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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fort.; Fortaléza da Bragança; Fort Augustus; Fortaventura; Fort Benton; Fortbildungsschulen

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Fort. - Fortbildungsschulen.

in Italy" (beide 1872), von geringem Wert. Neuerdings veröffentlichte er: "Essays critical and narrative" (1874) und "The Slavonic provinces south of the Danube" (1876).

2) Thomas Douglas, engl. Diplomat und Reisender, geb. 1827 zu Liverpool, wurde in Rugby und dann in Haileybury erzogen und ging 1848 nach Ostindien, wo er bei der Administration des Pandschab angestellt wurde. Im April 1870 von der indischen Regierung an Jakub Beg, den Beherrscher von Ostturkistan, gesandt, um mit demselben Freundschafts- und Handelsverträge abzuschließen, überschritt er (in Begleitung Shaws) mit einer großen Karawane glücklich die über 6000 m hohen Pässe des Karakorum- und Kuenlüngebirges, gelangte aber nur bis Jarkand und mußte im September unverrichteter Sache zurückkehren. An der Spitze einer zweiten Gesandtschaftsreise im Juni 1873 gelang es ihm, Kaschgar zu erreichen und mit dem Emir Jakub Chan 2. Febr. 1874 einen für England vorteilhaften Vertrag abschließen, während die der Expedition beigegebenen Gelehrten und Naturforscher (darunter Stoliczka, Bellew, Gordon u. a.) erfolgreiche Forschungen zur Kenntnis Zentralasiens anstellten. F. erhielt für seine Verdienste die Ritterwürde. Später wurde er zum Mitglied des Gesetzgebenden Rats von Indien ernannt und im Frühjahr 1875 nach Mandalai an den Hof des Königs von Birma zur Ausgleichung der entstandenen Differenzen gesandt. Seit 1878 lebt er in London. Er gab heraus: "Despatches and memoranda which have been sent to the government of India since 1866" (Lond. 1869). Seine erste Expedition behandelte: "Forsyth's mission to Yarkand" (Lond. 1871) und "Report of a mission to Yarkand" (Kalk. 1875; deutsch im Auszug, Gotha 1878). Vgl. auch Henderson u. Hume, Incidents of route from Lahore to Yarkand (Lond. 1873).

Fort., bei botanischen Namen Abkürzung für R. Fortune (s. d.).

Fort (franz., spr. for. "stark, fest"), kleine, selbständige Festungsanlage zur Verteidigung von Gebirgspässen, Eisenbahnknotenpunkten, Hafeneinfahrten etc. Man unterscheidet hierbei Sperrforts, die für sich bestehen, nach allen Seiten Geschützverteidigung haben; detachierte oder vorgeschobene Forts, vor Festungen, zu diesen gehörend; Küsten- oder Hafenforts, die gegen Kriegsschiffe kämpfen sollen; Panzerforts, die mit gepanzerten Batterien oder Panzertürmen versehen sind; Turmforts, die turmartige Gestalt haben; vgl. Festung.

Fortaléza da Bragança, Stadt, s. Ceará.

Fort Augustus, ehemals Fort in Inverneßshire (Schottland), im Glenmore (s. d.) und am obern Ende des Loch Neß, 1726 erbaut als einer der Schlüssel der Hochlande, seit 1876 als großartiges Benediktinerkloster umgebaut, mit Schule für die Söhne reicher Katholiken.

Fortaventura, Insel, s. Fuerteventura.

Fort Benton, Fort und Ortschaft im nordamerikan. Territorium Montana, am Missouri, der bis dahin für Dampfschiffe fahrbar ist, mit 1800 Einw. Eine Zweigbahn der Nord-Pacificbahn verbindet es mit den Bergwerksrevieren im Süden.

Fortbildungsschulen. Die F. haben die allgemeine Volksschule, deren Unterricht sie ergänzen sollen, zur Voraussetzung. Sie konnten daher erst entstehen, seitdem diese zu einer allgemeinern Verbreitung gelangt ist, d. h. seit dem vorigen Jahrhundert. Zuerst wurde der Fortbildungs- oder Wiederholungsunterricht an die kirchlichen Katechesen am Sonntagnachmittag angeschlossen, so in Württemberg seit 1735, Baden 1756, Preußen 1763, Österreich seit Joseph II., Bayern 1803. Auch außerhalb Deutschlands verfiel man auf diesen naheliegenden Weg, woraus die besonders in England, Nordamerika etc. verbreiteten, vorwiegend religiösen Sonntagsschulen (s. d.) hervorgingen. - Die eigentlichen F. haben sich in unserm Jahrhundert in der doppelten Gestalt der gewerblichen (städtischen) und allgemeinen (ländlichen) Fortbildungsschule weiter entwickelt. Der gewerblichen F. nahmen sich nach den Freiheitskriegen einzelne deutsche Regierungen, zuerst 1816 die kurhessische, von Amts wegen an; besonders aber waren für dieselben einzelne größere Städte sowie Gewerbevereine in größern Städten thätig, wie in Glasgow seit 1821, in Nürnberg 1823, Lüttich 1825, Gent 1826. Großbritannien, Belgien, Frankreich, in Deutschland besonders Hannover, Schleswig-Holstein und Nassau pflegten diese gemeinnützigen Anstalten mit Vorliebe, in welchen neben den weltkundlichen Fächern namentlich Schreiben, Rechnen und Zeichnen betrieben wurde. In Preußen trat ergiebigere Unterstützung derselben erst nach 1866 und namentlich durch den Minister Falk seit 1874 ein. Nach § 106 und 142 der Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund vom 21. Mai 1869 dürfen die Gemeinden für die F. den Schulzwang für Gesellen, Lehrlinge und Gehilfen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr einführen. Die staatliche Unterstützung wird meistens davon abhängig gemacht, daß die Gemeinden dieses Recht benutzen. Die gewerblichen F. stehen seit 1. April 1885 in Preußen wieder unter dem Handelsminister. In ihnen bildet das Zeichnen den Hauptgegenstand des Unterrichts. Während die gewerbliche Fortbildungsschule meist als Gemeinde- oder Vereinssache auftritt, hat eine Reihe von Staaten die allgemeine Fortbildungsschule mit Begrenzung der Besuchspflicht für alle, welche, aus der Volksschule entlassen, nicht anderweit entsprechenden Unterricht genießen, auf 2-3 Jahre geradezu gesetzlich eingeführt; so namentlich die deutschen Mittelstaaten: Königreich Sachsen (1873), Baden, Hessen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Koburg (1874), Sachsen-Meiningen (1875) etc. Andre, wie Bayern und besonders Württemberg, haben auf dem Weg der Empfehlung und Begünstigung sehr erfreuliche Ergebnisse erzielt. Die eigentümliche Form der landwirtschaftlichen F., die vorzüglich in Württemberg (seit 1856) und Nassau sich verbreitet hatten, scheint sich gegenüber der allgemeinen ländlichen Fortbildungsschule nicht halten zu können, da selbst in landwirtschaftlichen Kreisen die Überzeugung immer mehr Platz greift, daß es für die reifere Jugend viel mehr auf Ergänzung und Vertiefung der Volksschulbildung und -Erziehung ankommt als auf technische Vorbildung für den besondern Lebensberuf. In Preußen, wo es übrigens an erfreulichen Ansätzen schon seit längerer Zeit nicht gefehlt hat, ist besonders seit 1876 von seiten des Staats auch für diese Art der Fortbildungsschule viel geschehen. Den Bemühungen der Behörden kommen auch hier in manchen Gegenden gemeinnützige Vereine, unter denen neben den Gewerbevereinen und landwirtschaftlichen Vereinen vor allen die deutsche "Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung" zu nennen ist, fördernd entgegen. In ihren höhern Entwickelungsformen grenzen die F. an die gewerblichen Fachschulen (s. d.), so namentlich in den größern Städten Berlin, Hamburg, Breslau, wo wenigstens die obere Stufe der Fortbildungsschule nach einzelnen Gewerken oder Gewerkgruppen geteilt ist. Vgl. die Monatsschrift "Die Fortbildungsschule", her-^[folgende Seite]