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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gülden - Güll.

vielen Fürsten nach dem Muster der sehr verbreiteten und sehr geschätzten Fiorini geprägt wurden. Von den rheinischen Goldgulden gingen anfänglich 64, später 72 auf 1 Mark, und erst im 17. Jahrh. wurde dieser Goldgulden durch den Dukaten verdrängt. Der Silbergulden kam um die Mitte des 17. Jahrh. auf und fand weite Verbreitung. Man teilte ihn gewöhnlich in 60 Kreuzer zu 4 Pfennig oder in 15 Batzen à 4 Kreuzer. Fast allenthalben aber rechnete man 3 G. = 2 Thaler der betreffenden Münzfuße. Da der G. lange Zeit hindurch fast in ganz Deutschland und in mehreren angrenzenden Ländern als gebräuchlichste Münze die Münzeinheit bildete, so wurden auch die verschiedenen deutschen Münzfuße nach der Anzahl G. benannt, welche aus einer Mark feinen Silbers geprägt wurden, und man unterschied daher einen 18-, 20- und 24-Guldenfuß (s. Münzfuß). Die wichtigsten Guldensorten sind folgende: 1) Der sogen. feine sächsische G. oder das neue Zweidrittelstück (= 2/3 Thaler), wovon 18 auf eine kölnische Mark fein Silber gehen, liegt dem Leipziger Münzfuß von 1690, auch 18-Guldenfuß oder 12-Thalerfuß genannt, zu Grunde (= 2,33 Mark). 2) Der Konventionsgulden (Kaiser- oder Reichsgulden), wovon 20 auf eine kölnische Mark fein Silber gehen, ist die Grundlage des 1748 in Österreich eingeführten und 1753 auch von Bayern angenommenen Konventionsfußes (= 2,10 Mark). 3) Der rheinische G., wovon 24 = 1 kölnische Mark sein Silber, ist die Grundlage des 24-Guldenfußes, welchen Bayern schon vor Ablauf eines Jahrs nach Beitritt zum Konventionsfuß annahm, indem es zwar seine Münzen nach dem Konventionsfuß fortprägte, sie aber in der Rechnung um 1/5 des Nennwertes erhöhte, welchem Beispiel ganz Süddeutschland mit Ausnahme Österreichs folgte (= 1,75 Mark). 4) Der ältere süddeutsche G., wovon 24½ = 1 kölnische Mark fein Silber, ist die Grundlage des 24½-Guldenfußes, welchen die süddeutschen Staaten 1837 bei ihren Silberprägungen annahmen (= 1,714 Mark). 5) Der spätere süddeutsche G., wovon 52½ auf ein neues deutsches Münzpfund fein Silber gingen, von den erwähnten Staaten im Wiener Münzvertrag vom 24. Jan. 1857 angenommen, war die Grundlage der neuen süddeutschen Währung, die dem 24½-Guldenfuß nicht ganz ¼ Proz. (2½ pro Mille) im Wert nachsteht (gesetzmäßig ebenfalls = 1,714 Mark). Die jenem Vertrag beigetretenen Staaten prägten an gröbern Sorten Stücke zu 1 und ½ G., dann als Vereinsmünze Stücke zu 3½ G. (Doppelthaler); auch haben mehrere derselben Doppelgulden in dem vorherigen 24½-Guldenfuß gemünzt. Dieser G. teilte sich in 60 Kreuzer à 4 Pfennig (in Bayern à 2 Heller). 6) Der neue österreichische G., wovon 45 = 1 deutsches Münzpfund fein Silber, ward infolge des erwähnten Wiener Vertrags von 1857 geprägt und ist die Grundlage der neuen österreichischen Währung, nach welcher im Kaiserstaat seit 1. Nov. 1858 gesetzlich gerechnet wird (= 2 Mark). Dieser G. wird in 100 Neukreuzer eingeteilt, und es werden in Österreich in diesem neuen Münzfuß an Kurantsorten Stücke zu 2, 1 und ½ G. und bis 1868 als Vereinsmünzen Stücke zu 1½ G. oder Vereinsthaler sowie Stücke zu 3 G. oder Doppelthaler geprägt. Im Venezianischen heißt dieser G. Fiorino, der Neukreuzer aber Soldo austriaco. 6 G. österreichischer Währung = 7 G. süddeutscher Währung; 3 G. österreichischer Währung = 2 Thaler preußischer = 6 Mark, oder im 30-Thalerfuß 7 G. süddeutscher Währung = 4 Thaler preußischer = 12 Mark. Der niederländische G., eingeteilt in 100 Cent, früher, bis 1816, und bisweilen noch jetzt in 20 Stüber (stuivers) à 16 Pfennig (penningen), wiegt 10 französische Gramm und hält 9 9/20 g fein Silber. Hiernach ist ein niederländischer G. = 0,5670 Thaler = 1,701 Mark = 85,05 Neukreuzer österreichischer Währung. Der bis Ende 1841 üblich gewesene und noch jetzt häufig in Preisstellungen vorkommende polnische G. (zlot) teilte sich in 30 Groschen (groszy) und war = 0,486 Mark = 24,3 Neukreuzer österreichischer Währung. Es gab auch Stücke zu 2, 5 und 10 sowie bis 1814 zu 6 polnischen G. In Ost- und Westpreußen wurde der Drittelthaler (= 1 Mark) ebenfalls G. genannt und in 30 Kupfergroschen (à 4 preußische Pfennige) geteilt.

Gülden (Meißner), frühere Rechnungsmünze in Sachsen, Franken und Meiningen, = 21 gute Groschen (meißnische G.); in Sachsen = 7/8 Thlr. Konv.-Münze = 2,756 Mk.; in Franken und Meiningen = 78¾ Kr. rhein. = 2,297 Mk.

Guldenbaum, s. Liquidambar.

Güldene Ader, s. Hämorrhoiden.

Guldenfuß, s. Gulden und Münzfuß.

Güldenst., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Anton Johann v. Güldenstädt, geb. 29. April (9. Mai) 1745 zu Riga, studierte seit 1763 in Berlin Medizin und Naturwissenschaft, ging 1768 im Auftrag der Petersburger Akademie mit Gmelin nach dem Kaukasus und verweilte daselbst über fünf Jahre. Er starb 23. März (3. April) 1781 als Präsident der Ökonomischen Societät in Petersburg. Seine Reise wurde von Pallas (Petersb. 1787-91, 2 Bde.) und von Klaproth (Berl. 1815, 2. Aufl. 1834) herausgegeben.

Gulderlinge, Äpfelsorte, s. Apfelbaum, S. 675.

Guldin, Paul (vor seinem übertritt zur katholischen Kirche Habakuk), Mathematiker, geb. 12. Juni 1577 zu St. Gallen, erlernte die Goldschmiedekunst, trat 1597 in Freising zum Katholizismus über und dann in München in den Jesuitenorden. Sein Talent für Mathematik veranlaßte seine Obern, ihn zur weitern Ausbildung nach Rom zu senden. In der Folge lehrte er in Rom, Wien und Graz, wo er 3. Nov. 1643 starb. Sein großes Werk "Centrobaryca", das in 4 Büchern 1635, 1640 und 1641 in Wien erschien, enthält die öfters nach ihm benannte baryzentrische Regel (s. d.).

Güldisches Silber (blaßgelbes Gold, Elektrum, Goldsilber), eine auf Gängen und im aufgeschwemmten Land in Mexiko, Kolumbien, Sibirien, zu Kongsberg vorkommende Legierung von Gold und Silber mit 28-84 Proz. Gold, ist geschmeidig und dehnbar wie Gold.

Gülek-Boghaz (Pylae Ciliciae), Gebirgspaß des Taurus (Bulghar Dagh) im asiatisch-türk. Paschalik Adana (Kilikien), über den die Straße von Tarsos nach dem Innern von Kleinasien führt. Er ist an der engsten Stelle 8-10 m breit.

Gülhane, Kiosk bei Konstantinopel, berühmt durch den vom Sultan Abd ul Medschid 3. Nov. 1839 unterzeichneten Hattischerif von G., welcher alle Unterthanen der Pforte einander gleichstellte; s. Türkisches Reich, Geschichte.

Gulistan (pers.), Rosengarten, s. Saadi.

Guljasch, s. Gulasch.

Güll, Friedrich Wilhelm, Kinderliederdichter, geb. 1. April 1812 zu Ansbach, bezog 1829 das Schullehrerseminar in Altdorf und wurde 1842 Lehrer an der protestantischen Pfarrschule zu München, wo er 1844 auch einen Privatkursus für Töchter aus den