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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Flottbeck; Flotte; Flottenstammdivision; Flottenstation; Flottieren; Flottille; Flottwell; Flourens

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Flottbeck - Flourens.

komponierte Ballett "Lady Harriet", dessen Stoff später von W. Friedrich (Pseudonym für W. Friedrich Riese) zu der Oper "Martha" benutzt wurde. Dieser 1847 in Wien zuerst aufgeführten Oper sowie dem ebenfalls von W. Friedrich gedichteten, schon 1844 in Hamburg erschienenen "Alessandro Stradella" verdankt F. seinen Weltruf. Seine spätern Opern, wie "Indra" (1852), "Rübezahl" (1854), wozu G. zu Putlitz die Texte schrieb, "Die Großfürstin" (1855), Text von Charlotte Birch-Pfeiffer, "Albin" (1856), u. a., konnten keinen nachhaltigen Erfolg erringen und erscheinen in der That nur als abgeblaßte Reproduzierung der frühern Werke. F. war inzwischen 1855 zum Hoftheaterintendanten in Schwerin ernannt worden, gab aber 1863 diese Stellung auf, um seinen Aufenthalt wieder in Paris zu nehmen. Von seinen übrigen Kompositionen sind eine ansprechende Musik zu Shakespeares "Wintermärchen", einige Ouvertüren, Klaviertrios, Lieder etc. anzuführen. F. kann nicht für einen bahnbrechenden Tondichter gelten; er lehnt sich entschieden an die neuern französischen Opernkomponisten, namentlich an Auber, an, dessen geistreiche Grazie er sich bis zu einem bestimmten Grad angeeignet hat. Doch ist seinen Werken eine gewisse Originalität nicht abzusprechen, und selbst der strengere Kritiker muß die leichte, lebendige Bewegung, den anmutigen Melodienfluß, die geschickte und effektvolle Instrumentierung derselben anerkennen. F. starb 24. Jan. 1883 in Darmstadt.

Flottbeck (Klein-F.), Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Pinneberg, 5 km von Altona, an der Linie Altona-Blankenese-Wedel der Preußischen Staatsbahn u. an der Elbe, mit (1885) 825 evang. Einwohnern, hat ein Schloß, viele Landhäuser der Hamburger, eine große Bierbrauerei und eine Gärtnerei nebst Parkanlagen. Der an der Elbe gelegene Teil des Dorfs heißt Teufelsbrück und ist seiner schönen Lage halber ein vielbesuchter Vergnügungsort für die Bewohner von Hamburg und Altona.

Flotte (franz. Flotte, engl. Fleet), die Gesamtheit aller Handelsseeschiffe einer Nation; Kriegsflotte, die Gesamtheit der Kriegsfahrzeuge jeder Seemacht, wofür jedoch die Bezeichnung Kriegsmarine geläufiger geworden ist. Auch Abteilungen der Handelsflotte wie der Kriegsflotte, welche besondern Zwecken dienen, oder einer bestimmten Örtlichkeit angehören, werden mit F. bezeichnet, wobei das charakteristische Wort vorangestellt wird, z. B. deutsche Ostseeflotte, englische Kanalflotte, russische F. des Schwarzen Meers etc. Die Kriegsflotten stehen unter dem Oberbefehl von Admiralen; ihre Abteilungen heißen Division und Geschwader (engl. squadron, franz. escadre) oder Flottille, wenn sie selbständig sind oder eine besondere Gattung von Schiffen repräsentieren. In diesem Sinn spricht man vom afrikanischen Geschwader, von der Torpedobootflottille etc. Über den Bestand der Flotten in den einzelnen Staaten vgl. die betreffenden Artikel.

Flotte (Färbeflotte), s. Färberei, S. 41.

Flottenstammdivision, ehemaliger Name der Matrosendivision.

Flottenstation, Küstenort, welcher der Marine des Landes sichere Zuflucht gewährt, mit Hafeneinrichtungen ausgestattet und durch Forts geschützt ist, z. B. Swinemünde, Sebastopol u. a. Dann auch ein fremder Küstenort, bez. Insel, welcher auf dem Seeweg zwischen Mutterland und Kolonie von den Kriegsschiffen angelaufen wird, um die nationalen Interessen wahrzunehmen. Die F. dient gleichzeitig als bequemer Anlaufort für die Beschaffung von Proviant, Wasser, Kohlen und ist nicht selten auch für Reparaturen der Schiffe eingerichtet.

Flottieren (franz.), schwimmen, schweben, schwanken; flottierende Schuld, s. v. w. schwebende Schuld, s. Staatsschulden.

Flottille, s. Flotte.

Flottwell, Eduard Heinrich von, preuß. Staatsmann, geb. 23. Juli 1786 zu Insterburg in Ostpreußen, studierte zu Königsberg die Rechte und betrat im Februar 1805 als Auskultator bei dem Oberlandesgericht seiner Vaterstadt die juristische Laufbahn. Im J. 1808 wurde er Assessor bei dem Oberlandesgericht in Königsberg, 1812 Regierungsrat und Justitiar bei der Regierung in Gumbinnen, 1816 Oberpräsidialrat (unter Schön) zu Danzig, 1825 Präsident der Regierung in Marienwerder und im Dezember 1830 bei dem Ausbruch der polnischen Revolution in Warschau Oberpräsident der Provinz Posen, in welcher schwierigen Stellung er bis 1841 verblieb und durch ebenso kluge wie energische Verwaltung die Entwickelung des Deutschtums außerordentlich beförderte. 1840 zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt, ward er 1841 als Oberpräsident nach Magdeburg versetzt u. 1844 an die Spitze des Finanzministeriums berufen, von welchem Amt er aber 1846 zurücktrat, um als Oberpräsident die Verwaltung der Provinz Westfalen zu übernehmen. 1848 ward er von einem Wahlbezirk der Provinz Sachsen in die deutsche Nationalversammlung, wo er sich der Fraktion der äußersten Rechten (Café Milano) anschloß, und im Februar 1849 von einem Wahlkreis der Provinz Posen in die Erste Kammer zu Berlin gewählt; doch übernahm er schon im August 1850 wieder als Oberpräsident die Verwaltung der Provinz Brandenburg, nachdem er vorher eine Zeitlang die provisorische Verwaltung des Oberpräsidiums der Provinz Preußen geleitet hatte. Im Oktober 1858 ward er vom damaligen Prinz-Regenten an die Spitze des Ministeriums des Innern berufen. Am 3. Juni 1859 legte F. wegen vorgerückten Alters sein Ministerium nieder und übernahm wieder sein früheres Amt eines Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg. Ende 1862 in den Ruhestand versetzt, starb er 25. Mai 1865 in Berlin. - Sein Sohn Adalbert von F., geb. 3. Febr. 1829 zu Marienwerder, der ebenfalls die Verwaltungslaufbahn betrat, war 1867-72 Landesdirektor von Waldeck, 1872-75 Staatsminister des Fürstentums Lippe, wo es ihm jedoch nicht gelang, zwischen Fürst und Landtag eine Einigung zu stande zu bringen, und ward 1875 zum Regierungspräsidenten in Marienwerder, 1880 zum Bezirkspräsidenten von Lothringen ernannt, forderte aber 1883 seinen Abschied und übernahm die Direktion der Schlesischen Bodenkreditbank.

Flourens (spr. flurängs oder -rang), 1) Marie Jean Pierre, Physiolog, geb. 15. April 1794 zu Maurilhan (Hérault), studierte in Montpellier Medizin und begab sich dann nach Paris. Seine ersten Untersuchungen bezogen sich auf die Physiologie des Nervensystems, die er in mehreren Abhandlungen veröffentlichte, von denen die wichtigsten sind: "Recherches physiques sur l'irritabilité et la sensibilité" (Par. 1822); "Expériences sur le grand sympathique" (1823); "Notes sur l'effet croisé dans le système nerveux" (1823); "Recherches expérimentales sur les propriétés et les fonctions du système nerveux dans les animaux vertébrés" (1824, 2. Aufl. 1842); "Expériences sur le système nerveux" (1825). Er suchte in denselben, gestützt auf experimentelle Forschungen, nachzuweisen, daß im kleinen Gehirn