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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gánócz; Ganoiden; Ganomatit; Gans; Gänsbauch; Gänse

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Gánócz - Gänse.

tem Schloß, höherer Gewerbeschule, Alaun- und Kaolingruben, Mineralquelle und (1881) 5170 Einw.

Gánócz (Gansdorf), Bad im ungar. Komitat Zips, an der Kaschau-Oderberger Bahn, 3 km vom klimatischen Kurort Poprád-Felka, mit einem 1877 erbohrten Brunnen, dessen erdiges, kalkhaltiges Sauerwasser (23,9° C.) sich bei Nierensteinen, Rheumatismus, Gicht und chronischen Geschwüren bewährt.

Ganoiden, s. Fische, S. 298.

Ganomatit, s. v. w. Gänsekötigerz.

Gans, Vogel, s. Gänse.

Gans, Eduard, Vertreter der philosophischen Schule der Jurisprudenz in Deutschland, geb. 22. März 1798 zu Berlin von jüdischen Eltern, studierte daselbst, sodann in Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie. Noch während seines Aufenthalts in Heidelberg, wo er sich an Thibaut und Hegel anschloß, schrieb er mehrere juristische Abhandlungen, die in Thibauts "Archiv" Aufnahme fanden, und die Broschüre "Über römisches Obligationenrecht" (Heidelb. 1819). 1820 habilitierte er sich als Privatdozent zu Berlin und hatte hier bald das besuchteste Auditorium. Durch Gründung der Rechtswissenschaft auf Philosophie trat er in Widerspruch mit der namentlich durch Savigny repräsentierten sogen. historischen Schule, die er zunächst in der Vorrede zu den "Scholien zum Gajus" (Berl. 1821) angriff. 1825 und später unternahm er wiederholt wissenschaftliche Reisen nach Frankreich und England sowie durch Deutschland, die Schweiz und Italien, ward 1825, nachdem er zum Christentum übergetreten, außerordentlicher, 1828 ordentlicher Professor der juristischen Fakultät. Er starb 5. Mai 1839. Von seinen Werken sind als die bedeutendsten ferner zu erwähnen: "Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwickelung" (Bd. 1 u. 2, Berl. 1824-25; Bd. 3 u. 4, Stuttg. 1829-35); "System des römischen Zivilrechts" (Berl. 1827); "Beiträge zur Revision der preußischen Gesetzgebung" (das. 1830-32); "Vermischte Schriften juristischen, historischen, staatswissenschaftlichen und ästhetischen Inhalts" (das. 1834, 2 Bde.); "Über die Grundlage des Besitzes" (das. 1839). G. war auch Mitbegründer der "Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik". Besonderes Verdienst erwarb er sich als Herausgeber von Hegels "Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" (Berl. 1837).

Gänsbauch (auch Gamsbauch), deutsche Bezeichnung der mit Baumwolle oder Pferdehaaren ausgestopften Spitzbäuche, welche infolge der bauschigen männlichen Tracht in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. in Aufnahme kamen. Bis zu dieser Zeit hatte dieselbe in Pluderhosen und Puffärmeln bestanden, jetzt traten Aufbauschungen des Wamses und der Schulterblätter an ihre Stelle. Auf französischen und niederländischen Einfluß eignete man sich auch in Deutschland die gepolsterten Schulterwülste (mahoîtres) und die bis weit über die Taille reichenden Spitzbäuche an, von denen Osiander der jüngere (um 1586) sagt, daß sie wie Erker an einem Haus hingen. Dem entsprechend mußte auch dem Brustharnisch der Krieger eine Gräte, die Gänsebauchgräte, gegeben werden (s. Tafel "Kostüme III", Fig. 12).

Gänse (Anseridae), Familie aus der Ordnung der Schwimmvögel und der Unterordnung der Zahnschnäbler, Vögel mit gedrungenem Leib, mittellangem Hals, großem Kopf und kopflangem oder kürzerm, am Grund hohem, nach vorn schmälerm, in einen breiten, gewölbten, scharfschneidigen Nagel ausgezogenem, seitlich mit harten Zähnen bewaffnetem, übrigens mit weicher Haut bekleidetem Schnabel. Die Füße sind mehr in der Mitte des Leibes eingelenkt als bei den Schwänen und fast bis zur Ferse herab befiedert, die drei Vorderzehen sind meist durch volle Schwimmhäute verbunden und mit kurzen Krallen versehen. Die Flügel sind lang, breit zugespitzt, am Flügelbug mit einem harten Knollen, bisweilen mit einem starken Sporn versehen. Der Schwanz ist kurz, breit abgerundet oder gerade. Die G. sind weit verbreitet, bevorzugen die Ebene, finden sich aber auch in bedeutenden Höhen; sie laufen besser als die Enten, fliegen gut, schwimmen weniger und sind zum Teil wahre Baumvögel. Sie sind vorsichtig und wachsam, leben gesellig und lassen sich leicht zähmen. Eine einmal geschlossene Ehe währt für die ganze Lebenszeit. Sie nisten zum Teil gesellig auf dem Boden oder auf Bäumen und legen 6-12 einfarbige Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet. Ihre Nahrung besteht aus allerlei Gräsern, Kohl, Kräutern, Ähren, Schoten etc., sie schälen junge Bäumchen, einzelne fressen auch Kerbtiere, Muscheln, kleine Wirbeltiere. Wo sie massenhaft auftreten, können sie Schaden anrichten. Fleisch und Federn sind geschätzt. Die wilde Gans (Graugans, Anser ferus Naum., s. Tafel "Schwimmvögel I"), die Stammmutter der Hausgans, wird 1 m lang und 1,7 m breit, ist auf dem Rücken bräunlichgrau, auf der Unterseite gelblichgrau, spärlich schwarzgefleckt; die Federn der Oberseite sind weißlich, die der Unterseite dunkelgrau gerandet, Bürzel und Bauch sind weiß, Schwingen und Steuerfedern schwarzgrau; der Schnabel ist wachsgelb, an der Wurzel orangegelb, das Auge hellbraun, die Füße sind blaßrot. Sie findet sich im nördlichen Europa und Asien etwa bis 70° nördl. Br. und brütet südlich bis 45°; bei uns weilt sie von Ende Februar oder Anfang März bis Ende Juli. Auf ihren Wanderungen, auf welchen sie in >-förmigen Reihen mit einem Gänserich an der Spitze fliegt, geht sie bis Südeuropa, Nordwestafrika, China und Ostindien. Sie lebt in wasserreichen Brüchern, auf schwer zugänglichen, bewachsenen Inseln der Sümpfe, besonders häufig in Pommern und Ostpreußen, bewegt sich viel leichter und behender als die Hausgans, macht beim Aufsteigen und Niederlassen durch heftigen Flügelschlag ein polterndes Getöse, fliegt ausdauernd, ist vorsichtig und mißtrauisch, lebt nur in einzelnen Familien zusammen, gesellt sich bisweilen auf der Weide den Hausgänsen zu und begattet sich selbst mit diesen. Sie nistet gesellig an den unzugänglichsten Stellen im Sumpf, legt im März 5-14 grünlichweiße oder gelbliche Eier, brütet 28 Tage und behütet die Jungen mit großer Sorgfalt. Jung eingefangen, wird sie sehr zahm; im Hof ausgebrütete Wildgänse ziehen im Herbst ab und kehren selten zurück. Das Fleisch alter Wildgänse ist hart und zäh, das der Jungen aber sehr schmackhaft; die Federn schätzt man höher als die der Hausgans. Der Schade, welchen die Graugans durch Abweiden der Saat, Ausklauben der Ähren etc. bringt, ist nicht bedeutend. Die Saatgans (Moorgans, Zuggans, A. segetum. Meyer), 86 cm lang, 180 cm breit, mit drei halbmondförmigen, weißen Streifen am Stirnrand und der seitlichen Schnabelwurzelgegend, dunkelbraunem Auge, schwarzem Schnabel mit orangegelbem Ring hinter dem Nagel und orangegelbem Fuß, erscheint bei uns, wenn die Graugans abzieht, und geht im Frühjahr in großen Scharen wieder nach Norden, wo sie brütet. Sie lebt gesellig, bevorzugt kahle, unbewohnte Inseln in seichtem Wasser, Sümpfe und Brücher, fliegt zu bestimmten Zeiten auf die Felder zur Weide, steht in allen Begabungen auf gleicher Höhe mit der Graugans, hegt aber gegen diese ent-^[folgende Seite]