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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gebetbücher; Gebet des Herrn; Gebetmaschine; Gebetriemen; Gebetverhör; Gebhard; Gebhardt

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Gebetbücher - Gebhardt.

Gebets wird das Gesicht nach Mekka hin gewandt. - Die Hindu schreiben dem Aussprechen gewisser heiliger Namen, Worte und Silben eine übernatürliche Kraft zu. Sie zählen ihre Gebete an Kugeln oder Korallen ab, und man hat vermutet, daß der Gebrauch des Rosenkranzes von ihnen zu den Mohammedanern und von diesen zur Zeit der Kreuzzüge zu den Christen sich verbreitet habe. Buddhisten und Bekenner des Lamaismus haben aber den Gebetsmechanismus in der Gebetmaschine (s. d.) bis zum Extrem getrieben. Vgl. Stäudlin, Geschichte der Vorstellungen und Lehren von dem G. (Götting. 1825); Wiener, Das G. (Gotha 1885).

Gebetbücher, s. Andacht und Erbauungsbücher.

Gebet des Herrn, s. Vaterunser.

Gebetmaschine (Gebetmühle, Gebetcylinder), ein Apparat, dessen sich die lamaischen Buddhisten bedienen, um das vorgeschriebene Gebet myriadenmal wiederholen zu können, wie es die gegenwärtige entartete Priesterlehre verlangt, wenn das Gebet Erfolg haben soll. Die Gebetmaschinen zum Handgebrauch sind Cylinder von 1-2 dm Höhe; um eine Röhre werden Papierstreifen mit dem aufgedruckten Gebet gewunden und durch einen cylindrischen Überzug von Metall, Holz, Leder oder Leinwand zusammengehalten; durch die Röhre geht ein Draht, der in eine hölzerne Handhabe endigt, und mittels Anhängung eines kleinen Gewichts sind diese Handexemplare durch eine leichte Bewegung der Hand von rechts nach links in steter Rotation zu erhalten. Größere Gebetmaschinen werden (z. B. in Tempeln) vertikal aufgestellt; die Eisenstange ruht in Pfannen, ist unten ausgebogen und wird mittels eines Strickes in Bewegung erhalten. Noch andre werden durch Wasser und Wind ohne menschliche Thätigkeit gedreht und haben dann oft gewaltige Dimensionen. Das eingeschlossene Gebet ist ausnahmslos von sechs Silben und lautet: "Om mani padme, hum" ("das Kleinod im Lotus, Amen"); die Sprache ist tibetisiertes Sanskrit. Der Text ist mittels Holzblöcken, am liebsten in Rot, aufgedruckt und in jedem Cylinder unzähligemal wiederholt. Die G. heißt Gesetzes- oder Religionsrad (tibetisch Tschoskhor, chinesisch Tschhuan, mongolisch Kurdu).

Gebetriemen, s. Gebet und Thefillin.

Gebetverhör, das Abhören von Gebeten von seiten der Geistlichen bei ihren Pfarrkindern. Nach den Kirchengesetzen mußten im Mittelalter die Paten vor der Taufe, alle Teilnehmer am Abendmahl vor der Beichte und Verlobte vor der Trauung dem betreffenden Geistlichen wenigstens das Vaterunser, das apostolische Symbol und das Ave Maria hersagen können, wollten sie nicht von jenen kirchlichen Handlungen zurückgewiesen werden. In neuerer Zeit sind die Gebetverhöre noch als eine Art Hausgottesdienst in manchen Teilen Preußens und als kirchliche Handlungen in Schweden im Gebrauch gewesen.

Gebhard, 1) Bischof von Eichstätt, als Papst Viktor II. (s. d.).

2) G. III., Sohn Bertholds I. von Zähringen, seit 1084 Bischof von Konstanz, ein erbitterter Gegner des Kaisers Heinrich IV., stand gegen diesen an der Spitze der römischen Partei, wurde daher 1089 von Papst Urban II. zum päpstlichen Legaten in Deutschland ernannt und suchte bei dem Abfall von Heinrichs IV. Sohn Konrad 1093 Schwaben und Bayern für letztern zu gewinnen. Er wurde daher von Heinrich IV. von seinem bischöflichen Stuhl vertrieben, setzte aber, auch von Paschalis II. als Legat bestätigt, den Widerstand fort, überbrachte dem aufrührerischen Heinrich V. den päpstlichen Segen und übte den größten Einfluß auf der Versammlung zu Ingelheim 31. Dez. 1105, wo Heinrich IV. zur Thronentsagung genötigt wurde. Er starb 12. Nov. 1110.

3) Kurfürst und Erzbischof zu Köln, aus dem gräflichen Haus der Truchsesse von Waldburg, geb. 10. Nov. 1547, widmete sich dem geistlichen Stand und machte seine Studien zu Ingolstadt, Dillingen und Perugia. Da er ein Neffe des hochangesehenen Kardinals Otto von Augsburg war, wurde er rasch befördert: schon 1560 ward er Domherr zu Augsburg, dann zu Straßburg, 1567 zu Köln, 1574 Dechant zu Straßburg, 1576 Dompropst zu Augsburg und 1577 Erzbischof von Köln. Als solcher trat er 1582 zur reformierten Kirche über und vermählte sich 2. Febr. 1583 mit der Gräfin Agnes von Mansfeld. Das Kölner Kapitel widersetzte sich auf Grund des geistlichen Vorbehalts seinem Versuch, als Protestant das Kurfürstentum Köln zu behaupten. Die Rechtsfrage war zwischen den beiden Parteien im Deutschen Reich streitig. G. rechnete auf Unterstützung und Beistand seitens der Protestanten. Da er aber nicht Lutheraner, sondern Calvinist geworden war, weigerten die lutherischen Fürsten sich, auf seine Seite zu treten, wie sehr auch Kurpfalz und die auswärtigen Protestanten (in England und den Niederlanden) die Wichtigkeit der Sache betonten. Der Papst erklärte G. natürlich für abgesetzt, die katholische Partei erhob den Prinzen Ernst von Bayern auf seinen Stuhl, und es kam 1583 zum Krieg zwischen den beiden Prätendenten. Ernst wurde von den Bayern und den Spaniern aus den Niederlanden unterstützt, G. erhielt Zuzug aus der Pfalz. Da er aber das Feld nicht behaupten konnte, zog er sich 1584 nach Holland zurück; seine Parteigänger unternahmen noch eine Zeitlang Versuche, das Stift wiederzuerobern. 1589 begab sich G. nach Straßburg, wo er die Domdekanei besaß, und starb 31. Mai 1601 daselbst. Vgl. Kleinsorgen, Tagebuch von G. Truchseß (Münster 1780).

Gebhardt, 1) Eduard von, Maler, geb. 13. Juni 1838 im Pastorat zu St. Johannes in Esthland, besuchte seit seinem 16. Jahr drei Jahre lang die Akademie von St. Petersburg und brachte dann zwei Jahre teils auf Reisen, teils in Karlsruhe zu, wo er die Kunstschule besuchte. 1860 kam er nach Düsseldorf, wo er Schüler Wilhelm Sohns wurde und bei demselben solche Förderung fand, daß er in Düsseldorf zu bleiben beschloß. Seine Neigung war, schon durch seine Erziehung, von Anfang an auf das religiöse Gebiet gerichtet; doch wollte er der religiösen Malerei, im Zusammenhang mit der realistischen Kunstanschauung der Gegenwart, einen nationalen Inhalt geben und behandelte daher die biblischen Szenen vom Standpunkt der niederländischen und deutschen Meister des 15. und 16. Jahrh., indem er den Figuren nicht nur die Tracht und die äußere Erscheinung der Menschen jener Epoche gab, sondern sie auch nach den künstlerischen Mustern der Zeit charakterisierte. Was er dadurch an Tiefe, Schlichtheit und Wahrheit der Empfindung gewann, gab er an Schönheit und Idealität der Darstellung auf, weshalb seine Schöpfungen ebenso heftige Gegner wie eifrige Bewunderer gefunden haben. Ungeachtet der großen technischen Meisterschaft, über welche G. gebietet, ist seine Naivität der Darstellung nicht ursprünglich, sondern nur anempfunden, und es ist ihm daher nicht gelungen, in das Volk einzudringen, dem seine gesuchte Ausdrucksweise unverständlich geblieben ist. Seine Werke teilen sich in religiöse Gemälde und in Darstellungen aus der Reformationszeit. Die wich-^[folgende Seite]