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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Franzosen - Französische Befestigungsmanier

dem er die Halbmonatsschrift "Deutsche Dichtung" gegründet hatte, dauernd in Berlin. F. wirkt namentlich durch seine scharfe Auffassung und anziehende Wiedergabe kulturgeschichtlicher Bilder, zunächst in den Werken "Aus Halb-Asien" (d. h. Galicien, Bukowina, Südrußland und Rumänien, 3. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1889), "Vom Don zur Donau" (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1890), "Aus der großen Ebene" (2 Bde., ebd. 1888). Die genannten drei Werke haben den gemeinsamen Haupttitel: "Halb-Asien, Land und Leute des östl. Europa" (6 Bde., Stuttg. 1888-90). In seiner östl. Heimat spielen auch mehrere seiner Romane: "Moschko von Parma. Geschichte eines jüd. Soldaten" (2. Aufl., Stuttg. 1886), "Ein Kampf ums Recht" (3. Aufl., 2 Bde., Bresl. 1893) und "Judith Trachtenberg" (4. Aufl., ebd. 1893), sowie seine Novellensammlungen "Die Juden von Barnow" (1877; 5. Aufl. Stuttg. 1893) und "Tragische Novellen" (1886; 2. Aufl., ebd. 1893). Deutsches oder deutsch-österr. Leben schildern die Romane: "Der Präsident" (2. Aufl., Bresl. 1884; von F. selbst 1892 dramatisiert), "Die Schatten" (2. Aufl., Stuttg. 1889), sowie die Novellen: "Junge Liebe" (1878; 4. Aufl., Bresl. 1884), "Stille Geschichten" (1881; 3. Aufl., Stuttg. 1882), "Der Gott des alten Doktors" (2. Aufl., Berl. 1892), endlich die Novelle in Versen "Mein Franz" (Lpz. 1883). Viele dieser Werke wurden in die meisten europ. Sprachen übersetzt. F. gab heraus: "Georg Büchners sämtliche Werte und handschriftlicher Nachlaß" (Frankf. a. M. 1879), "Deutsches Dichterbuch aus Österreich" (Lpz. 1883) und "Die Suggestion und die Dichtung" (2. Aufl., Berl. 1892).

Franzosen, s. Französisches Volk.

Franzosen, Franzosenkrankheit, s. Syphilis und Tuberkulose der Haustiere.

Franzosenholz, s. Guajakholz.

Französisch-Buchholz, Dorf im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, 11 km nördlich von Berlin, hat (1890) 1836 E., Post, Telegraph und wurde nach seiner Zerstörung im Dreißigjährigen Kriege unter dem Großen Kurfürsten wieder aufgebaut.

Französisch-Deutscher Krieg von 1870 und 1871, s. Deutsch-Französischer Krieg von 1870 und 1871.

Französische Akademie (Académie française), gegenwärtig die erste der fünf das Institut de France (s. d.) bildenden Akademien, hat sich aus einer bescheidenen Privatgesellschaft entwickelt. Ein Kreis von zehn, heute fast ganz vergessenen Männern, u. a. Godeau, Chapelain, de Gombault, de Malleville, Giry, hatten sich um 1630 in dem Hause eines Protestanten, Valentin Conrart, versammelt, um im traulichen Kreise ihre Gedanken über Kunst, Wissenschaft und Litteratur auszutauschen und sich über die Tagesneuigkeiten zu besprechen. Durch eine Indiskretion des Geistlichen de Boisrobert, der mit dem Kardinal Richelieu in Beziehung stand, wurden die bisher geheimgehaltenen Zusammenkünfte diesem bekannt, und der Minister fragte 1634 bei dem Cirkel an, ob dieser nicht vorzöge, seine Verhandlungen unter dem Schutze und mit Unterstützung der Regierung fortzusetzen. Nach bejahender Antwort setzte ein königl. Edikt vom 29. Jan. 1635 die Gesellschaft als Akademie ein, die sich Académie française nannte. Zugleich wurde ihr eine ansehnliche Summe als jährliche Beihilfe für die von ihr vorzunehmenden Arbeiten seitens der Regierung ausgesetzt. Der ursprünglich aus 10 Personen bestehende Kreis wuchs bis 1637 durch mannigfache Aufnahmen, worunter die von Balzac, Vaugelas und Voiture, auf 40 an, und die Gesellschaft beschloß jetzt, diese Zahl nicht zu überschreiten. Richelieu blieb bis zu seinem Tode 1642 Protektor, hierauf folgte ihm der Kanzler Séguier bis 1672, und dann erklärte König Ludwig XIV., das Protektorat selbst übernehmen zu wollen, was auch seine beiden Nachfolger thaten. Ein Dekret des Nationalkonvents vom 8. Aug. 1793 hob alle Akademien auf, und mit ihnen verschwand für 23 Jahre die Académie française. Mehrere ihrer berühmtesten Mitglieder, Bailly, Malesherbes, Nicolai, wurden hingerichtet, andere, wie Condorcet, starben eines gewaltsamen Todes; doch waren die Archive durch die Geistesgegenwart Morellets gerettet worden, sodaß, als Ludwig XVIII. 16. Jan. und 21. März 1816 das durch Dekret vom 25. Okt. 1795 geschaffene Institut de France als Komplex von vier Akademien organisierte, die wiederhergestellte Académie française die Tradition und die Folge ihrer Sitze nicht verloren hatte. Die F. A. trat damals in der Hauptsache an die Stelle der zweiten Klasse des Instituts, doch hatte man Cambacérès, Lucian Bonaparte, Sieyès, Maret u. a. ausgeschlossen und durch unbedeutende Leute ersetzt.

Die Aufgabe der F. A. ist vor allem die Förderung und Reinhaltung der franz. Sprache und Litteratur: ihre Mitglieder bestehen daher vorzugsweise aus Dichtern und Schriftstellern. Sie ist eine offizielle Wächterin über die Sprache: in dieser Beziehung ist ihr Hauptwerk das zuerst 1694 erschienene "Dictionnaire de l'Académie française" (7. Aufl., 2 Bde., Par. 1878), an dem die Gesellschaft noch heute arbeitet. Aber auch Grammatik, Poetik und Rhetorik zieht sie in den Kreis ihrer Aufgaben; außerdem hat sie jährlich 6 Prix de vertu (Tugendpreise) und 17 Prix littéraires (litterar. Preise) zu verteilen. Koteriengeist ist ihr oft vorgeworfen worden: viele bedeutende Leute blieben aus ihr entfernt, so einst Descartes, Pascal, Rotrou, Regnard, Molière, J. B.^[Jean-Baptiste] Rousseau, La Rochefoucauld, Beaumarchais, J. J.^[Jean Jacques] Rousseau, Lesage, Diderot, so neuerdings Alexandre Dumas, Béranger, Balzac, Lamennais, Théophile Gautier. Sie hat weder korrespondierende noch auswärtige Mitglieder. Über die Entwicklung der Petite Académie, der heutigen Académie des inscriptions et belles-lettres, s. Institut de France. - Die Geschichte der Akademie haben geschrieben Pellisson und d'Olivet, Histoire de l'Académie française (2 Bde., Par. 1730; zuletzt hg. von Ch. L. Livet, 1858); eine andere Paul Mesnard (ebd. 1857); vgl. auch Tastet, Histoire des quarante fauteuils (4 Bde., ebd. 1844). Über die Ausgeschlossenen vgl. Arsène Houssaye, Histoire du 41<sup>e</sup> fauteuil de l'Académie française (ebd. 1855).

Französische Armee, s. Französisches Heerwesen I.

Französische Befestigungsmanier. In Frankreich erhielt sich die ital. Befestigungsmanier (s. Altitalienische Befestigungsmanier und Permanente Befestigung) während des ganzen 16. Jahrh. Im 17. Jahrh. stellte Pagan (franz. General, gest. 1642) die dreifach angeordneten Flanken senkrecht zur Defenslinie, verdoppelte die Facen, ordnete einen Hauptabschnitt an, vergrößerte das Ravelin und gab ihm ein Erdreduit; das Profil blieb im allgemeinen