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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gangspill - Ganomatit

zieht von NW. nach SO., den obersten Teil des Indus 150 km weit von seinem linken Nebenflusse, dem Gartok, und weiter im SO. die Indusquellen von denen des Satladsch trennend. Es besteht wahrscheinlich aus archäischen Schiefern. Der höchste Gipfel, der Garingbotsche oder Kailasch (Kailas), im N. des Landsees Manassarowar (s. d.), erreicht 6770 m Höhe. Er galt den alten Indern für den höchsten Berg der Erde und für den Sitz der Götter. Der Tise ist 6705 m hoch.

Gangspill, s. Spill.

Gangsri, Gebirge, s. Gangri.

Gangstock, s. Erzlagerstätten (Bd. 6, S. 339 b).

Gangsystem, Bezeichnung für eine jetzt wohl völlig beseitigte landwirtschaftliche Arbeitsverfassung in verschiedenen Gegenden der südöstl. Grafschaften Englands. Während auf dem Gutshofe ansässige, auf längere Zeit kontraktlich gebundene Arbeiter oder die Eigentümer selbst die schweren oder dauernden Arbeiten verrichteten, wurden die leichtern, oder auf eine bestimmte Zeit des Jahres beschränkten von Haufen (gangs, spr. gängs) von nicht auf dem Gutshofe ansässigen Arbeitern geleistet, welche während eines großen Teils des Jahres von ihrem Wohnorte aus von einer Farm zur andern zogen. Die gangs standen entweder im Dienste und Verdienste eines Unternehmers (gang-master), welcher die Arbeiter dang und dem Eigentümer oder Pächter gegen ein Bestimmtes zu bestimmten Arbeiten der bezeichneten Art (Jäten, Kartoffelsetzen, Steinesammeln, Mistbreiten, Rübenbeschneiden u. s. w.), die unter seiner Leitung oder derjenigen seines Aufsehers von statten gingen, zur Verfügung stellte, oder sie wurden von dem Pächter oder Eigentümer selbst gedungen und arbeiteten unter seiner Leitung oder derjenigen eines seiner Arbeiter. Jenes sind die public gangs, dieses die private gangs.

Das G. entstand im Anfang des 19. Jahrh. Zuerst scheinen sich die public gangs, dann die private gangs gebildet zu haben; die gangs umfaßten zuerst auch erwachsene männliche Arbeiter, während siespäter ^[korrekt: sie später] ausschließlich aus Weibern, jungen Burschen und Mädchen (13‒18 Jahre) sowie Kindern (6‒13 Jahre) beiderlei Geschlechts bestanden; in den Anfängen kam es wohl häufiger vor, daß die Mitglieder in Scheunen und Ställen übernachteten, während sie später in der Regel abends zu ihrer Wohnung zurückkehrten. Hierin liegt der Unterschied von der Hollandgängerei (s. d.) und der Sachsengängerei (s. d.).

Die Ursache dieser im Gebiete des Großgrundbesitzes entstandenen Arbeitsverfassung war der Mangel an Arbeiterwohnungen in der Nähe der Gutshöfe. Die Arbeiter wohnten in zuweilen weit entlegenen Dörfern (bis zu 7 engl. Meilen) zusammengedrängt, deren Boden mehrern kleinen Eigentümern gehörte (open parishes).

Die großen Entfernungen, welche die Kinder zu und von der ermüdenden Arbeit zurückzulegen hatten, die sittlichen Gefahren, denen sie im Verkehr mit moralisch verwilderten Geschöpfen ausgesetzt waren, die Schwierigkeiten, die geistiger Bildung entgegenstanden, führten 1867 zu einem Gesetze, welches wenigstens die public gangs an der Wurzel traf und die private gangs von schweren Mißständen befreite. Andere Gesetze haben zur Beseitigung des G. mitgewirkt: der Union Chargeability Act (1865), welcher die Armenlasten auf einen größern Verband verteilte, die Einführung des obligatorischen Schulunterrichts 1870 und das Gesetz über die Verwendung von Kindern in der Landwirtschaft von 1873.

Die Wandertruppen ital. Arbeiter, die in der neuern Zeit vielfach, namentlich bei Eisenbahn- und Kanalbauten, verwendet werden, sind mehr genossenschaftlich organisiert, und in noch höherm Maße gilt dies von den russ. Artelen (s. Artel).

Litteratur. On the employment of womens and children in agriculture (1843), Children’s employment Comission (1862), Sixth report (1867), Seventh report of the medical officer of the Privy Council (1865) und die Berichte der Commission on the employment of children, young persons and women in agriculture (1867); K. Marx, Das Kapital (Hamb. 1867; 4. Aufl. 1889); A. Held, Zwei Bücher zur socialen Geschichte Englands (Lpz. 1881), und W. Hasbach in den «Schriften des Vereins für Socialpolitik» (1893).

Ganguillet, Ingenieur, s. Kutter, Wilhelm.

Gangwoche, s. Betfahrtswoche.

Gangzug, s. Erzlagerstätten (Bd. 6, S. 339 b) und Gang (im Bergwesen).

Ganíster, ein kieseliges Gestein, das fein gemahlen und mit Thon vermengt zum Auskleiden der Bessemerbirnen u. s. w. Verwendung findet.

Ganivet (frz., spr. -weh), chirurg. Messerchen.

Ganjah (Gandscha; engl. Gunjah) nennt man in Ostindien die mit Vor- und Deckblättern besetzten, durch den Harzgehalt stark zusammengeklebten Spitzen der weiblichen Pflanzen des Indischen Hanfs (s. d.). Sie gelten als die bessere Handelsware und dienen zur Haschischbereitung (Bhang, s. d.) und zum Rauchen.

Gannat (spr. -nah). 1) Arrondissement des franz. Depart. Allier, hat 1000,88 qkm, (1891) 63655 E., 66 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone Chantelle (229,39 qkm, 12835 E.), Ebreuil (209,18 qkm, 12636 E.), Escurolles (234 74 qkm, 12446 E.), G. (140,06 qkm, 12871 E.), St. Pourçain-sur-Sioule (187,51 qkm, 12867 E.). – 2) Hauptstadt des Arrondissements G., 58 km südsüdwestlich von Moulins, am Andelot und an der Linie St. Germain des Fossés-Clermont-Ferrand der Mittelmeerbahn und der Linie Commentry-G. (54 km) der Orléansbahn, hat (1891) 5075, als Gemeinde 5764 E., eine schöne Kirche, Gerichtshof erster Instanz, eine Ackerbaukammer, eine höhere Handwerksschule; Mälzerei, Mühlen, Alaun- und Kaolingruben.

Gánócz (spr. gahnohz), deutsch Gansdorf, Klein-Gemeinde und Badeort im ungar. Komitat Zips, bei Poprád, an der Kaschau-Oderberger Bahn, in 630 m Höhe, von Bergen rings umgeben, hat (1890) 261 slowak. E. und Post. Das Mineralwasser (24° C.) quillt aus einem 1877‒79 bis 183 in Tiefe erbohrten Artesischen Brunnen, enthält viel kohlensauren Kalk, Magnesium und Kohlensäure und wird in Spiegel-(Bassin-)bädern bei chronischem Magenkatarrh, Nierensteinen, Gicht und Rheumatismus angewendet. Das Bad ist gut eingerichtet.

Ganoīden, s. Schmelzschupper.

Ganoīdschuppen, s. Schuppen.

Ganomatīt oder Gänsekötigerz, ein zu Andreasberg, Joachimsthal, Schemnitz und Allemont in der Dauphiné vorkommendes fett- und glasglänzendes Mineral von gelblichgrüner, auch roter und brauner Farbe, das dünne nierenförmige Überzüge über Arsen, Rotgültigerz, Bleiglanz u. s. w. bildet; es enthält Arsensäure, Eisenoxyd,