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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Folkwangr - Foltz.

Folkwangr, in der nord. Mythologie der Palast der Freia in Walhalla.

Follen (Follenius), 1) August, später Adolf Ludwig, deutscher Dichter und Patriot, geb. 21. Jan. 1794 zu Gießen, studierte hier Philologie und Theologie und, nachdem er 1814 den Feldzug gegen Frankreich mitgemacht, in Heidelberg die Rechte, privatisierte sodann in Gießen und übernahm 1817 zu Elberfeld die Redaktion der dort erscheinenden "Allgemeinen Zeitung". Der Teilnahme an demagogischen Umtrieben angeklagt, saß er 1819-21 in Berlin in Haft, erhielt hierauf zu Aarau an der Kantonschule eine Anstellung als Lehrer der deutschen Litteratur und privatisierte später in und bei Zürich; 1847 erwarb er das Gut Liebenfels im Thurgau, das er bis 1854 bewirtschaftete. Er starb 26. Dez. 1855 in Bern. F. ist der Verfasser mehrerer Lieder (z. B. "Vaterlandssöhne, traute Genossen etc.") in den "Freien Stimmen frischer Jugend" (Jena 1819) sowie Herausgeber des "Bildersaals deutscher Dichtung" (Winterth. 1828, 2 Bde.; neue Ausg., Brandenb. 1847). Außer verschiedenen Übersetzungen (darunter "Alte christliche Lieder und Kirchengesänge", Elberf. 1819) veröffentlichte er: "Harfengrüße aus Deutschland und der Schweiz" (Zür. 1822); "Malegys und Vivian", Ritter- und Zauberroman (Konst. 1829); "Ein schön und kurzweilig Gedicht von einem Riesen, genannt Sigenot" (das. 1830); "Das Nibelungenlied im Ton unsrer Volkslieder" (Siegfrieds Tod, Zür. 1842) u. a. Seine sechs Sonette, die unter dem Titel: "An die gottlosen Nichts-Wüteriche. Fliegendes Blatt von einem Verschollenen" (Heidelb. 1846) erschienen, geißelten die nihilistische Richtung in Deutschland und führten zu einer litterarischen Fehde mit Ruge und dessen Genossen. Aus seinem Nachlaß erschien das romantische Epos: "Tristans Eltern" (Gieß. 1857). Vgl. Gräfin von Reichenbach, Arndt und F. Zeitgemälde aus dem deutschen Befreiungskrieg (Leipz. 1862).

2) Karl, Bruder des vorigen, geb. 3. Sept. 1795 zu Romrod in Oberhessen, studierte zu Gießen Theologie und, nachdem er als hessischer freiwilliger Jäger den Feldzug von 1814 gegen Frankreich mitgemacht, die Rechte, habilitierte sich 1812 in Gießen und kurz darauf, um einer politischen Untersuchung auszuweichen, in Jena als Privatdozent. Demagogischer Umtriebe angeklagt, begab er sich nach Frankreich und, auch von da verwiesen, 1820 in die Schweiz, wo er zuerst in der Kantonschule zu Chur, sodann an der Universität zu Basel eine Anstellung fand. Auf Requisition der preußischen Regierung 1824 auch hier ausgewiesen, wanderte er 1829 nach Nordamerika aus, wo er eine Lehrerstelle der deutschen Sprache an der Harvard-Universität in Boston erhielt. Später nahm er die Stelle eines unitarischen Predigers an. F. verunglückte 13. Jan. 1840 bei dem Brand eines Dampfschiffs auf der Fahrt von New York nach Boston. Er ist der Verfasser mehrerer bekannter Freiheitslieder, z. B.: "Brause, du Freiheitssang", "Unterm Klang der Kriegeshörner" u. a., sowie einer "Practical grammar of the German language" (13. Aufl., Boston 1848). Seine Schriften (darunter ein unvollendet gebliebenes Werk über Psychologie) wurden von seiner Frau (Boston 1842, 5 Bde.) herausgegeben. F. sowohl als sein poetisch begabterer Bruder sind mit ihrem Freund A. Binzer (s. d.) als die eigentlichen Repräsentanten des Geistes der deutschen Burschenschaft zu betrachten, in deren Poesien sich das Klopstocksche Bardentum mit mittelalterlicher Romantik und feurigem Patriotismus mischt.

Folliculaire (franz., spr. -külär), Zeitungsschreiber (im verächtlichen Sinn), schlechter Schriftsteller.

Follikel (lat. Folliculus), kleiner lederner Sack, Schlauch; in der Anatomie Name kleiner, schlauchförmiger Drüsen und Lymphdrüsen oder auch der einzelnen Abteilungen größerer Drüsen (im letztern Fall also s. v. w. Drüsenbläschen, Drüsenschlauch). Follikular, den F. betreffend.

Folliot de Crenneville (spr. follio), Franz, Graf, s. Crenneville.

Follis (lat.), Spielball (s. Ballspiel).

Follonica, Dorf in der ital. Provinz Grosseto, zur Gemeinde Massa Marittima gehörig, unfern der Mittelmeerküste an der Eisenbahn Pisa-Rom gelegen, mit (1881) 806 Einw., einem Hafen und großen Eisenwerken, welche das Eisenerz der gegenüberliegenden Insel Elba verarbeiten, wegen der Malaria aber nur im Winter in Betrieb stehen.

Folo, Giovanni, ital. Kupferstecher, geb. 1764 zu Bassano, Schüler Volpatos, Nachahmer R. Morghens, richtete sein Hauptstreben auf großartige Formen und wußte Raffaels Stil und Geschmack treu aufzufassen. Er starb als Mitglied der Akademie von San Luca 1836 in Rom. Seine Hauptwerke sind: der heil. Andreas nach Domenichino, die Madonna de' Candelabri nach Raffael, Adam und Eva nach Tizian, Christus erweckt den Sohn der Witwe zu Nain nach Carracci, Christus am Kreuz nach Michelangelo.

Folter, s. Tortur.

Foltitscheni (Falticeni), Hauptstadt des Kreises Sutschawa in der obern Moldau, an der Grenze der Bukowina und am Szamos, Sitz des Präfekten und eines Tribunals, mit starkem Viehhandel, einem bedeutenden Jahrmarkt (im Juli) und 15,029 Einw.

Foltz, 1) Philipp, Maler, geb. 11. Mai 1805 zu Bingen, Sohn des Malers Ludwig F., ging 1825 nach München, wo eben Cornelius die Leitung der Akademie übernommen hatte und ward von diesem bald zur Mitarbeiterschaft an den Fresken in der Glyptothek und unter den Arkaden zugezogen. Im neuen Königsbau malte er im Schreibzimmer der Königin mit Lindenschmit 23 Darstellungen nach Schillerschen Balladen. Auch führte er eine Reihe von Ölbildern, teils der Romantik, teils dem Gebirgsleben entnommen, aus, zeichnete 1833 den Abschied des Königs Otto zu München und malte dann im Servicezimmer der Königin 19 Bilder zu Bürgers Gedichten. Im Herbst 1835 unternahm F. seine Romfahrt und malte dort ein großes Bild: des Sängers Fluch, nach Uhland (im städtischen Museum in Köln). Nach dreijährigem Aufenthalt in Italien kehrte er nach München zurück und wurde später zum Professor an der Akademie daselbst ernannt. Im Auftrag des Königs Maximilian II. führte er für das Maximilianeum zwei große Bilder: Demütigung Kaiser Friedrichs I. vor dem Herzog Heinrich dem Löwen und Perikles, von Kleon und seinem Anhang wegen der Bauten auf der Akropolis von Athen angegriffen, aus. Seine historischen Gemälde zeichnen sich durch Klarheit der Anordnung und gewissenhafte technische Durchbildung vorteilhaft aus; als Genremaler wußte er dem Leben poetische Seiten abzugewinnen. Seine Farbe ist jedoch trocken und seine Formenbehandlung und Komposition akademisch. Von 1865 bis 1875 Zentralgalerie-Direktor, erwarb sich F. durch seine rastlose Thätigkeit große Verdienste, sah sich aber auch infolge von Übermalungen der Bilder und andern Mißgriffen heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Er starb 5. Aug. 1877 in München.