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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fahrbühne; Fähre; Fahren; Fahrende Habe; Fahrende Leute; Fahrende Schüler; Fahrenheit

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Fahrbühne - Fahrenheit.

nannt. Dieser Grad besteht noch jetzt in England und Rußland. In Deutschland ist seit 1807 der F. ein Unteroffizier, der gleich hinter dem Feldwebel rangiert und das silberne Portepee trägt, daher er auch mit vollem Titel Portepeefähnrich heißt (Seekadett der Marine). Mit dieser Charge werden nur solche junge Leute bekleidet, welche auf Beförderung zum Offizier dienen; s. Offizier.

Fahrbühne, die Plattform der Aufzüge, Fahrstühle, welche die zu hebende Last aufnimmt.

Fähre, flaches Schiffsfahrzeug zur Vermittelung des Verkehrs zwischen zwei Ufern, wird durch lange in den Grund zu bohrende Stangen, durch Ruder, Segel oder Dampfkraft bewegt und ist im letzten Fall entweder selbst ein Dampfboot, oder wird durch ein solches geschleppt. Diese Dampffähren (Trajekte; s. Dampfschiff, S. 485) sind besonders in Nordamerika zu großartiger Anwendung gelangt und tragen zuweilen Schienen zur Aufnahme von Eisenbahnfahrzeugen, wie das über 129 m lange Fährboot, welches zwischen San Francisco und Sacramento fährt und 48 Lastwagen samt Lokomotive aufnimmt. Zur Ein- und Ausschiffung werden bei Eisenbahntrajektanstalten schiefe Ebenen oder hydraulische Hebevorrichtungen, auch das Ein- und Auspumpen von Wasserballast benutzt. Während die gewöhnlichen frei fahrenden Fähren mit dem Strom zu kämpfen haben, werden die Seil- oder Kettenfähren an Ketten oder Seilen geführt. Bei starker Strömung läuft auf dem von einem Ufer zum andern ausgespannten Seil eine Rolle, an welcher durch ein zweites Seil das Fahrzeug hängt, welches, gegen den Wasserlauf schief stehend, durch die seitliche Komponente der Stoßkraft fortbewegt wird. Bei großen Seil- oder Kettenfähren wird das Fahrzeug durch Dampfkraft ähnlich wie bei der Ketten- oder Seilschiffahrt fortbewegt. Bei den fliegenden Fähren ist ein Seil stromaufwärts der Überfahrtsstelle befestigt und führt das am andern Ende befestigte Boot, welches event. auch bei Schiefstellung durch den Strom bewegt werden kann.

Fahren, die an ein Fuhrwerk gespannten Zugtiere leiten, bedingt eine gewisse Geschicklichkeit, wozu außer einer genauen Kenntnis von dem Bau der Fuhrwerke und Geschirre, um diese im Notfall selbst ausbessern zu können, Ruhe, Besonnenheit und Entschlossenheit unerläßlich notwendig sind. Im Altertum, wo man sich in Schlachten der Streitwagen bediente, von welchen aus selbst Könige und Fürsten kämpften, war das Geschäft des Wagenlenkens besonders unter den Assyrern, Babyloniern, Ägyptern und Griechen ein hochwichtiges, von welchem nicht selten die Freiheit und das Leben des Fürsten abhingen, und dem sich in der Regel die Vornehmsten unterzogen. Im alten Griechenland genoß das Wagenrennen bei den Festspielen hohes Ansehen. Als aber später die Streitwagen abkamen, hörte auch das F. auf, eine Beschäftigung der Vornehmen zu sein, und bei den Römern war es daher nur bei besondern Veranlassungen, wie bei Triumphzügen u. dgl., gewöhnlich, daß der Triumphator die Zügel selbst führte. Dennoch gaben die Wettfahrten in den Zirkussen zu Rom und Konstantinopel der Kunst zu fahren einen bedeutenden Aufschwung. Weniger Bedeutung hatte das F. im Mittelalter, wo das Reiten vor allem geschätzt und das Fuhrwerk in der Regel zu schlecht war, und noch mehr sank das Ansehen dieser Kunst seit dem 17. Jahrh., als es, namentlich unter Ludwig XIV., Mode wurde, sich von bepuderten Kutschern mit hohen Perücken und gewaltigen Haarbeuteln fahren zu lassen, während selbst zu fahren für höchst gemein galt. In England indessen hat sich die Sitte, selbst zu fahren, vorzüglich unter dem Landadel erhalten und von da aus seit Ende des vorigen Jahrhunderts auf dem Kontinent weiter verbreitet, so daß es jetzt für fashionabel angesehen wird, seinen Zug selbst zu leiten und namentlich unter der Aristokratie in Ungarn, Österreich und Deutschland ausgezeichnete Rosselenker zu finden sind. Für die besten Kutscher werden die russischen gehalten, welche mit 3-4 nebeneinander gespannten Pferden, denen sie nur freundlich zureden, über Stock und Stein jagen, ohne anzustreifen oder umzuwerfen; für die schlechtesten gelten die französischen. Über Fahrgeschwindigkeit s. Geschwindigkeit. Vgl. Hamelmann, Die Fahrkunst (3. Aufl., Leipz. 1884); Heinze, Pferd und Fahrer (2. Aufl., das. 1886); v. Heydebrand, Handbuch des Fahrsports (Wien 1883).

Fahrende Habe, s. Bewegliche Güter.

Fahrende Leute, im Mittelalter die einzeln oder in Banden umherwandernden Gaukler, Taschenspieler, Erzähler, Sänger, Spielleute, Mimen und andre Lustigmacher, welche, zum Teil hervorgegangen aus den römischen Gauklern, Fechtern und Mimen, sich durch einheimische Elemente ähnlicher Art rekrutierten und allmählich die in der alten germanischen Welt vorhanden gewesenen Volkssänger und Harfenspieler, welche stets eine höhere und achtbarere Stellung eingenommen hatten, aufsogen. Ganz besonders übten die fahrenden Leute Instrumentalmusik mit Harfen, Fiedeln und allerlei Blasinstrumenten und führten Puppenspiele auf. Nach den Kreuzzügen erhielten sie großen Zulauf aus fahrenden Priestern, Nonnen, Beghinen, fahrenden Schülern, wie sich ihnen auch Zigeuner, Söldner und Landsknechte anschlossen. Obgleich als Verbreiter von Dichtungen, Sagen, Neuigkeiten, Schauspielen überall beliebt, war doch der größte Teil der fahrenden Leute tief verachtet. Gesetz und Kirche stießen sie aus, sie waren rechtlos, und die kirchlichen Sakramente blieben ihnen vorenthalten. Gleich den Knechten, durften sie nicht die Tracht des freien Mannes anlegen. Die Folge war, daß die Fahrenden unter sich eigentümliche, zum Teil ergötzliche Formen und Vereinbarungen einführten, und so entstanden das "Königtum der fahrenden Leute im Elsaß", das "Pfeifferrecht zu Rappoltstein" etc. Im 14. und 15. Jahrh. waren sie etwas günstiger gestellt, seit der Reformation aber beschränkten polizeiliche Maßregeln ihre Ungebundenheit und Zahl. Während des Dreißigjährigen Kriegs und später erhielten sie dann neuen Zuwachs durch Alchimisten, Geisterbeschwörer, Schatzgräber, Bärenführer und Komödianten, die namentlich aus Italien zuströmten. Ein Nachklang existiert noch heute in den Orgeldrehern und den herumziehenden Kunstreitern, Seiltänzern und Schauspielergesellschaften.

Fahrende Schüler, s. Vaganten.

Fahrenheit, Gabriel Daniel, der Verbesserer der Thermometer und Barometer, geb. 14. Mai 1686 zu Danzig, war für den Handelsstand bestimmt, wandte sich aber dem Studium der praktischen Naturwissenschaften zu. Nachdem er Deutschland und England bereist hatte, ließ er sich in Holland nieder und verfertigte hier unter andern physikalischen Instrumenten namentlich Barometer und Thermometer. Anfangs benutzte er Weingeist als thermoskopische Flüssigkeit, später, 1714 oder 1715, Quecksilber, wodurch die Instrumente ungemein an Genauigkeit gewannen. Dabei nahm er die Kälte im Winter 1709 zu Danzig als Nullpunkt seiner Skala an, die nach ihm benannt wird und noch heute in England und den Vereinigten Staaten im Gebrauch ist. Ferner konstruierte