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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gaserzeuger; Gasfeuerung; Gasheizung; Gasi; Gasifizieren; Gaskalk; Gaskell; Gaskohle; Gaskoks; Gaskraftmaschine

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Gaserzeuger - Gaskraftmaschine.

Gasuhr der einzelnen Konsumenten hindurchgegangen ist, ein Diebstahl (s. d.) und als solcher strafbar.

Gaserzeuger, s. Feuerungsanlagen, S. 215.

Gasfeuerung, s. Feuerungsanlagen, S. 215.

Gasheizung, s. Heizung.

Gasi, Hafenplatz an der ostafrikan. Küste, südlich von Mombasa, der als Schlüssel des Kilima Ndscharo-Gebiets betrachtet werden kann. Anfang 1886 wurde hier die Flagge der Ostafrikanischen Gesellschaft geheißt, wogegen aber der Sultan von Sansibar Einspruch erhob.

Gasifizieren, vergasen; Gasifikation, Vergasung.

Gaskalk (Defäkationskalk), der aus den Reinigungsapparaten der Gasanstalten stammende Kalk, welcher zur Befreiung des rohen Gases von Kohlensäure, Schwefelwasserstoff etc. gedient hat, riecht durchdringend widerlich, enthält neben unverändertem Ätzkalk Calciumsulfhydrat und Schwefelcalcium, Cyancalcium, Schwefelcyancalcium, kohlensauren, schwefligsauren, unterschwefligsauren, schwefelsauren Kalk, freies Ammoniak und Teerstoffe. Er zersetzt sich an der Luft und geht allmählich größtenteils in schwefelsauren Kalk über. Man benutzt ihn als Dünger, Wegebaumaterial, zum Enthaaren der Felle in der Gerberei, zur Gewinnung von Cyan- und Schwefelcyanverbindungen, Ammoniaksalzen und Unterschwefligsäuresalzen. Aus 1000 kg G. hat man 15-20 kg Ammoniaksalze u. 12-15 kg Berliner Blau gewonnen.

Gaskell, Elizabeth Cleghorn, geborne Stevenson, engl. Schriftstellerin, geb. 1822, verheiratete sich mit William G., einem unitarischen Geistlichen zu Manchester, und starb 12. Nov. 1865 daselbst. G. gehört zu den vorzüglichsten modernen Novellistinnen Englands, die in ihren Schilderungen des wirklichen Lebens vielfach an Miß Austen erinnert und in mancher Beziehung den Klassikern Englands anzureihen ist. Gleich ihr erstes Werk: "Mary Barton" (1848, 2 Bde.), das den Streik der Baumwollspinner in Manchester zum Gegenstand hat, erregte durch die meisterhaften Schilderungen und vorzügliche Charakteristik Aufsehen. Denselben Erfolg hatten ihre spätern Romane und Erzählungen, die alle wiederholte Auflagen erlebten: "Morland Cottage" (1850); "Ruth" (1853); "Lizzie Leigh" (1854); "Cranford" (1855); "North and South" (1855); "Mylady Ludlow" (1859); "Right at last" (anonym, 1860); "Silvia's lovers" (1863; deutsch, Leipz. 1864); "Domestic stories" (1864); "Cousin Phillis" (1865); "Wives and daughters" (1866; deutsch, Berl. 1867). Auch schrieb sie: "The life of Charlotte Bronte" (1857, 2 Bde.; 5. Aufl. 1859). Gesammelt erschienen ihre "Novels and tales" 1872 in 8 Bänden. Vgl. "Mrs. G. and her novels" im "Cornhill Magazine" 1874, Februar.

Gaskohle (Retortenkohle, Retortengraphit), die an den innern Wandungen der Retorten der Gasanstalten sich abscheidende Kohle, das Produkt einer Zersetzung der aus den Kohlen entwickelten schweren Kohlenwasserstoffgase durch die Hitze, gleicht sehr dichten Koks, ist fast metallglänzend, vom spez. Gew. 2,36, sehr schwer entzündlich, leitet Elektrizität und Wärme und ist so dicht, daß sie am Stahl Funken gibt. Man benutzt sie zu Schmelztiegeln, zur Konstruktion galvanischer Elemente und zu Kohlenspitzen für elektrische Lampen; gehörig zerkleinert, eignet sie sich auch zur Erzeugung hoher Temperaturen, da sie, einmal entzündet, mit großer Intensität verbrennt. G. nennt man auch Steinkohle, welche sich besonders gut zur Darstellung von Leuchtgas eignet.

Gaskoks, s. Koks.

Gaskraftmaschine (hierzu Tafel "Gaskraftmaschinen"), eine Maschine, welche die Expansionskraft eines explodierenden Gasgemisches zur Verrichtung mechanischer Arbeit benutzt. Die Anregung, solche Gaskraftmaschinen zu erfinden, gab das Knallgas, ein Gemisch aus 1 Volumteil Sauerstoff und 2 Volumteilen Wasserstoff, welches bei seiner Entzündung unter heftigem Knall explodiert. Der dabei entwickelte Wasserdampf hat das Bestreben, sich infolge der hohen Verbrennungstemperatur stark auszudehnen, und übt deshalb auf ihn beengende Wände einen Druck aus. Diesen hat man auf einen in einem Cylinder beweglichen Kolben wirken lassen, welcher wiederum die empfangene Bewegung irgendwie auf eine drehbare Welle übertrug, in ähnlicher Weise wie bei einer gewöhnlichen Dampfmaschine. Da jedoch die Wirkung des reinen Knallgases eine zu gewaltsame, alle Maschinenteile stark schädigende war, so konnte man erst eine brauchbare G. zu stande bringen, als man anfing, das Knallgas in stark verdünntem Zustand anzuwenden. Lenoir, von dem die erste brauchbare G. herrührt, verwendete statt des reinen Wasserstoff- und Sauerstoffgases ein Gemisch von wenig Leuchtgas (welches Wasserstoff enthält) und atmosphärischer Luft (die außer Sauerstoff hauptsächlich Stickstoff enthält), so daß der Knallgasgehalt des Gemisches ein sehr geringer war. Infolgedessen erfolgte bei der Entzündung keine eigentliche Explosion, sondern nur eine allmählige Verbrennung, wodurch wiederum ein ruhigerer Gang der Maschine erzielt wurde. Die Einrichtung und Wirkungsweise der Lenoirschen G. ist im allgemeinen folgende (s. den Horizontalschnitt Fig. 1 auf Tafel "Gaskraftmaschinen"). Der Arbeitscylinder A, in dem sich der Kolben H hin und her bewegt, hat vier Kanäle, von denen m und n das Gasgemisch zuführen, r und s die verbrauchten Gase abführen. Die beiden Zuführungskanäle und Abführungskanäle haben je einen besondern Schieber F und R, welcher sie in geeigneten Momenten verschließt und öffnet. Geht der Kolben H, wie in der Figur, von der äußersten linken Seite des Cylinders A nach rechts, so gestattet der Einlaßschieber F durch den linken Arm p des gegabelten Gasrohrs das Einströmen von Gas, durch l das Eintreten von Luft. Luft und Gas ziehen als Knallgas durch l in den Cylinder. Ist nun der Kolben ein solches Stück nach rechts gegangen, daß er eine genügende Menge Gasgemisch hinter sich hat, so ist inzwischen der Schieber um so viel nach derselben Richtung hin bewegt, daß sowohl das Rohr p als auch der Kanal m verschlossen sind. In diesem Moment erfolgt die Entzündung des Gases durch einen elektrischen Funken, der, durch einen Induktionsapparat hervorgerufen, von einem isolierten Draht (xx') auf den Cylinder überspringt. Damit der Bewegung des Kolbens durch die Expansionskraft der explodierenden Gase auf der andern Seite kein Hindernis entgegengesetzt wird, muß die Stellung des Schiebers R den Kanal s mit dem ins Freie führenden Kanal o verbinden, so daß die vom vorigen Hub rechts vorhandenen Verbrennungsgase entweichen können. Unter dem Druck der verbrennenden Gase überträgt der Kolben durch eine Kolbenstange c und eine Bleuelstange E nutzbare Arbeit auf die Kurbel einer Hauptwelle (in der Figur nicht sichtbar), welche zur Überwindung der Totpunkte mit einem Schwungrad ausgestattet ist, außerdem Exzentriks trägt, welche bei der Wellendrehung die geeignete Verschiebung der Schieber F und R mittels der Exzenterstangen g' und g bewir-^[folgende Seite]