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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fibroin; Fibröses Gewebe; Fibrovasalstrang; Fibula; Ficaria; Ficedula; Ficelle; Fiche; Fichel; Fichet; Fichte

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Fibroin - Fichte.

male für die Wahl des Namens maßgebend waren. Ein Teil der als F. benannten Geschwülste gehört zu den reinen Bindegewebsgewächsen (Fibromen) und namentlich zu den harten Fibromen, wie sie an der Beinhaut der Knochen, in Sehnen und den sehnenartigen Aponeurosen vorkommen. Anderseits darf man schließen, daß manche aus Fettgewebe (s. Lipom) und Faserknorpel (Chondrom) zusammengesetzte Geschwulstknoten, z. B. solche der Speicheldrüsen oder der Hoden, abwechselnd als F. oder Desmoid oder Steatom aufgeführt worden sind. In der englischen Litteratur werden noch jetzt jene derben, oft eingekapselten Knoten der Gebärmutter, deren vorwiegende Zusammensetzung aus glatten Muskelfasern von Virchow nachgewiesen worden ist (s. Myom), sowie Mischgeschwülste von fibrösem und muskulösem Bau (Fibromyom) als F. bezeichnet. Jedenfalls ist alles, was als F. zusammengefaßt ist, zu den gutartigen Neubildungen zu rechnen, welche zwar nicht von selbst verschwinden, aber nach operativer Entfernung nicht wiederkehren und keine Allgemeinerkrankung wie die Krebse befürchten lassen. Vgl. Virchow, Die krankhaften Geschwülste (Berl. 1863).

Fibroin, s. Seide.

Fibröses Gewebe (Tela fibrosa oder ligamentosa), sehnenähnliches Gewebe, besteht aus feinen, langen Fasern, welche parallel nebeneinander gelagert und durch eine spärliche Kittsubstanz vereinigt sind. In den Faserbündeln, welche nicht selten filzartig durcheinander gewirkt sind, kommen kleine, spindelförmige Zellen (Bindegewebszellen) in geringer Anzahl vor. Es tritt im Körper der höhern Tiere teils in Form fester Stränge (z. B. als Sehne), teils in Form von Häuten und Röhren von verschiedener Dicke auf. Die Knochenhaut, die harte Hirnhaut, die Gelenkmembranen, die Muskelbinden oder Fascien, zum Teil auch die Gefäßwände und Nervenscheiden, die äußere Haut und die serösen Häute etc. bestehen aus solchem fibrösen Gewebe (s. Gewebe), desgleichen die Fasergeschwülste oder Fibrome (Fibroide) genannten Geschwülste.

Fibrovasalstrang, s. Gefäßbündel.

Fibula (lat.), Spange, s. Fibel; in der Anatomie s. v. w. Wadenbein.

Ficaria Dill. (Feigwarzenkraut), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, mit der einzigen Art: F. ranunculoides Moench (Ranunculus F. L., gemeines Feigwarzenkraut, Scharbockkraut, Eppich), einem niedrigen Gewächs mit einem aus länglichen Knöllchen zusammengesetzten Wurzelstock, liegendem, saftigem Stengel, herzrundlichen, eckigen, gekerbten, glänzenden, gestielten Blättern, gipfelständigen, einzelnen, gelben Blüten und glatten, zusammengedrückten Schließfrüchten. Es wächst weitverbreitet an feuchten, besonders schattigen Orten, erscheint im März, blüht im April und Mai und verschwindet dann vollständig bis auf die kleinen Achselknospen, welche mit ihrer ersten, sehr stark entwickelten, knolligen Adventivwurzel kleine, getreidekornartige, sich leicht loslösende Brutknollen bilden und statt der selten sich entwickelnden Früchte die starke Vermehrung der Pflanze vermitteln. Diese massenhaft auftretenden Brutknollen gaben auch Veranlassung zur Sage vom "Weizenregen". Sie sind reich an Stärkemehl und genießbar. Das frische Kraut wird in manchen Gegenden als Küchengewächs benutzt; früher diente es gegen Skorbut (Scharbock), Feigwarzen etc.

Ficedula, Laubsänger.

Ficelle (franz., spr. -ssell'), Bindfaden; ficellieren, mit Bindfaden umwickeln.

Fichel (spr. -schäl), Eugène, franz. Maler, geb. 30. Aug. 1826 zu Paris, Schüler P. Delaroches, schloß sich aber mehr an Meissonier an, in dessen eleganter Manier er zahlreiche, meist kleine Bilder malte, die sich durch Tüchtigkeit der Ausführung, feine Charakteristik und ungezwungene Komposition auszeichnen. Seine Hauptwerke sind: die Ankunft im Wirtshaus (1863, Luxembourggalerie in Paris), die Münzkenner, der Violoncellspieler, ein Fest im Jahr 1776, die Verhaftung eines Spions, der Schuhflicker und der Bankier, die schöne Krämerin und die Schachspieler sowie die historischen Genrebilder: die Nacht vom 24. Aug. 1572, die Gründung der französischen Akademie, Bonaparte und Eugen Beauharnais, Daubenton in seinem Laboratorium, Lacépède die Geschichte der Fische schreibend.

Fiche (franz., spr. fisch), Absteck-, Markierpfahl; Spielmarke (Fisch); F. de consolation, kleine Entschädigung.

Fichet (franz., spr. -schä), Marke, Stecker (im Brettspiel); fichieren (spr. -schi-), einrammen, festmachen.

Fichte (Rottanne, Abies Don., Picea Lk., hierzu Tafel "Fichte"), Gattung der Abietineen, Bäume mit viereckigen, selten seitlich zusammengedrückten, mehr oder weniger rings um den Zweig herumgestellten, gleichfarbigen, einzeln stehenden Nadeln und überhängenden Zapfen am Ende der Zweige mit bleibenden, nicht an der Achse des Zapfens sich lösenden Zapfenschuppen. Die gemeine F. (Rottanne, Pechbaum, Pechtanne, A. excelsa Lam., Pinus Abies L., Picea vulgaris s. excelsa Lk., Pinus Picea Dur., s. Tafel), einer der schönsten Waldbäume, von pyramidenförmigem Wuchs, mit rötlichbraunem Stamm, der schließlich unregelmäßig, aber nie tief gefurcht ist, sich an der Basis nicht von selbst von seinen Hauptästen reinigt und 44-48, selbst 64 m hoch wird. Die untern Hauptäste hängen oft über, die Zweige sind meist unbehaart; die 12-22 mm langen, geraden oder sichelförmig gekrümmten Nadeln stehen fast seitlich zweireihig, sind zusammengedrückt und laufen in eine stechende Spitze aus. Die vor dem Aufspringen der Staubbeutel erdbeerähnlichen, roten, oblongen männlichen Blütenkätzchen stehen zu 2-6 an vorjährigen Trieben zwischen den Nadeln, die weiblichen karminroten, bis 5 cm langen Blütenzäpfchen an den Spitzen der vorjährigen Triebe. Die Zapfen sind länglich walzenförmig, bis 18 cm lang; der geflügelte Same reift im Oktober, fliegt aber meist erst im nächsten Jahr aus, worauf im folgenden Jahr die Zapfen abfallen. Die F. treibt nur horizontale, in sehr geringer Tiefe streichende Wurzeln, welche in geschlossenen Beständen ein dichtes Geflecht bilden. Die Keimpflanze hat 6-9 lange Keimnadeln und wächst erst nach dem 4.-6. Jahr auffallend in die Länge; im Stangenalter tritt eine lange Periode langsamen Wuchses ein, und erst nach dem 20.-30. Jahr wächst der Baum schneller; er trägt selten vor dem 50. Jahr Samen, erleidet dann aber bisweilen durch die Last der zahlreichen Zapfen Wipfelbruch. Samenjahre kehren durchschnittlich nach fünf Jahren wieder. Die F. erreicht ein Alter von 300 Jahren, gelangt indes, wie die Lärche, nie zu einer eigentlichen Kronenabwölbung. Sie ist mehr ein Gebirgs- als ein Ebenenbaum, verlangt einen frischen, steinigen, humusreichen, nicht zu flachgrundigen Boden und viel Luftfeuchtigkeit. In der Ebene kommt sie erst in Nordostdeutschland, besonders in der Niederlausitz, Schlesien, Ostpreußen und jenseit der Weichsel, vor; mehr südlich und westlich ist sie Gebirgsbaum und steigt in den Alpen bis zur Knieholzregion hin-^[folgende Seite]