue mit dem gelben Körper sehr innig gemischt ausscheidet.

Fallwerk, Vorrichtung zum Stanzen und Prägen mittels starker Schläge, besteht aus einem Klotz aus Gußeisen, der sich zwischen zwei vertikalen Gleitstangen bewegt und mittels eines am obern Ende der Gleitstangen über eine Rolle, dann nach unten gehenden und an einem Fußhebel befestigten Seils durch Auftreten mit dem Fuß in die Höhe gehoben wird, um nach dem Aufheben des Fußes wieder herabzufallen. Der Hammer trägt den Oberstempel, der Block den Unterstempel, zwischen welchen bei den Schlägen des Hammers die Prägung stattfindet. Zu den Fallwerken gehören auch der Fallhammer, der Dampfhammer und die Ramme.

Fallwild, in der Weidmannssprache dasjenige Wild, welches nicht durch den Jagdbetrieb, sondern aus andern Ursachen den Tod gefunden hat; s. Verenden.

Fallwind, s. Fallböe.

Fallwinkel, s. Fallen der Schichten und Einfallswinkel.

Falmouth (spr. fallmöth), 1) Stadt an der Südküste der engl. Grafschaft Cornwall, auf der Westseite eines vorzüglichen Hafens (Carrick Roads), der sich 5 km weit ins Land erstreckt, und dessen Eingang das von Heinrich VIII. erbaute Pendennis Castle verteidigt. Die Stadt selbst ist wenig anziehend, die Umgebungen aber sind reizend und werden jährlich von Tausenden besucht. F. hat (1881) 7133 Einw. Zum Hafen gehören 140 Schiffe von 15,792 Ton. und 40 Fischerboote. Wert der Einfuhr (1884) 172,742 Pfd. Sterl., der Ausfuhr (bestehend aus Zinn, Kupfer, Fischen, Granit etc.) 2888 Pfd. Sterl. Insgesamt liefen 1884: 1799 Schiffe von 216,613 Ton. ein. F. ist Sitz eines deutschen Konsuls. F. gegenüber liegt St. Mawes, mit einem von Heinrich VIII. gebauten Schloß. - 2) Stadt auf der Nordküste der Insel Jamaica in Britisch-Westindien, mit Kaserne, Marinehospital, Fort, wenig zugänglichem Hafen und 4000 Einw.

Falret (spr. -rä), Jean Pierre, Irrenarzt, geb. 1794 im Departement Lot, studierte seit 1811 zu Paris, war 1831-67 Arzt an der Salpetrière, gründete mit Voisin 1822 eine Privatirrenheilanstalt zu Vanves bei Paris, die sich durch bauliche Einrichtung, Wartung, Pflege und Behandlung der Kranken eines europäischen Rufs erfreute, und starb 28. Okt. 1870 in Mareillac (Lot). Er schrieb: "De l'hypochondrie et du suicide" (Par. 1822; deutsch, Leipz. 1822) und "Inductions tirées de l'ouverture des corps des aliénés" (Par. 1826).

Falsarĭus (lat., Falsār), Fälscher von Urkunden etc.; Falsation, Fälschung.

Falsche Bai, große, halbmondförmige Bucht an der Südspitze Afrikas, welche durch eine 50 km lange Halbinsel, die mit dem Kap der Guten Hoffnung endigt, vom Atlantischen Ozean getrennt wird. Die Ostspitze der nach S. sich öffnenden, 31 km breiten Einfahrt ist Kap Hangklip, die Tiefe der Bai von S. nach N. beträgt 36 km. Auf der Westseite, an der genannten Halbinsel, sind die Simonsbai, mit Werften und einer Station für die englische Marine, und die Kalkbai, wo die Walfänger verkehren, die selbst in der Falschen Bai zuweilen einen Fang machen. Schiffe, welche Ladung für die Kapstadt bringen, müssen je nach der Windrichtung entweder in der Falschen Bai oder in der Tafelbai ankern. Die Bai enthält einige kleine Inseln; die wichtigsten Ortschaften an ihren Ufern sind Simonstown und Somerset.

Falscheid, die strafbare Verletzung eines rechtsgültigen Aussageeides, gemeinsame Bezeichnung für den vorsätzlichen und für den fahrlässigen Meineid (s. d.).

Falschheit, unsittliche Beschaffenheit der Gesinnung oder des Gemüts, die sich dadurch äußert, daß man in seinen Reden und Handlungen etwas andres kundgibt, als man innerlich fühlt, und zwar in böswilliger Absicht, um andre zu täuschen, auszuhorchen und bei Gelegenheit ihnen zu schaden.

Falschmünzerei, s. Münzverfälschung.

Falschnetzflügler (Pseudoneuroptēren, Pseudoneuroptera, hierzu Tafel "Falschnetzflügler"), Ordnung der Insekten, umfaßt eine Reihe Familien, die man früher allgemein zu den Geradflüglern (s. d.) stellte, von denen sie sich aber durch den Bau ihrer Flügel (beide Paare gleich netzförmig geädert und daher denen der echten Netzflügler [s. d.] ähnlich) unterscheiden. Wie die Geradflügler, haben sie fast ausschließlich kauende Mundteile und eine unvollkommene Verwandlung. Hierher gehören: 1) die Blasenfüßer (s. d., Physopoda oder Thripidae), mit saugenden Mundteilen; 2) die Holzläuse (s. d., Psocidae); 3) die gesellig lebenden weißen Ameisen oder Termiten (s. d., Socialia oder Termitidae); 4) die Amphibioten (Amphibiotica), deren Larven im Wasser leben und meist durch Tracheenkiemen atmen: a) Afterfrühlingsfliegen (Perlidae), b) Frühlings- oder Eintagsfliegen (s. d., Ephemeridae), c) Wasserjungfern (s. d., Libellulidae).

Falschschmuck, Bezeichnung für Schmucksachen, die aus künstlichen Steinen oder unedlem Metall verfertigt werden. Vgl. Bijouterien und Edelsteine.