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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Forficula; Forgách; Forgemol de Bosiquénard; Forges les Eaux; Föring; Forio

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Forficula - Forio.

Wald. An Vieh zählte man 50,406 Rinder, 132,167 Schafe. Das Mineralreich liefert Steinkohlen, Kalk, Bausteine und Porzellanerde. Ein bedeutender Nahrungszweig der Bewohner ist die Fischerei (Lachsfang), auch die Jagd ist ergiebig. Die Industrie beschäftigt sich vorzüglich mit Lein- und Wollweberei und Verfertigung von Segeltuch (1881: 49,114 Arbeiter), Maschinen- und Schiffbau. Hauptstadt ist Forfar.

Forficula, Ohrwurm; Forficulina (Ohrwürmer), Familie aus der Ordnung der Geradflügler (s. d.).

Forgách (Forgács), altes ungar., noch blühendes Adelsgeschlecht, das seinen Ursprung von den unter König Stephan I. eingewanderten deutschen Rittern Hunt und Páznán traditionell herleitet. Andreas F. war ein treuer Begleiter König Belas IV. auf der Flucht aus der Mongolenschlacht am Sajó (1241), in welcher sein Bruder Thomas gefallen, und erhielt zum Dank die Burgherrschaft Ghymes, fortan das Stammschloß, von welchem sich auch die F. schrieben. Er erscheint auch 1247 als königlicher Schatzmeister oder Tavernikus. Es bildeten sich fortan zwei Hauptlinien der F.: a) von Ghymes (Neutraer Komitat) und Gomba, und b) von Gács (ebenda), welch letztere in zwei Zweige: Gács und Szécseny, zerfiel. Die Namhaftesten dieses in der Staats- und Kriegsgeschichte Ungarns wichtigen, nachmals in den Grafenstand erhobenen Geschlechts sind:

1) Blasius, welcher im Auftrag des Palatins Nikolaus Gara 1386 den Usurpator der ungarischen Krone, Karl den Kurzen von Neapel, anfiel und tödlich verwundete, bald jedoch mit Gara als Begleiter der Königinnen Elisabeth und Maria von der Horváthschen Gegenpartei niedergemacht wurde.

2) Franz, ein humanistisch gebildeter und weltkundiger Kavalier und Priester, überdies begabter Geschichtschreiber seiner Zeit, geb. 1510 zu Ofen als Sohn Siegmunds, des Schatzmeisters der beiden letzten Jagellonen, in Padua und Bologna gebildet, Domherr zu Erlau, 1556-67 Bischof von Großwardein, 1557 Gesandter auf dem Regensburger Reichstag, Teilnehmer am Trienter Konzil und bei der Königswahl Maximilians II. thätig (später aus gekränktem Ehrgeiz Zápolyaner), begab sich aus Siebenbürgen nach Italien, wo er viel in gelehrten Kreisen verkehrte und geschichtliche Studien trieb, und wurde 1571 Kanzler des Fürsten Báthori von Siebenbürgen. Er starb 1575. Sein zeitgeschichtliches Werk führt den Titel: "Rerum hungaricarum sui temporis commentarii libri XXII, 1540-72" (neue Ausg. von Majer in den "Monumenta Hungariae historica", Bd. 16, 1866).

3) Michael, studierte in Wittenberg, erlangte die Würde eines Rektor ad hon. und schrieb 1587: "De laude peregrinationis" und 1589: "De magnanimitate regia virtute" (Wittenb.). Er war Korrespondent des seiner Zeit berühmten Gelehrten Justus Lipsius.

4) Siegmund II., der längere Zeit am Hof des Polenkönigs Stephan Báthori weilte, erlangte die Obergespanschaftswürde von Neográd, Sáros und Szábolcs, wurde Thesaurarius, Judex Curiae (1606) und 1616 Palatin. Auch er schrieb Memoiren seiner Zeit und starb 1621.

5) Franz, Bischof von Neutra, 1607-15 Primas von Gran, ein Hauptgönner der Jesuiten und entschiedener Gegner des Protestantismus, gegen welchen sein Schützling und Ratgeber, der Jesuit Pázmán, nachmals selbst Primas von Ungarn, in Wort und Schrift mit Erfolg zu Felde zog.

6) Adam I. (Sohn Siegmunds II.), mit seinem Bruder Johannes 1640 in den Grafenstand erhoben, Hauptmann von Kaschau und Kommandant Oberungarns, Kandidat des Palatinats, Freund der Naturwissenschaften, insbesondere der Chemie, starb 1687.

7) Adam II., königl. General, von Rákóczy II. für seine Sache gewonnen, Insurgentenführer, dann aber im Zerwürfnis mit Bercsényi des Verrats bezichtigt und gefangen gesetzt (starb 1710).

8) Ignaz, Graf von, geb. 1702, gest. 1772, errichtete im österreichischen Erbfolgekrieg ein Infanterieregiment auf eigne Kosten, dessen Oberst und Inhaber er wurde, rückte 1745 zum Generalmajor, 1757 zum Feldmarschallleutnant u. 1763 zum Feldzeugmeister vor u. hinterließ den Ruf eines tüchtigen Soldaten.

9) Anton, Graf, ungar. Staatsmann, geb. 6. März 1819, trat 1838 in den Staatsdienst, in welchem er umfassende richterliche und administrative Kenntnisse sammelte, und wurde 1849 unter sehr schwierigen Verhältnissen Distriktskommissar in Preßburg. 1851 Distriktsobergespan von Kaschau, hatte er gegenüber den noch immer entfesselten politischen Leidenschaften einen harten Stand. 1853 ward er als Vizepräsident der Statthalterschaft nach Prag und 1860 als Abteilungschef in das Ministerium berufen. Allein noch in demselben Jahr ging er als Statthalter nach Mähren und ersetzte seit 27. Nov. den zum Minister ernannten Freiherrn von Mecséry als Statthalter von Böhmen. 1861 kam F. in seine Heimat zurück und wurde nach dem Rücktritt Vays ungarischer Hofkanzler. Beinahe drei Jahre, bis zum April 1864, wo er sich in das Privatleben zurückzog, bekleidete F. diese bedeutende Stellung und ließ es, ein Anhänger der altkonservativen Partei, sein Bestreben sein, ebensowohl für die berechtigten Forderungen der Autonomie Ungarns einzustehen, wie die überflutenden Bestrebungen zurückzuhalten. Im Herbst 1865 nahm er sodann wieder an dem öffentlichen Leben seines Vaterlandes teil, indem ihn der Kaiser zum Obergespan des Neográder Komitats, in welchem er ansehnliche Güter besitzt, ernannte. Einige Jahre später legte er diese Stelle nieder und war seit 1869 Reichtagsabgeordneter. Er starb 2. April 1885.

Forgemol de Bosiquénard (spr. forsch'moll d' bockenár), franz. General, geb. 17. Sept. 1821 zu Azerable (Creuse) als Sohn eines Offiziers des ersten Kaiserreichs, wurde im militärischen Prytaneum von La Flèche erzogen und verließ St.-Cyr 1841. Er rückte 1844 zum Leutnant, 1847 zum Hauptmann des Generalstabs vor, wurde 1860 Eskadronschef, 1865 Oberstleutnant, 1870 Oberst und nach dem Krieg Brigadegeneral, als welcher er nach Algier kam. Als Chef des Generalstabs des 7. Armeekorps nach Besançon versetzt, gewann er das Vertrauen des Herzogs von Aumale in hohem Grad. Sein sanfter und versöhnlicher Charakter that der Energie im Kommando keinen Eintrag. Bei Beginn des Kriegs gegen die Aufständischen in Tunis wurde er an die Spitze des Expeditionskorps gestellt und nach der Vollendung der Okkupation 1883 kommandierender General des 11. Armeekorps in Nantes.

Forges les Eaux (spr. forsch lä soh), Marktflecken im franz. Departement Niederseine, Arrondissement Neufchâtel, an der Westbahn, mit (1876) 1565 Einw., Fabrikation von Töpferwaren und Chemikalien und mit besuchten Eisenquellen (von 7° C.).

Föring, auf Island eine Gewichtsmenge von 5 kg.

Forio, Flecken auf der Westseite der ital. Insel Ischia, mit mehreren Kirchen, einem kleinen Hafen und (1881) 3157 Einw., die Wein-, Obst- und Olivenbau betreiben und als kühne Seeleute in Ruf stehen.