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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gambison - Gandak

G. ist ein bedeutender Handelsartikel, besonders für England. Die Gesamtausfuhr aus Singapur, wo fast die ganze Produktion zusammenkommt, beziffert sich auf 40000 t im Werte von 18 bis 19 Mill. M. Davon empfängt London allein gegen 15000 t, während Deutschland nur gegen 7000 t verarbeitet. Verpackung in Packen à 100 kg (Blockware) oder Säcken à 50 kg (Würfelgambir).

Gambison (frz. Gambesson), im Mittelalter ein aus Leder oder Tuch gefertigtes Wams, mit Watte oder Werg gefüttert und meist mit Seide gesteppt; es wurde unter dem Harnisch getragen.

Gambīt, s. Schachspiel.

Gambohanf, auch Bombayhanf, eine Bastfaser von Hibiscus cannabinus L., ist sehr fein und geschmeidig, von gelblichweißer Farbe, glanzlos, wird in Ostindien zu Tauwerk verarbeitet und kommt neuerdings auch auf den europ. Markt.

Gambrīnus, ein sagenhafter flandr. König, dem die Erfindung des Biers zugeschrieben wird. Der Name ist entstanden aus Jan primus, d. i. Jan (Johann) Ⅰ.; dieser, Herzog von Brabant (1251‒94), übernahm auf Drängen der Brüsseler Brauergilde den Ehrenvorsitz derselben, weshalb sein Bildnis mit einem schäumenden Glas Bier in der Hand in dem Versammlungssaale der Gilde aufgehängt wurde. Allmählich wurde der Jan primus in G. verwandelt, der Herzog von der Sage zu einem König gemacht und ihm die Erfindung des Biers zugeschrieben.

Gamiczer, Goldschmied, s. Jamnitzer.

Gamin (frz., spr. -mäng), eigentlich soviel wie Bursche der Maurer, Ofensetzer u. s. w., dann speciell der Pariser Gassenjunge, bekannt durch Bayards Lustspiel «Le gamin de Paris» (1836), in dessen Titelrolle der Schauspieler Bouffé sich auszeichnete.

Gaming, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft Scheibbs in Niederösterreich, in 430 m Höhe, an der Linie Pöchlarn-Kienberg-G. (58 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 937, als Gemeinde 3887 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (648,77 qkm, 14 Gemeinden, 68 Ortschaften, 12669 E.), eine alte Abtei mit Schloß, eine der größten Kartausen Europas, die noch jetzt in ihrem Verfall großartig ist. Sie wurde von Herzog Albrecht Ⅱ. 1332 gestiftet, 1787 aber aufgehoben, und das Schloß gehört jetzt dem Grafen Festetics.

Gamla (schwed.), alt, kommt häufig in Zusammensetzungen vor.

Gamla Karleby, d. i. Altkarleby, finn. Kokkola, Stadt im finn. Län Wasa, am Bottnischen Meerbusen und an der Linie Östermyra-Uleåborg der Finländischen Eisenbahnen, hat (1890) 2302 E. (meist Schweden), Post und Telegraph, Handel mit Holzwaren, Teer, Butter. Der Hafen von G., Uxpila (Bahnverbindung), liegt 5 km südöstlich der Stadt. Sie wurde 1620 angelegt.

Gamma, der dritte Buchstabe des griech. Alphabets (Γ, γ), im Lautwert des deutschen G. In der Musik war G. früher Name des großen G. Dieser Ton war bis zum 14. Jahrh. die Grenze nach der Tiefe zu und nach ihm wurde die Reihe der Töne vom tiefsten zum höchsten (e’’) benannt. In Frankreich bedeutet Gamme noch jetzt Tonleiter.

Gammaeule, Ypsiloneule (Plusia gamma L.), ein sehr häufiger Schmetterling, zu der Gattung der Metalleulen (s. d.) gehörend, deren grau gebänderte und gewässerte Vorderflügel in der Mitte eine kleine, wie Messing glänzende Figur zeigen, die dem griech. Buchstaben Gamma oder Ypsilon in der Form ähnlich sieht. Die grünen, weiß gestreiften und getüpfelten Raupen leben auf allen Arten von Nutzpflanzen und werden den Gemüsen, Rüben, Klee u. s. w. oft sehr schädlich, wenn sie in Menge auftreten. (S. vorstehende Abbildung.)

^[Abb. Gammaeule]

Gammărus, s. Flohkrebse.

Gamma-(γ-)Verbindungen, s. Substitutionsprodukte.

Gammelsdorf, Dorf im Bezirksamt Freising des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, 11 km im N. von Moosburg, hat (1890) 489 kath. E., got. Kirche (1880), Weizen- und Hopfenbau, Viehzucht. In der Nähe ein Denkmal zur Erinnerung an den Sieg Ludwigs des Bayern über Friedrich den Schönen 9. Nov. 1313.

Gammertingen. 1) Oberamt im preuß. Reg.-Bez. Sigmaringen in Hohenzollern, hat 328,72 qkm, (1890) 13021 (6101 männl., 6920 weibl.) E., 23 Landgemeinden. – 2) Oberamtsstadt im Oberamt G., 25 km im N. von Sigmaringen, auf dem Schwäbischen Jura, an der Lauchert, Sitz eines Oberamtes und Amtsgerichts (Landgericht Hechingen), hat (1890) 1125 meist kath. E., Post, Telegraph; Wergspinnerei, Tuch-, Pappen-, Malzfabrik, Brauereien, Steinbrüche, Getreide-, Vieh- und Holzhandel.

Gamonāl, Dorf in der span. Provinz Burgos, 5 km im O. der Stadt Burgos; hier schlug Soult 10. Nov. 1808 die Spanier vollständig.

Gamopetālen, s. Sympetalen.

Gams, dialektisch für Gemse (s. d.).

Gamskarkogel, Berggipfel im nördl. Seitenkamm der Ankogelgruppe in den Hohen Tauern, im NO. von Wildbad-Gastein, 2465 m hoch, wird seiner schönen Aussicht und leichten Erreichbarkeit wegen von Wildbad- und von Hof-Gastein, seltener von Hüttschlag aus bestiegen.

Gamswurzel, s. Doronicum.

Gamucci (spr. -muttschi), Baldassarre, ital. Musiker, geb. 14. Dez. 1822 in Florenz, gest. 8. Febr. 1892 daselbst, hat sich besonders durch Kirchenmusik bekannt gemacht. Der Musikverein Del Carmine, den er 1849 ins Leben rief, fand später in dem königl. Musikinstitut in Florenz eine Erweiterung, dessen Direktor G. wurde. Er veröffentlichte: «Intorno alla vita ed alle opere di Luigi Cherubini» (Flor. 1869).

Ganache (frz., spr. -násch, vom lat. gena, d. h. Backe), s. Ganaschen; in übertragener Bedeutung: Einfaltspinsel, Dummkopf.

Ganahlgelb, s. Martiusgelb.

Ganaschen (frz. ganache), der hintere obere Rand des Unterkiefers beim Pferde. Stehen G. und oberer Halswirbel sehr nahe, so werden beim Abbiegen (s. Abbrechen) die Ohrspeicheldrüsen gequetscht. Das Bestreben des Pferdes, sich diesem Schmerze zu entziehen, nennt man Ganaschenzwang.

Gand (spr. gang), franz. Name von Gent.

Gandak, Name mehrerer Flüsse in Ostindien. 1) G. (auch Salgrami und Narajani genannt,