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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Feuchtglied - Feuer, flüssiges.

medizinischen) wurden von Fr. Hebbel (Wien 1851-1853, 7 Bde.) herausgegeben.

Feuchtglied, das männliche Glied des Wildes.

Feuchtigkeit, der Zustand eines Körpers, in welchem er eine tropfbare Flüssigkeit (gewöhnlich Wasser) absorbiert enthält. Der feste feuchte Körper erscheint mehr oder weniger trocken, verliert aber beim Liegen an trockner Luft, im abgeschlossenen Raum über hygroskopischen Körpern, im luftleeren Raum und beim Erwärmen einen Teil oder seine ganze F. Ist das Gewicht eines feuchten Körpers an der Luft konstant geworden, so heißt er lufttrocken; er kann dann aber immer noch, je nach der Natur des betreffenden Stoffes, einen hohen Grad von F. besitzen. Man erfährt denselben durch beharrliches Trocknen einer abgewogenen Menge, bis das Gewicht konstant bleibt. Der Gewichtsverlust ergibt die F. Bei Gasen unterscheidet man absolute und relative F. Erstere erfährt man durch Bestimmung der Gewichtsmenge Wasser, welche in einem abgemessenen Volumen der Luft enthalten ist. Das Verhältnis dieser Menge zu derjenigen, welche die Luft unter dem herrschenden Druck und der herrschenden Temperatur höchstens aufnehmen könnte, bezeichnet die relative F.

Feuchtigkeitsmesser, s. Hygrometer.

Feuchtwangen, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, 446 m ü. d. M., an der Sulzach und der Linie Dombühl-Nördlingen der Bayrischen Staatsbahn, südwestlich von Ansbach, hat eine große, altertümliche evang. Pfarrkirche, eine Lateinschule, ein Bezirksamt, ein Amtsgericht und (1880) 2711 meist evang. Einwohner.

Feuchtwarze, s. v. w. Feigwarze.

Feudal, das Lehnswesen betreffend, auf das Lehnswesen bezüglich; dem mittelalterlichen Lehns- und Ständewesen zuneigend; daher Feudale diejenigen, welche im modernen Staatswesen gewisse Standesvorrechte in Anspruch nehmen, die mit jenem im Widerspruch stehen. Feudalpartei, reaktionäre Adelspartei; Feudalsystem, das Lehnswesen, namentlich insofern es in eine ungerechtfertigte Bevorzugung des Herrenstandes gegenüber der Landbevölkerung ausartete; Feudalstaat, Lehnsstaat, Feudalwesen, Lehnswesen (s. d.); Feudalstände, Landstände, die, wie in Mecklenburg, nicht die Gesamtheit der Staatsangehörigen, sondern nur die Standesinteressen der Großgrundbesitzer vertreten.

Feudalia (lat.), Lehnssachen.

Feudalismus, Feudalwesen, Feudalsystem; die politische Richtung, welche der Geburtsaristokratie und insbesondere dem Grundadel eine möglichst bevorzugte Stellung eingeräumt wissen will.

Feudalist (Feudist), Kenner und Bearbeiter des Lehnrechts; auch Anhänger des Feudalismus.

Feudum (mittellat., entstanden aus Feodum), das Lehen und zwar sowohl das Lehnrecht als die Lehnssache (s. Lehnswesen). Das Wort F. wird zumeist vom althochdeutschen feo (Vieh, väterliches Gut) abgeleitet, während andre es auf das lateinische fides (Treue) oder foedus (Bündnis) zurückführen wollen. Auch hat man es von feo (Lohn), auch wohl vom gotischen faihu (Vermögen, Gut) ableiten wollen.

Feuer, eine aus gleichzeitiger Licht- und Wärmeentwickelung gebildete Erscheinung. Tritt dieselbe an festen oder flüssigen Körpern auf, so nennt man sie Glut, bei Gasen Flamme. Wo Licht ohne nachweisbare Wärme entwickelt wird, spricht man nicht von F., wie z. B. beim Phosphoreszieren. Im Altertum hielt man das F. für etwas Materielles, und Aristoteles nennt es eins der vier Elemente. Vgl. Lindner, Das F., kulturhistorische Studie (Brunn 1881); Heumann, Das F. (Basel 1883). Über die Umstände, unter denen Feuererscheinungen auftreten, vgl. Licht und Wärme. - F. heißen auch die bei der Darstellung und Verarbeitung von Schmiedeeisen benutzten Feuerstätten mit und ohne Gebläse, welche, mit Holzkohlen, Koks oder Steinkohlen geheizt, bald zur Hervorbringung oxydierender Wirkung (Schmiede- oder Frischfeuer, Feineisenfeuer, Feuergrube), bald zur Reduktion (Rennfeuer), bald nur zum Erhitzen (Wärme-, Schweiß-, Gärbfeuer etc.) dienen.

Feuer, im militärischen Sinn das Schießen aus Feuerwaffen, daher Feuerwirkung die durch die verfeuerten Geschosse erzielten Resultate; Feuergefecht, ein Kampf, in dem nur von den Schußwaffen Gebrauch gemacht wird, man also in gewissem Abstand vom Gegner bleibt. Feuerarten sind bei der Infanterie: a) Einzelfeuer in zerstreuter Ordnung, gesteigert bis zum Schnellfeuer; b) Einzelfeuer aus geschlossenen Abteilungen, Schnellfeuer genannt, wobei jeder Mann im Glied feuert, sobald er geladen und das Ziel erfaßt hat; c) gleichzeitiges F. auf Kommando, Salven größerer oder kleinerer Abteilungen, auch gliederweise (im Karree), viergliederig, wobei zwei dicht hintereinander stehende Abteilungen zugleich schießen, die vordern zwei Glieder knieend, die hintern stehend, im vorigen Jahrhundert auch Pelotonfeuer zu drei Gliedern. Salven wie Einzelfeuer werden im Liegen, Knieen, Stehen eingeübt. Bei der Artillerie unterscheidet man a) geschützweises F., wobei die Geschütze der Batterie mit kleinen Pausen nacheinander feuern, von einem Flügel anfangend, so daß man die Wirkung jedes Schusses beobachten kann, und b) Schnellfeuer mit Schrapnells oder Kartätschen, vorübergehend gegen direkten Angriff auf die Batterie gerichtet, wobei jedes Geschütz feuert, sobald es geladen und gerichtet ist. Feuerpausen sind kurze Unterbrechungen der Schießthätigkeit unter Beibehaltung der Feuerbereitschaft. Im Festungskrieg bestimmt die vom Kommandeur der Artillerie fast jeden Tag festgestellte Feuerordnung die Zahl der täglich oder stündlich abzugebenden Schüsse und die zu beschießenden Ziele.

Feuer, flüssiges (Fenian fire, Liquid fire), eine im amerikanischen Krieg 1852-55 zu Kriegszwecken angewandte Lösung von Phosphor in Schwefelkohlenstoff, bewirkt, wo sie ausgegossen wird, eine Feuersbrunst, indem beim Verdampfen des Schwefelkohlenstoffs fein verteilter Phosphor zurückbleibt, welcher sich an der Luft entzündet. Diese Lösung ist zum Füllen von Brandgeschossen empfohlen worden und hat insofern erhöhte Bedeutung, als die Feuersgefahr auch nach vorläufigem Löschen keineswegs beseitigt ist. Lothringisches F. (Feu lorrain) ist eine Mischung von Chlorschwefel mit phosphorhaltigem Schwefelkohlenstoff. Sie entzündet sich sofort, wenn Ammoniakflüssigkeit mit ihr in Berührung kommt. 2-3 ccm der Mischung genügen, um bei der anfänglichen Entzündung einen Flammenstrahl von 1 m Höhe zu erzeugen. Als neues griechisches Feuer (s. d.) wurde empfohlen, etwa 300 g Benzin mit 0,5 g Kalium auf Wasser zu werfen. Das Kalium zersetzt bekanntlich sehr energisch das Wasser und entwickelt dabei eine so hohe Temperatur, daß sich der frei werdende Wasserstoff entzündet. Von diesem pflanzt sich die Entzündung in der angegebenen Mischung auch auf das auf dem Wasser sich ausbreitende Benzin fort, und es entsteht sofort eine mächtige Flamme. Noch wirksamer soll eine Mischung aus 3 Teilen Benzin mit