Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Formosa (Insel)'
weiter einwärts die devonische Bildung bis an das Hochgebirge zu erstrecken. Für die vulkanische Beschaffenheit der Insel sprechen auch viele Solfataren und heiße
Schwefelquellen sowie häufige Erdbeben.
Die Flora zeigt einen fast tropischen Charakter, indem hier der schmale, noch Palmen, Lorbeerbäume u.s.w. wild enthaltende
Küstenstreifen Südostasiens unter dem Wendekreise ausläuft. Viele Kulturpflanzen sind aus China eingeführt. Die Wälder sind reich an Holzarten für den Schiff- und
Häuserbau, enthalten die Mutterpflanze des Agallocheholzes, Kampferbäume und verschiedene Gewürzpflanzen. Die Fauna bietet 31 Säugetierarten, 11 davon sind
eigentümliche, die andern südchines. und ind. Formen. Unter ihnen finden sich fliegende Hunde und andere Fledermäuse, ein Affe
(Inuus speciosus Wagl.), Maulwürfe, verschiedene fliegende Eichhörnchen, Grisons
(Galictis), Schweine, eigentliche Hirsche, Muntjakhirsche und Schuppentiere. Vögel wurden 144 Arten entdeckt, von welchen 110
auch den benachbarten Kontinent bewohnen; auch die 34 eigentümlichen Arten sind nahe mit indischen oder südchinesischen verwandt.
Bevölkerung, Handel und Verkehr. Die Bevölkerung teilt sich in die chinesische und die
ursprüngliche, mit den Malaien verwandte, die sich wahrscheinlich in vorgeschichtlicher Zeit auf F. niedergelassen hat. Früher die ganze Insel einnehmend, bewohnt
diese, vor der eindringenden überlegenen chines. Kultur zurückweichend, nur noch die wenig zugänglichen Thäler des Hochgebirges sowie die östl. Inselhälfte und ist
in fortwährender Abnahme begriffen, Sie zerfällt in mehrere nach Sprache verschiedene Stämme. Diejenigen, welche chines. Sitten, Sprache und Kleidung angenommen
haben, werden Pepo-Hoans genannt. Auch giebt es allenthalben Mischlinge. Chines. Ansiedelungen haben auf der Westküste wahrscheinlich schon seit dem 15. Jahrh.
bestanden. Seit dem 17. Jahrh. fand eine starke Einwanderung statt. Im ganzen wird die Einwohnerzahl auf 3 Mill., d.i. 83 auf 1 qkm geschätzt. F., früher ein Teil
von Fu-kien, bildet seit 1885 eine eigene Provinz Chinas, deren Hauptstadt nach dem neu erbauten Thai-pe-fu von dem nunmehr Thai-nan-fu benannten Thai-wan-fu
verlegt ist. Den Fremden geöffnete Häfen sind Thai-wan-fu und Ta-kao im S., Tam-sui
und Ki-lung im N. (S. die Einzelartikel.) Die wichtigsten Erzeugnisse sind Erdnüsse, Südfrüchte (namentlich
im S.), Hanf, Nutzhölzer, Kohlen, vor allem aus den Gruben zwischen Ki-lung und Tam-sui, Petroleum, Reis, dessen Ausfuhr in letzter Zeit zurückgeht, Salz,
Schwefel (Ausfuhr nur nach Shang-hai [1889] 4520 Pikuls im Werte von 80000 M.), Sesam, Tabak, Thee, besonders aus dem Norden (Ausfuhr 1889:
7,9 Mill. kg), und Zucker (32,64 Mill. kg), zur Hälfte nach japan. Häfen. Die
Verkehrsmittel sind noch unzureichend. An Eisenbahnen bestehen die Linie Thai-pe-fu-Ki-lung und ein Teil der Strecke
Thai-pe-fu-Thai-wan-fu-Ta-kao. Die Telegraphenlinien haben 367 km Länge. Der Schiffsverkehr in den Vertragshäfen hat in letzter Zeit stark zugenommen und betrug
(1889) 61 Segler mit 17914 t und 180 Dampfer mit 126645 t. Die engl. Flagge ist vorherrschend. Dazu kommt noch ein lebhafter Güterverkehr mit den chines. Häfen
durch zahlreiche Dschunken, der den durch Schiffe fremder Bauart bedeutend übersteigt. Die Einfuhr liegt völlig in chines. Händen; nur den Opiumhandel betreiben
die Fremden. 1889 wurden 286194 kg importiert. Etwa 45 Proz. der erwachsenen Männer huldigt dem Laster des Opiumrauchens.
Geschichte. Die ersten Ansiedelungsversuche der Holländer (1634), der Spanier und der Japaner waren ohne dauernden Erfolg.
Nachdem 1871 die Bemannung eines japanischen, an die Ostküste verschlagenen Schiffs durch den Stamm der Butan größtenteils ermordet worden war, landeten japan.
Truppen, da die chines. Regierung die Verantwortung ablehnte (April 1874). Die Eingeborenen wurden geschlagen, weitere Verstärkungen folgten, und die
chinesischerseits gestellte Forderung der Räumung wurde zurückgewiesen, und nur den Vermittelungen des engl. Gesandten Parkes gelang es, einen chines.-japan.
Krieg abzuwenden. Am 31. Okt. 1874 ward festgesetzt, daß Japan sich von F. zurückziehen und 500000 Taels Kriegsentschädigung von China erhalten solle. 1884
während des Krieges mit China (s. Tongking) bemächtigten sich die Franzosen unter Courbet 4. Okt. der Stadt Ki-lung, vermochten aber die
Kohlenbergwerke nicht zu nehmen und erlitten vor Tam-sui eine Niederlage (8. Okt.). Eine Blockade der ganzen Insel blieb unwirksam, die Cholera forderte viele
Opfer, und erst der Friedensschluß (Juni 1885) befreite die Franzosen aus ihrer üblen Lage. Die Verteidigung der Insel hatte General Lin, der spätere Statthalter,
geleitet. – Vgl. Imbault-Huart, L’île Formose. Histoire et description (Par.1893).
Formōsus, Papst (891–896), geb. um 816, ward von Nikolaus I. zum Kardinalbischof von Porto erhoben, 866 als röm.
Missionar zu den Bulgaren gesandt, war Vertrauensperson der Päpste Hadrian II. und Johann VIII. Dann verlor F. plötzlich die päpstl. Gunst. Johann VIII.
exkommunizierte ihn 876 auf einer röm. Synode, hauptsächlich weil er sich an einer Verschwörung gegen Kaiser Karl den Kahlen zu Gunsten Ludwigs des Deutschen
beteiligt hatte. Papst Marinus II. nahm ihn wieder in die Kirche auf und im Sept. 891 wurde er selbst Papst. Er verfuhr in den Wirren der griech., deutschen und
fränk. Kirche mit größter Strenge. Gegen den von ihm selbst zum Kaiser gekrönten Herzog Guido von Spoleto rief er den deutschen König Arnulf zu Hilfe und krönte
ihn 896 als Kaiser. Bald darauf, 4. April 896, starb er; sein zweiter Nachfolger und langjähriger Gegner, Stephan VII., hielt über ihn 897 wegen widerrechtlicher
Besitzergreifung des päpstl. Stuhls ein schmachvolles Totengericht, seine Leiche wurde aus dem Grabe gerissen, der päpstl. Gewänder beraubt, durch die Straßen
geschleift und endlich in den Tiber geworfen. Als aber kurze Zeit hernach Stephan selber erdrosselt ward, zog man
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 987.