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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Französisch-Österreichischer Krieg von 1809

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Französisch-Österreichischer Krieg von 1809

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Französisch-Österreichischer Krieg von 1805'

zog Johann aus Tirol gekommenen Truppen; sein Heer wuchs dadurch aus 80 000 Mann an. Masséna folgte bis Laibach und besetzte Triest. In Norddeutschland rückte ein in Pommern gelandetes 15000 Mann starkes russ. Korps unter Tolstoi, zu dem von Stralsund her schwed. Truppen stießen, im Oktober durch Mecklenburg gegen Hannover vor, auch sollte ein engl.-deutsches Korps in der Weser landen. Preußen begann sein Heer zu mobilisieren und stand im Begriff, dem Bunde gegen Frankreich beizutreten, da die Neutralität seines Gebietes auf Napoleons ausdrücklichen Befehl verletzt worden war (in Ansbach). Napoleon entschloß sich deshalb, durch eine energische Offensive in der Richtung auf Wien Österreich niederzuwerfen, bevor die preuß. Rüstungen beendigt wären.

Bei der franz. Armee in Süddeutschland zwischen Lech und Isar waren das Korps Augereau aus Frankreich sowie die Kontingente von Württemberg und Baden als Verstärkung eingetroffen; doch war Tirol noch von den Österreichern besetzt. Zur Sicherung seiner rechten Flanke ließ Napoleon drei Armeekorps nach Salzburg, Tirol und Vorarlberg einrücken, da er in der Front zunächst wenig zu besorgen hatte; denn am Inn standen erst 30000 Russen unter Kutusow, zu denen 20000 Österreicher unter Kienmayer von Braunau her stoßen konnten, und die nachrückenden russ. Verstärkungen waren noch weit zurück. Am 5. Nov. wurde Innsbruck von den Franzosen besetzt, am 10. kapitulierte die österr. Besatzung von Kufstein, worauf Erzherzog Johann das Innthal räumte und den Brenner besetzte; später gab er auch diese Stellung auf, zog, vereint mit den Truppen aus Südtirol, durch das Pusterthal ab und vereinigte sich mit dem Heere des Erzherzogs Karl in Kärnten. Die österr. Truppen in Salzburg unter Chasteler verteidigten zunächst mit Erfolg den Paß Lueg und den Strubpaß, zogen dann über Werfen ins Murthal und stießen ebenfalls zum Heere des Erzherzogs Karl. Nur das Korps Jellachich hatte zu lange gezögert, aus Vorarlberg abzurücken, und ergab sich, nur noch 4000 Mann stark, 14. Nov. bei Dornbirn an Augereau; eine Brigade (Prinz Rohan) dieses Korps gelangte zwar aus dem Oberinnthale durch den Vintschgau und über Bozen, wo sie 17. Nov. die franz. Division Loison schlug, ins Thal der Brenta, wurde aber bei Castelfranco von Truppen Saint-Cyrs umzingelt und nach heldenmütigem Widerstände gefangen genommen.

Die Hauptmacht Napoleons überschritt den Inn in den letzten Tagen des Oktober, rückte rechts der Donau über Wels und Linz vor und ging 4. Nov. über die Enns, während die österr. Infanterie unter Merveldt sich vom Heere Kutusows, dem Franz II. den Oberbefehl übertragen hatte, trennte und nach Steiermark marschierte. Napoleon ließ zwei Divisionen unter Mortier bei Linz auf das linke Donauufer übergehen, um Kutusow den Rückzug abzuschneiden; doch zog sich dieser nach den Gefechten bei Amstetten und Kemmelbach auch nach dem linken Ufer zurück, schlug 11. Nov. Mortier bei Dürnstein und marschierte sodann nach Mähren ab. Am 13. Nov. zog Napoleon in Wien ein, während Marmont zur Deckung der rechten Flanke über Altenmarkt und Eisenerz nach Graz entsendet wurde und Davout 8. Nov. bei Mariazell die erschöpfte Infanterie Merveldts schlug. Wien war von der Besatzung (13000 Mann unter Auersperg) bei ↔ Annäherung der Franzosen geräumt worden. Am 17. Nov. vereinigte sich Auersperg mit Kutusow, der gegen Olmütz marschierte und 22. Nov. eine Stellung bei Olschan bezog. Die Kaiser Franz und Alexander befanden sich bei dem Heere; sie beschlossen, Napoleon in der Stellung bei Brünn anzugreifen und eine Hauptschlacht zu liefern.

Am 28. Nov. kam es zu einem geringfügigen Zusammenstoße bei Wischau und 2. Dez. zur Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (s. d.); das geschlagene Heer der Verbündeten zog nach der March ab. Inzwischen war das Heer des Erzherzogs Karl durch Ungarn bereits nahe genug herangerückt, um in die weitern Operationen eingreifen zu können, auch hatte Erzherzog Ferdinand in Böhmen Truppen gesammelt und glückliche Gefechte gegen Baraguay d'Hilliers und die Bayern unter Wrede geliefert; doch schloß Österreich, von Alexander, der mit seinen geschlagenen Russen alsbald abzog, dazu genötigt, 6. Dez. Waffenstillstand und eröffnete am folgenden Tage Friedensverhandlungen zu Nikolsburg. Napoleon schloß mit Preußen 15. Dez. zu Wien, wohin sich der Minister Haugwitz begeben hatte, ein Schutz- und Trutzbündnis, mit Österreich 26. Dez. zu Preßburg (s. d.) Frieden.

Nur im südlichsten Teile von Italien dauerte der Kampf noch bis zum Ende des Jahres 1806 fort. Dort waren im Nov. 1805 engl. und russ. Truppen bei Neapel ans Land gesetzt und, des Napoleon geleisteten Neutralitätsversprechens ungeachtet, von der Bevölkerung als Befreier empfangen worden; doch besetzten die Franzosen bereits im Febr. 1806 das gesamte Festland wieder, sodaß König Ferdinand sich auf Sicilien beschränkt sah. Die Russen wurden vom Zaren unter dem Eindrucke der Niederlage bei Austerlitz zurückgezogen und nach Korfu geschickt, die Engländer landeten dagegen in Calabrien und führten dort den kleinen Krieg bis zum Jahresschlusse gegen die franz. Garnisonen. – Vgl. Michailowski-Danilewsky, La campagne de 1805; Angeli, Ulm und Austerlitz (Wien 1877); Yorck von Wartenburg, Napoleon als Feldherr, Bd.2 (2. Aufl., Berl. 1888).

Französisch-Österreichischer Krieg von 1809. Im Frieden zu Preßburg (s. d.) hatte Österreich 55000 qkm mit 3 Mill. Bewohnern verloren, war aus Italien hinausgedrängt worden und finanziell erschöpft. Wollte es eine Großmacht bleiben, so mußte es rüsten und fernerer Vergewaltigung mit gewaffneter Hand entgegentreten. Hierzu schien Anfang 1809 der geeignete Zeitpunkt gekommen zu sein, als die Kämpfe in Spanien einen großen Teil der franz. Streitkräfte und den Kaiser selbst beschäftigten (s. Französisch-Spanisch-Portugiesischer Krieg von 1807 bis 1814), während das österr. Heer durch die rastlose Thätigkeit des 1806 zum Generalissimus ernannten Erzherzogs Karl an Zahl und innerer Kraft bedeutend gewonnen hatte. Nachdem eine auf die österr. Rüstungen bezügliche Beschwerde Frankreichs ausweichend beantwortet worden war, bot Napoleon die Kontingente des Rheinbundes auf und forderte vom Wiener Hofe die Einstellung der Kriegsanstalten. Von den franz. Streitkräften standen 244000 Mann in Spanien, 12000 Mann in Dalmatien, 20000 Mann bei Mainz, die bayr., württemb. und sächs. Truppen in Übungslagern. Napoleon hatte während seines Feldzugs in Spanien (Winter 1808/9) nur 60000 Franzosen unter Davout in Norddeutschland, 30000

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 212.