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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Feuillage; Feuillanten; Feuille; Feuillet; Feuillet de Conches; Feuilletieren; Feuilleton

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Feuillage - Feuilleton.

Stricker, Die F. (Berl. 1874); Wagner, Licht und Feuer (Weim. 1869).

Feuillage (franz., spr. föjahsch), Blätter-, Laubwerk.

Feuillanten (Feuillants, spr. föjāng, lat. Fulienses), Kongregation der Cistercienser, welche, 1574 von Jean de la Barrière zu Feuillans in Languedoc gestiftet, um der damaligen Verweltlichung des Ordens entgegenzuarbeiten, trotz der Intrigen der laxern Partei 1586 von Sixtus V. bestätigt ward. Aber schon 1595 traten auf ausdrücklichen Willen des Papstes sehr gelinde Observanzen an die Stelle der frühern Strenge. Der Abt von Feuillans, dessen Ernennung Heinrich IV. dem Generalkapitel anheimgab, ward von aller Gerichtsbarkeit des Mutterklosters Cîteaux befreit. Bald stieg die Zahl der Klöster des Ordens in Frankreich und Italien bis gegen 60. Urban VIII. teilte ihn daher (1630) in zwei besondere Kongregationen, die französische "Congrégation de Notre Dame de Feuillans", welche sich bis zur Zeit der Revolution blühend erhielt, und die italienische, welche sich "i Riformati di San Bernardo" ("die Verbesserten des heil. Bernhard") nannte. Jede hatte ihr eignes Generalkapitel und ihren besondern General. Die Kleidung war bei beiden gleich: weiße Kutte ohne Skapulier, große, ebenfalls weiße Kapuze und weißer Gürtel, bei den Laienbrüdern ein Strick, den sie auch im Chor nicht ablegten, Hut nur auf Reisen. Nach einer nicht minder strengen Regel hatte Barrière auch eine Kongregation von Nonnen, Feuillantinnen oder Fulienserinnen, gestiftet. Das ehemalige Kloster der F. zu Paris war während der Revolution Versammlungsort des nach ihm benannten politischen Klubs der F., welcher die Herstellung einer Verfassung nach dem Muster der englischen erstrebte, ab er 28. März 1791 von dem Pöbel gesprengt wurde.

Feuille (franz., spr. föj), Blatt; f.-morte, hellbraune Farbe.

Feuillet (spr. föjä), Octave, franz. Schriftsteller, geb. 11. Aug. 1820 zu St.-Lô (La Manche), debütierte unter dem Namen Désiré Hazard im "National" mit einem Roman: "Le grand vieillard" (mit Bocage, 1845), und ließ dann in der "Revue nouvelle" und "Revue des Deux Mondes" eine Reihe andrer nachfolgen, von denen "Le roman d'un jeune homme pauvre" (1854, bald darauf auch dramatisiert) zuerst durch griff und seinen Namen in weitesten Kreisen bekannt machte. Die Vorzüge und Mängel der Feuilletschen Muse treten schon in diesem Werke klar zu Tage: einerseits ausgesprochene Ehrbarkeit und ein gewisser Adel der Gesinnung und des Stils nebst technischer Sicherheit, anderseits etwas Unmännliches und Unentschiedenes, ein übertriebene Diskretion, die ihm aber gerade den besondern Beifall der gebildeten Frauenwelt erwarb, dessen er sich bis heute erfreut. In einigen spätern Werken suchte F. allerdings diese Schwäche von sich abzuschütteln, verfiel aber dabei in das andre Extrem und behandelte sehr gewagte Probleme, denen seine Gestaltungskraft nicht gewachsen war. Wir nennen von seinen Werken noch: das Schauspiel "Dalila" (1857); den von Mystizismus getränkten Roman "Histoire de Sibylle" (1862), welchen G. Sand mit der freigeistigen "Mademoiselle de la Quintinie" beantwortete; die wirkungsvolle Komödie "Montjoie" (1863), worin er der wurmstichigen Moral der Gesellschaft des zweiten Kaiserreichs den Spiegel vorhielt; den anspielungsreichen Roman "Monsieur de Camors" (1867); das Schauspiel "Julie" (1869) und den Roman "Julia de Trécœur" (1872), welcher einige Jahre später dramatisiert unter dem Titel: "Le Sphinx" auf dem Théâtre français Aufsehen erregte; ferner den Einakter "L'acrobate" (1873); das Lustspiel "Les portraits de la marquise" (1882) und als die letzten Romane: "Un mariage dans le monde" (1875), "Les amours de Philippe" (1877), "Le journal d'une femme" (1878), "Histoire d'une Parisienne" (1881) und "La morte" (1886). Außerdem pflegte F. mit vielem Erfolg das sogen. Proverbe (s. d.); dahin gehören: "Le Pour et le Contre" (1854), ein Muster der Gattung; "Le cheveu blanc", "La partie des dames", "Le fruit défendu", "Péril en demeure", "La fée" u. a. F. lebt ziemlich zurückgezogen und zwar den größten Teil des Jahrs über in seiner normännischen Heimat. Seit 1862 ist er Mitglied der Akademie.

Feuillet de Conches (spr. föjä d'kóngsch), Félix Sébastien, Baron, franz. Schriftsteller, geb. 4. Dez. 1798 zu Paris, ward 1820 zum Unterdirektor im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und unter dem zweiten Kaiserreich zum Zeremonienmeister und Introdukteur der Gesandtschaften ernannt. 1874 nahm er seinen Abschied. F. hat sich besonders durch litterarische Studien einen Namen gemacht. Hervorzuheben sind: "Méditations métaphysiques et correspondance de Malebranche avec Dortous de Mairan" (1848); "Leopold Robert, sa vie, ses œuvres et sa correspondance" (1849); "Contes d'un viell enfant" (1859); "Causeries d'un curieux" (Autographen, Zeichnungen etc., 1861-67, 4 Bde.) und "Histoire de l'école anglaise de peinture" (1883). Auch gab er "Lettres inédites de Montaigne" (1863) und "Correspondance de Mad. Elisabeth de France" (1867) heraus. Dagegen sind die in dem Werk "Louis XVI. Marie-Antoinette et Mme. Élisabeth, lettres et documents inédits" (1864-73, 6 Bde.) veröffentlichten Briefe, namentlich die von Marie Antoinette, nach den Nachweisungen v. Sybels größtenteils nicht Originalien, sondern Fälschungen. Eine Selbstbiographie enthalten die anonym erschienenen "Souvenirs de jeunesse d'un curieux septuagénaire" (1877).

Feuilletieren (franz., spr. föj't-), durchblättern; sich blättern, in Blättern ablösen.

Feuilleton (franz., spr. föj'tong, "Blättchen"), aus der französischen Journallitteratur in die deutsche übergegangene Bezeichnung desjenigen Teils einer politischen Zeitung, welcher für nichtpolitische Nachrichten, Kritiken, belletristische Mitteilungen u. dgl. bestimmt ist und in der Regel von dem Haupttext durch einen Strich getrennt, bisweilen auch in kleinerer Schrift gesetzt wird. Das F. ward zuerst im "Journal des Débats" 1800 durch den Abbé Geoffroy eingeführt und war hier lediglich für Theaterkritiken bestimmt. Später kamen Bücherrezensionen, Berichte über Sitzungen der Akademie, über Reisen, Kunstwerke u. dgl., Notizen über Moden, interessante Tagesereignisse und gesellschaftliche Zustände etc. hinzu. Schließlich fand auch die Belletristik Aufnahme darin und zwar bald in so ausgedehntem Maß, daß ganze voluminöse Romane (wie z. B. im "Constitutionnel" die sozialen Romane von E. Sue) zuerst im F. erschienen. Englische und deutsche Zeitungen ahmten die französische Einrichtung, zum Teil unter anderm Namen, bald nach; indessen wurde hier der Ton des echten Feuilletons, wie er namentlich durch Jules Janin (1804-69) und Sainte-Beuve (1819-55) seine künstlerische Legitimation erhalten hatte: leichte und gefällige Darstellung bei aller Gediegenheit des Inhalts, nicht immer glücklich getroffen. Unter den neuern französischen Feuilletonisten (d. h. Schrift-^[folgende Seite]