Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

776

Führich - Fujiyama.

Führich, Joseph von, Maler, geb. 9. Febr. 1800 zu Kratzau in Böhmen, bildete sich seit 1818, unterstützt von dem kunstliebenden Grafen Clam-Gallas, dem Besitzer von Kratzau, in Prag unter Bergler zum Maler und ging dann, nachdem er sich kurze Zeit im Kreis der Romantiker zu Wien aufgehalten, 1829 nach Rom. Da er früher seine künstlerische Thätigkeit vorzugsweise dem romantischen Fache gewidmet, wie seine Erstlingswerke, der Tod Ottos von Wittelsbach (nach Babos Trauerspiel), die Zeichnungen zu Tiecks "Genoveva" (Prag 1824), von denen er auch einige in Öl ausführte, zu Tiecks "Phantasus" und "Elfenmärchen", zu Goethes "Erlkönig" und "Hermann und Dorothea" (1827) etc., beweisen, erschien er auch in Rom sogleich geeignet, an dem romantischen Freskencyklus der Villa Massimi sich zu beteiligen, und ward von Overbeck mit der Vollendung der Tasso-Bilder betraut. Während seines Aufenthalts in Rom wandte er sich ausschließlich der strengen kirchlichen Malerei zu und zwar in der Richtung Overbecks. Unter seinen Einzelwerken in diesem Gebiet sind hervorzuheben: Jesus auf dem Gang zum Garten, Johannes an der Hand führend und von Petrus und Jakobus begleitet (1827); Josua, mit seinem Heer dankend zum Himmel aufblickend, während die Mauern Jerichos zusammenstürzen; die trauernden Juden; die heil. Adelheid und der heil. Franz von Assisi vor der Mutter Gottes; die Menschwerdung Christi (gestochen von Becher, Düsseld. 1844); Boas und Ruth; die heil. Philomena; der Triumph Christi, in Öl auf Goldgrund gemalt (in der Raczynski-Sammlung in der Berliner Nationalgalerie); Christus, während des Sturms schlafend im Schiff; Gott-Vater, auf Wolken thronend, dem Moses die zehn Gebote auf die Tafeln schreibend; kämpfende Reiter in den Wolken, die Einwohner von Jerusalem kurz vor der Einnahme der Stadt durch Antiochos Epiphanes erschreckend (beide im Belvedere zu Wien); namentlich aber die Perle unter seinen Ölbildern: der Gang Mariä über das Gebirge (1841, im Belvedere zu Wien). 1841 zum Professor der geschichtlichen Komposition an der Akademie zu Wien ernannt, gab F. dieser für viele Jahre die Richtung und erhielt nun auch selbst mit seinen Freunden und Gesinnungsgenossen Kupelwieser, Schulz und Dobiaschofsky Gelegenheit zu monumentalen Arbeiten, zunächst in den Entwürfen zu dem Kreuzweg auf dem St. Lorenzberg zu Prag und in den Freskostationen der neugebauten Johanneskirche zu Wien, seit 1854 aber vornehmlich in der Ausmalung der neuen Altlerchenfelder Kirche, welche sich in einem umfassenden Cyklus über das ganze Innere erstreckte. Seit der Vollendung dieser Gemälde (1861), die ihm den Ritterstand brachten, widmete sich F. mit wachsendem Erfolg, und mit jedem neuen Werk seine ältern an künstlerischer Bedeutung übertreffend, im Anschluß an Dürer und Overbeck der Herstellung von cyklischen Zeichnungen für Stich und Holzschnitt. Hierher gehören: die geistige Rose, 16 Blatt Holzschnitt (Münch. 1871); Er ist auferstanden, 15 Zeichnungen, in Holz geschnitten von Gaber (Leipz. 1868); der bethlehemitische Weg, 12 Zeichnungen, in Holzschnitt von Gaber (das. 1867); der verlorne Sohn, gestochen von Petrack; der Psalter, in Holzschnitt von Örtel (das. 1874), und die Randzeichnungen etc. zu Thomas a Kempis, in Holz geschnitten von Örtel (2. Aufl., das. 1875). F. radierte auch, namentlich 9 Blätter: das Vaterunser und die sieben Bitten (1826); 11 Blätter: der Triumph Christi (1839); die Hochzeit zu Kana (1841). Als die Aufgabe der historischen Kunst hat er in seiner Selbstbiographie ("Libussa", Jahrg. 1844) bezeichnet: die Form auf ihren innern Ausdruck zurückzuführen und diesem sie dienstbar zu machen. Seine Werke zeichnen sich durch tiefes Eindringen in den Geist der katholischen Mystik, sittlichen Ernst der Auffassung, energische Charakteristik, Reinheit der Formen, einfache Schönheit der Gewandung und freie, ungezwungene Bewegung aus. Er starb 13. März 1876 in Wien. Vgl. "Joseph v. F., eine Lebensskizze" (Wien 1875); "J. v. Führichs Briefe aus Italien an seine Eltern" (Freiburg 1883) und die von seinem Sohn Lukas herrührende Charakteristik in den "Graphischen Künsten" (Wien 1886).

Fuhrmann (Auriga, griech. Heniochos), Sternbild in der Milchstraße, östlich vom Pegasus, nördlich zwischen Stier und Zwillingen, dargestellt als ein knieender Mann, welcher in der Hand Steigbügel und Zaum hält und außerdem eine alte und zwei junge Ziegen trägt; umfaßt nach Heis 144 dem bloßen Auge sichtbare Sterne, darunter Capella (s. d.) von erster und einen Stern zweiter Größe. Nach einigen soll das Sternbild den Athener Erichthonios bedeuten, welcher zuerst Pferde anspannte, nach andern Myrtilos, den Wagenlenker des Önomaos.

Fuhrmannsröschen, s. v. w. Helichrysum arenarium.

Fuhrpark, beim Militär die zur Benutzung für Kriegszwecke vom Land gestellten und unter militärischer Aufsicht zur Verwendung kommenden Wagen. Im deutschen Heer sind militärisch organisiert die Fuhrparkkolonnen (je 6 beim Armeekorps, davon eine für die Etappeninspektion des Korps, jede zu 80 Wagen) zur Unterstützung der eigentlichen Proviantkolonnen des Trainbataillons. Die Wagen nebst ihren Führern werden für die Dauer des Kriegs gemietet oder bloß mit Bespannung gestellt und Reservisten oder Landwehrleute der Kavallerie und des Trains zu ihrer Führung eingezogen. Diese Kolonnen vermitteln unter dem Schutz einer Trainbegleitungseskadron den Verkehr zwischen den Proviantkolonnen des mobilen Armeekorps und den rückwärts angelegten Lebensmitteldepots (vgl. Train). Für jede Sektion des Belagerungsparks wird eine Munitions-Fuhrparkkolonne zu 40 Kasten oder Munitionswagen formiert. Ebenso wird in jeder Festung bei deren Armierung ein Festungsfuhrpark aufgestellt.

Führung, Vorrichtung, durch welche ein Maschinenteil genötigt wird, eine bestimmte Richtung einzuhalten; s. Geradführung.

Führungsschraube, eine Schraube, welche Maschinenteile einen längern Weg mit geringer Geschwindigkeit fortführt.

Fuhrwerk, s. Karren und Wagen.

Fuhrwesen, s. Train.

Fuimus Troes (lat.), "Trojaner sind wir gewesen!", in Vergils "Äneide" (II, 325) Ausruf des Priesters Panthos beim Anblick des brennenden Troja, sprichwörtlich s. v. w. es ist alles verloren.

Fujiyama (richtiger Fuji-no-yama, auch Fuji-san), der hervorragendste und bekannteste Vulkan Japans, ein heiliger Berg und Wahrzeichen des Landes, liegt auf der Insel Nippon im SW. von Fokio, an der Grenze der Provinzen Kai und Suruga, und hat eine Höhe von 3760 m. Der Gipfel ist nur im Juli und August schneefrei und wird dann von 16,000 bis 20,000 buddhistischen Pilgern leicht und ohne Gefahr bestiegen. Die letzte große Eruption fand 1707 statt. Der erloschene und zugängliche Gipfelkrater ist 150 m tief und hat gegen 2 km Umfang. In Suruga, auf der Südseite des Bergs, wo viel Thee ge-^[folgende Seite]