Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Flohiade; Flöhkraut; Flohkrebs; Flöhsame; Floing; Floquet

378

Flohiade - Floquet.

xillen sind breite, frei liegende Platten mit viergliederigen Tastern. Die Beine haben verlängerte Hüften und breite, zusammengedrückte Schenkel; die hintern sind länger und kräftiger, zum Springen geeignet. Alle F. sind parasitisch und saugen Blut. Jedes Tier, welches überhaupt von Flöhen heimgesucht wird (Hund, Katze, Eichhorn, Marder, Igel, Maulwurf, Maus, Fledermaus, Huhn), beherbergt seine besondere Art. Der Floh des Menschen (Pulex irritans L. s. Tafel "Zweiflügler") legt etwa 12 große, länglich-ovale Eier unter Müll, Sägespäne etc., in Wohnungen besonders in die Ritzen der Dielen. Nach 6 Tagen erscheinen die weißen, schlanken, fußlosen Larven mit deutlich abgesetztem Kopf, Augen, Fühlern, zwei Freßspitzen, seitlichen Börstchen und zwei Nachschiebern am Leibesende. Sie leben an allerlei faulenden Stoffen und verpuppen sich nach 11 Tagen. Nach weitern 11 Tagen erscheint der Floh. Im Winter dauert die Metamorphose 6 Wochen. Der Floh läßt sich abrichten; durch Einsperren in flache Dosen gewöhnt man ihm das Springen ab, spannt ihn dann mittels feiner Kettchen an kleine Wägelchen etc. Er zieht sein 80faches Gewicht. Zur Vertilgung der F. ist Reinlichkeit das beste Mittel; aus Betten, Dielenritzen kann man die F. durch Insektenpulver vertreiben, Haustiere wäscht man mit Abkochungen von Wermut, Tabak, Lorbeerblättern, Walnußschalen. Der Sandfloh (Nigua, Bicho, Sarcopsylla [Rhynchoprion] penetrans L.), gelblich, 1 mm lang, findet sich in Westindien und Amerika vom 29.° südl. Br. bis 30.° nördl. Br., seit 1862 auch an der Westküste Afrikas und im Innern, im Sand, aber stets nur in der Nähe menschlicher Wohnungen, springt und nährt sich von Blut wie unser Floh. Das befruchtete Weibchen bohrt sich flach in die Haut warmblütiger Tiere, besonders auch unter die Zehen der Menschen ein, erreicht einen Durchmesser von 5 mm und bleibt dann lange unverändert, ohne andre Belästigungen als leichtes Jucken hervorzurufen. Die allmählich sich entwickelnden Eier werden durch den Druck der nachfolgenden ausgetrieben und gelangen also nicht in den Körper des den Floh beherbergenden Menschen. Sind alle Eier abgelegt, so stirbt das Tier und wird endlich mit der Haut abgestoßen. Durch Druck auf das eingebohrte Weibchen, besonders auch durch Kratzen entsteht heftige Entzündung, welche andre Sandflöhe anlockt. So verschlimmert sich das Übel und führt durch Eiterung und Brand oft zu den ärgsten Verstümmelungen der Füße. Man muß den Parasiten einige Tage nach dem Einbohren, sobald seine Willensthätigkeit erlahmt ist, unverletzt herausheben; zurückbleibende Teilchen würden die unbedeutende Wunde heftig verschlimmern. Vgl. Karsten, Beitrag zur Kenntnis des Rhynchoprion penetrans (Mosk. 1864); O. Taschenberg, Die F. (Halle 1880).

Flohiade (Floïa), scherzhaftes Gedicht in makkaronischer Manier, das unter dem Titel: "Floïa, cortum versicale de floïs, schwartibus illis deiriculis, quae omnes fere Minschos, Mannos, Weibras, Jungfras etc., behuppere et spitzibus suis schnaflis stekere et bitere solent, autore Gripholdo Knickknackio ex Floïlandia" 1593 erschien und öfter herausgegeben wurde. Vgl. Makkaronische Poesie.

Flöhkraut, s. Erigeron, Polygonum und Pulicaria.

Flohkrebs (Gammarus Fab.), Krustaceengattung aus der Ordnung der Ringelkrebse (s. d.) und der Familie der Flohkrebse (Gammarina), schlank gebaute Tiere mit kleinem Kopf, stark entwickelten Fühlern, an denen die obern länger als der Schaft der untern und mit vielgliederiger Geißel ausgestattet sind. Die beiden ersten Beinpaare sind zum Greifen gestaltet, das erste jedoch nur am Endglied. Von den zahlreichen Arten findet sich der gemeine F. (Gammarus pulex L., s. Tafel "Krebstiere"), 12-18 mm lang, am Rand seichter Gewässer, hält sich meist unter größern Steinen und Holzstücken verborgen und nährt sich von faulenden Pflanzenstoffen. Den Winter verbringt er in Sand und Schlamm vergraben. Die Jungen entwickeln sich in Bruttaschen an den Beinen der Mutter und werden von dieser noch einige Zeit nach dem Ausschlüpfen geführt.

Flöhsame (Semen Psyllii), s. Plantago.

Floing (spr. flŏäng), Dorf bei Sedan, nördlich der Festung, welches in der Schlacht bei Sedan 1. Sept. 1870 vom 5. und 11. deutschen Armeekorps genommen wurde und den Stützpunkt für deren weitere Angriffe bildete. In der Nähe des Dorfs fand der große Kavallerieangriff der Franzosen statt, welcher an der festen Haltung der deutschen Infanterie scheiterte und so die letzte Hoffnung der eingeschlossenen Armee verschwinden ließ.

Floquet (spr. -kä), 1) Pierre Amable, franz. Gelehrter und Geschichtschreiber, geb. 9. Juli 1797 zu Rouen, studierte in Caen die Rechte, besuchte sodann die École des chartes, war 1828-43 Greffier am obersten Gerichtshof in Rouen und ward 1839, nachdem er seine "Anecdotes normandes" herausgegeben, zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Inschriften ernannt. Er starb 6. Aug. 1881 in Formentin. Seine Studien erstreckten sich zunächst über den Boden seiner engern Heimat, der Normandie, so in seiner "Histoire du parlement de Normandie" (Rouen 1840-43, 7 Bde.), die ihm von der Akademie den großen Preis Gobert eintrug, und in den "Études sur la vie de Bossuet" (1855, 3 Bde.), welche ebenfalls von der Akademie gekrönt wurden, und denen sich die Schrift "Bossuet, précepteur du Dauphin" (1864) anschloß. F. gab auch "Œuvres inédites de Bossuet" (1828) heraus.

2) Charles Thomas, franz. Politiker, geb. 5. Okt. 1828 zu St.-Jean de Luz, studierte die Rechte und ließ sich 1851 in Paris als Advokat nieder; er plaidierte in einer großen Zahl politischer Prozesse, so noch 1869 in dem Prozeß gegen Pierre Bonaparte, und beteiligte sich an der Redaktion radikaler Zeitungen. Auch machte er sich dadurch bekannt, daß er 1867, als Kaiser Alexander II. von Rußland in Paris den Justizpalast besuchte, diesen mit den Worten: "Vive la Pologne, Monsieur!" begrüßte. Nach dem Sturz des Kaiserreichs ward er 5. Sept. 1870 zum Adjunkten des Maires von Paris, Etienne Arago, ernannt, begünstigte aber die kommunistischen Bestrebungen und mußte daher nach der Revolte vom 31. Okt. sein Amt niederlegen. Am 8. Febr. 1871 wurde er in Paris zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt und bemühte sich, während des Kommuneaufstandes in Paris zwischen den Aufständischen und der Versailler Regierung einen Frieden zu vermitteln. Er ward daher beschuldigt, im geheimen Einverständnis mit der Kommune gestanden zu haben, und, nachdem er sein Mandat niedergelegt, verhaftet und bis Ende Juni gefangen gehalten. 1872 wurde er zum Munizipalrat von Paris und 1876 zum Mitglied der Deputiertenkammer erwählt, in welcher er sich der äußersten Linken anschloß und als trefflicher Redner bald großen Einfluß erlangte. Im Januar 1882 wurde er zum Seinepräfekten ernannt, legte aber dies Amt schon im Oktober nieder. 1885 ward er Präsident der Deputiertenkammer. Vgl. "Discours et opinions de M. Charles F." (Par. 1885).